Wieviel Behavioral Economics wird Obamas Wirtschaftspolitik enthalten?

by Dirk Elsner on 10. November 2008

Ausriss aus Homepage von Richard Thaler

Ausriss aus Homepage von Richard Thaler

Vor ein paar Tagen hatte ich in diesem Blog eine Zusammenfassung von wirtschafts- politischen Aussagen aus dem Wahlprogramm von Barack Obama veröffentlicht. Die sagten allerdings noch nicht viel über die Philosophie der Wirtschaftspolitik der künftigen US-Administration aus.

Aber auch nach ein wenig Quellenstudium, kann ich die mit der Überschrift gestellte Frage mit diesem Artikel nicht beantworten. Vielleicht befindet sich unter den Lesern ja der eine oder andere Volkswirt, der eine qualifizierte Antwort liefern kann. Ich kann hier nur ein paar Indizien liefern.

Obama ist eng verbunden mit der University of Chicago. Von dort stammt auch der Monetarist Milton Friedmann. Allgemein wird Obama aber nicht als Monetarist charakterisiert. Eng mit Chicago ist eine weitere Denkrichtung der Ökonomie verbunden.  Die Behavioural Economics, eine Denkrichtung, die Erkenntnisse aus der Psychologie in ökonomische Modelle  integriert. Ein Vertreter diese Schule, Richard Thaler (siehe Bild), lehrt an der  University Of Chicago Graduate School Of Business und ist eng verbunden mit Austan Goolsbee, einem wirtschaftlichen Berater von Obama.

Eine stichhaltiges Argument ist dies allerdings noch nicht. Zwar vermutete auch die New York Times bereits im August ein großes Interesse von Obama an den Behavioral Economics. Aber in seinem Team, dass Obama am Freitag auf der Pressekonferenz hinter sich versammelt hat, befanden sich auch Vertreter der alten Chicago Schule, wie ein US-Blog herausgearbeitet hat.

Die wirtschaftspolitischen Vorstellungen von Obama werden gern auch unter Obamanomics zusammengefasst. Genau lassen sich die Obamanomics derzeit noch nicht charakterisieren. Die wirtschaftspolitische Agenda von Obama nennt vorwiegend Ziele, die erreicht werden sollen, schweigt sich aber bisher aus, wie diese Ziele konkret umgesetzt werden sollen.

Bevor also die Behavioral Economisten den Siegeszug ihrer Denkrichtung feiern, wäre ohnehin herauszuarbeiten, was die Kennzeichen einer Wirtschaftspolitik der Behavioral Economics überhaupt ausmachen könnte. Die Behavioral Economics sind ursprünglich aus der Finanzmarkttheorie (Behavioral Finance) heraus entstanden, um Marktphänomene zu erklären, die nicht im Einklang mit der gängigen Kapitalmarkttheorie stehen. Daraus entstanden sind zahlreiche Erklärungsmodelle, die das Verhalten der Marktteilnehmer berücksichtigen.

Es ist zwar naheliegend, diese vorwiegend aus der Psychologie stammenden Erkenntnisse der Behavioral Economics auch im Rahmen volkswirtschaftlicher Programme zu berücksichtigen. Jedoch gibt es bisher wenige Erfahrungen mit solchen Maßnahmen.

Abschließend ist noch einem Mißverständnis entgegenzuwirken. Die Behavioral Economics sind nicht angetreten, um die neoklassische Wirtschaftstheorie komplett zu revolutionieren, sondern sie versucht diese Schritt für Schritt weiterzuentwickeln, in dem das Verhalten der Wirtschaftsakteure berücksichtigt und so die bisherigen Modelle mehr der Realität angenähert werden.

Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere sich mit Behavioral Economics beschäftigende Volks- oder Betriebswirt Interesse an dem Thema findet und dies in einem Gastbeitrag hier ausführlicher darstellen könnte. Gern auch in mehreren Abschnitten. Es dürfen aber auch gern Beiträge darunter sein, die sich in anderer Weise mit der künftigen Wirtschaftspolitik der Obama-Regierung befasst. Ich will mich nicht auf die Behavioral Economics als methodischen Rahmen beschränken. Interessierte können mir eine Mail an decoien(at)blicklog.com senden.

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