US-Rettungsplan: Hilfe für AIG wird auf 150 Mrd. US$ aufgestockt

by Dirk Elsner on 10. November 2008

Ausriss aus Hompage aig.com

Ausriss aus Hompage aig.com

Da kann einem fast der Atem stocken, wenn man liest, in welchem Rhythmus und um welche Beträge der Rettungsplan beim US-Versicherer AIG aufgestockt werden. Heute ist auf der Website des Wall Street Journals zu lesen, dass das Rettungspaket für die American International Group auf 150 Mrd. $ aufgestockt wird. AIG hatte kurz nach dem Zusammenbruch der Investment Bank Lehman Brothers von der US-Regierung Mitte September zunächst Nothilfen in Höhe von 85 Mrd. $ erhalten. Kurz zuvor hatte sie den Kapitalbedarf zunächst auf nur 20 Mrd. $ beziffert.

Die Regierung erhält dafür aber noch weitergehende Mitspracherechte bei dem Versicherungsriesen. Details dazu sollen erst heute bekannt gegeben werden.

Ob auch dieser Betrag ausreicht, ist weiterhin unklar. AIG hat einen umfangreichen Bestand an Credit Default Swaps (CDS), mit denen Kredite an andere Unternehmen versichert sind. Durch die große Anzahl sogenannter Kreditereignisse wird AIG immer wieder aus diesen CDS in Anspruch genommen.

Die Gesellschaft gehört zu den Hauptmarktteilnehmern auf dem intransparenten und kaum regulierten CDS-Markt, auf dem Unternehmens- und Hypothekenkredite in der ganzen Welt abgesichert werden. Insbesondere die Immobilienkrise in den letzten Monaten hat viele Kreditereignisse der CDS ausgelöst und zu Zahlungsverpflichtungen und damit zu hohem Kapitalbedarf von AIG geführt.

Ein Ausfall von AIG hätte dazu geführt, dass weltweit Finanzinstitute, die mit diesen Instrumenten die Ausfallrisiken ihrer Kredite direkt oder indirekt über AIG abgesichert haben, plötzlich höhere Ausfallrisiken in den Büchern gehabt hätten. Die Konsequenz: Viele Banken hätten weitere Abschreibungen vornehmen müssen. Die Folge: Sie hätten sich weiteres Kapital beschaffen oder die Kreditvergabe einschränken müssen.

Auch deutsche Banken wären massiv von einer AIG-Insolvenz betroffen gewesen. Dabei ist es unerheblich, ob sie sich über AIG oder andere Marktteilnehmer abgesichert haben. Der Ausfall von AIG hätte den 62-Billionen-Dollar Markt weiter ins Straucheln gebracht und hätte allein wegen der Markt- bzw. Absicherungslogik auch deutsche Institute betreffen müssen.

AIG hatt für Empörung gesorgt, nachdem bekannt wurde, dass der Konzern seinen Mitarbeitern weiterhin Aufenthalte in Luxushotels spendierte. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Abfindungspolitik des Versicherers: Ex-Vorstandschef Martin Sullivan sicherte sich einen “Goldenen Handschlag” über 15 Mio. $ und eine Barzulage von 5 Mio. $. Joseph Cassano, dessen Sparte den Großteil der AIG-Verluste verursachte hatte, erhielt ganze 34 Mio. $. Der Konzern kündigte inzwischen an, die Abfindungen zurückfordern zu wollen.

Weitere Details zu der aktuell AIG-Aufstockung sind im Blog von Egghat zu finden mit vielen weiteren Quellen.

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Daniel Schneider November 13, 2008 um 11:30 Uhr

noch vor einigen Wochen hatte US-Finanzminister Henry Paulson den (politischen) Freund und Feind bekniet, das von ihm mit entworfene 700 Mrd. schwere Rettungspaket für die Finanzbranche abzusegnen. Daher verwundert seine gestrige „Rolle rückwärts“ umso mehr. Und sorgt für Verstimmung an den Aktienmärkten.

Paulson überraschte mit der Ankündigung, die vorgesehenen 700 Mrd. US-Dollar nicht mehr ausschließlich zur Stützung der Finanzbranche verwenden zu wollen. Stattdessen soll ein Teil in die Stützung des Verbraucherkreditmarktes und somit zur Ankurbelung der lahmenden Konjunktur verwendet werden. Laut Paulson sei die ursprüngliche Absicht, den Banken notleidende mit Hypotheken verbundene Vermögenswerte abzukaufen, „nicht der effektivste Weg“ das Geld einzusetzen.

Als ich diese Meldung las, habe ich nur den Kopf geschüttelt.

Mehr dazu noch:
http://www.sharewise.com/news_articles/2029-Rettungspaket-Handel

Gruß Daniel

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