HSH Nordbank will mindestens 30 Mrd. aus Rettungspaket, angeblich aber keine Fusion mit anderer Bank

by Dirk Elsner on 3. November 2008

Ausriss aus der Website der HSH Nordbank

Ausriss aus der Website der HSH Nordbank

Heute hat die HSH Nordbank die Katze aus dem Sack gelassen. Die Bank teilte mit, dass sie einen Garantierahmen von bis zu 30 Mrd. Euro beantragen werde. Ein Teil der Garantiesumme diene der Unterstützung des „erfolgreichen Geschäftsmodells“ (Zitat aus der Presseerklärung) der Bank, der andere wird vorsorglich als Puffer genutzt, sollten die Turbulenzen an den Finanzmärkten die Abdeckung weiterer Risiken erfordern.

Damit will sie zunächst nur den Garantieteil des Hilfspaketes nutzen. Die Nutzung direkter Eigenkapitalhilfe hält sie sich aber offen. In dem Pressetext heißt es dazu:

„Vor dem Hintergrund des nach wie vor geplanten Börsenganges, der aber im aktuellen Umfeld nicht durchgeführt werden kann, prüft die Bank weiterhin die Rekapitalisierungsmöglichkeiten durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz.“

Im Klartext bedeutet dies, die 30 Mrd. Garantiesumme könnte sich noch durch weitere Beträge erhöhen.

Im Handelsblatt heißt es ausserdem ergänzend zu möglichen Fusionsgerüchten:

„Die HSH hat trotz der aktuellen Probleme im Zuge der Finanzmarktkrise keinen Bedarf, sich mit einer anderen Landesbank zusammenzuschließen. Das Thema stehe „im Moment nicht auf der Agenda“, sagte Vorstandschef Hans Berger“

Ich bin mir nicht sicher, ob die HSH Nordbank diesen Kurs beibehalten wird oder ob nicht doch ein Zusammenschluss mit einer anderen Landesbank anstehen könnten. Erster Kandidat wäre hier die räumlich in der Nähe angesiedelte NordLB, um die es aktuell sehr ruhig geworden ist.

Ob das Nein zu einer Fusion die richtige Strategie sein kann, ist offen. Nach der Fusion der Landesbank Schleswig Holstein mit der Hamburgischen Landesbank zur HSH Nordbank im September 2002 hatte die Bank laut Geschäftsbericht für das Jahr 2003 im Konzern 4.724 Mitarbeiter beschäftigt und erhoffte sich Kosteneinsparungen im Umfang von 150 Mio. € pro Jahr. Im Bericht zum 2. Quartal 2008 wies sie 4.909 Mitarbeiter aus, 153 mehr als ein Jahr zuvor und 185 mehr als unmittelbar nach der Fusion.

Die den Eigentümern mit der Fusion versprochenen Einsparungen sind zumindest vordergründig betrachtet, nicht über das Personal erfolgt. Allein über das Wachstum des Geschäftsvolumens kann aber der Mitarbeiterzuwachs auch nicht begründet werden. Ende 2002 betrug das Geschäftsvolumen 211 Mrd. €, zum Ende des 2. Quartals 2008 237 Mrd. €. Das entspricht einem Zuwachs von lediglich 12% in fünfeinhalb Jahren.

Die Eigentümer dürften also langsam ungeduldig werden. Dies könnte insbesondere für den  US-Finanzinvestor JC Flowers gelten, der mit 27 Prozent beteiligt ist und bisher gehofft hat, seinen Einsatz nebst ordentlicher Rendite durch einen Börsengang zurück zu erhalten. Am Börsengang wolle das Institut festhalten, nennt aber keinen Termin mehr.

Bereits im Spätsommer war klar, dass sich die HSH-Nordbank nicht ohne Leck durch die Finanzkrise steuern lässt. HSH Nordbank-Chef Hans Berger schloss im September weitere Wertberichtigungen auf das Kreditinvestment-Portfolio nicht aus, wenn sich die Lage nicht verbessern würde, hieß es im September in der Financial Times.

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