Coaching für alle Lebenslagen?

by Dirk Elsner on 19. November 2008

Klinsmann + Christian Nerlinger

Beim Fußball hat der Coach noch das Sagen

Coaching ist salonfähig geworden. Diesen Eindruck jedenfalls gewinnt man, wenn man mal Abseits von Finanz- und Wirtschaftskrise durch die Medien blättert. Vor einigen Monaten hatte die Zeit ein interessantes Dossier dazu veröffentlicht.  In diesen Tagen findet man ein Special der Wirtschaftswoche zum Thema mit Beiträgen und Beispielen. Auch hier lohnt die Lektüre. Der Leser erhält einen Überblick zum Stand des Coachings in Deutschland.

Eine exakte Begriffsdefinition bieten die Beiträge allerdings nicht. Und selbst die Coaching Verbände scheinen sich nicht einig bei der Definition zu sein. Man erfährt aus dem Dossier der Zeit immerhin, was ein Coach nicht ist, nämlich kein Berater, kein Trainer und auch kein Therapeut und dass sich Coaching an Menschen richtet, „deren Selbststeuerungsfähigkeit funktioniert, die gezielt nach systematischer Veränderung oder Perfektionierung streben.“ Andererseits gibt es mittlerweile Coaches für alle Lebenslagen. Das fängt bei der Gesundheit und der Ernährung an, geht über Image, Stilfragen, Kapital und Kompetenz bis hin zu Partnerschaft und Sex. Und natürlich bei der Karriere. Vor allem bei der Karriere.

Insbesondere in diesen Krisenzeiten haben die Coaches Hochkonjunktur, wenn man der Wirtschaftswoche glauben schenkt. Wer jetzt um seinen Job bangt, der geht entweder zum Headhunter oder zum Coach. Oder zu beiden gleichzeitig. „Allein 55,2 Prozent der Manager haben sich in den vergangenen fünf Jahren coachen lassen, so das Ergebnis einer exklusiven Umfrage der Düsseldorfer Personalberatung LAB Lachner Aden Beyer & Company unter mehr als 400 Managern“, schreibt die Wirtschaftswoche.

Aus meiner Berufserfahrung kenne ich vor allem den Organisationsentwickler, der auch eine Art Coach ist und Unternehmen dabei unterstützt ihre Organisation neu auszurichten und dabei vor allem auch die Akzeptanz ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter zu erhalten. Unser Coach hatte zwar keine Unternehmens- und Branchenkenntnisse, um daraus Empfehlungen abzuleiten. Er hat es aber regelmäßig (1x im Jahr) geschafft, dass Führungsteam zu bewegen, sich systematisch mit strategischen Fragen zu beschäftigen und daraus konkrete Maßnahmen für die Praxis abzuleiten. Wichtiger Nebeneffekt: Die Führungskräfte fühlten sich eingebunden und beteiligt, wodurch auch die Motivation selbst in rauhen Zeiten stieg.

Ob aber wirklich in allen Lebenslagen ein Coach notwendig, beantworten die Beiträge nicht. Früher waren Kollegen, Freunde, ja und manchmal sogar die Lebenspartner die besten Berater. Heute scheint das anders geworden zu sein. Es wird quasi der Eindruck vermittelt, ohne Coach können man sein Leben nicht mehr vernünftig strukturieren. Klar, dass diese Auffassung vor allem von den Beratern selbst vertreten wird.

Und es gibt auch kritische Betrachtungen zum Thema Coaching. So kritisiert Christopher Rauen den Narzissmus im Coaching. Ein weiteres Thema ist das Fehlen verbindlicher Qualitätsstandards für das Coaching. Dadurch wuchert eine immer größer werdende Grauzone, die dabei ist, das Produkt „Coaching“ insgesamt nachhaltig zu schädigen, befürchtet zumindest Eberhard Hauser.

Blogs zum Thema Coaching

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