So langsam richtet sich die Aufmerksamkeit im Fall Madoff auch auf diejenigen, die für ihre Kunden Geld bei Madoff angelegt haben. Bereits Mitte Dezember hatte der Blick Log die Provisionsmaschinerie der Vermögensverwalter und Fonds stark kritisiert. Nun wird endlich Druck gemacht. Verstärkt wird dies auch durch einen Artikel am Dienstag in der New York Times über die Verbindungen der österreichischen Bank Medici.
Sonja Kohn, die Mehrheitseigentümerin (75%) und ehemalige Chefin der mittlerweile unter staatlicher Aufsicht stehenden Bank, soll eine enge Freundschaft zu Madoff gepflegt haben und Milliardenbeträge für Madoff von wohlhabenden Menschen eingeworben haben. Die Klientel soll dabei vorwiegend aus Osteuropa und arabischen Ländern kommen. Wie Madoff selbst, soll Kohn Investoren mit dem Versprechen geworben haben, ihnen Zugang zu einem sonst nicht erreichbaren elitären Investmentzirkel zu ermöglichen.
Empfehlenswert zum Netzwerk von Bernard L. ist diese Darstellung des Wall Street Journal mit Madoff´s Freundeskreis.
Die Bank Medici reagierte übrigens umgehend mit einem Dementi auf den Artikel der New York Times: „Die Bank Medici möchte darüber hinaus nochmals festhalten, dass die Bank fast ausschließlich internationale institutionelle Kunden hat, kein Retailgeschäft betreibt und keine Akquisition bei vermögenden Privatkunden vornimmt.“
Zahlreichen Dach-Hedge-Fonds droht als Folge des Madoff-Skandals nicht nur ein weiterer kräftiger Kapitalabfluss, sondern möglicherweise sogar die Schließung, schrieb das Handelsblatt. Anleger werfen Dachfonds vor, die Geld bei Madoff investiert haben, schlichtweg Versagen vor.
Und tatsächlich scheint es unglaublich, wie fahrlässig selbstverständliche Kontrollmechanismen nicht funktioniert haben sollen. Hier allein die Schuld Auf Madoff zu schieben, greift viel zu kurz. Aussagen wie in der Presseerklärung der Bank Medici „Für die Bank Medici kam der Betrugsfall Madoff wie für die gesamte Finanzcommunity inklusive der US Finanzaufsicht wie ein Schock“ muten äußerst naiv und unproffessionell an, angesichts der großen Anlagebeträge und geflossenen Provisionssummen.
Aber auch Anleger in andere Dachfonds und Klienten von Vermögensverwaltern sollten hartnäckig bei ihren Beratern die Anlagepolitik hinterfragen und sie zur Transparenz der Provisionsmaschine auffordern. Sie werden dann feststellen, wer alles an ihrem Geld mit verdient.
Nachtrag am 12.1.09
Mittlerweile macht sich die Unzufriedenheit auch in Umfragen bemerkbar, wie Zeitenwende berichtet. Damit dürfte der Druck auf die Vermögensverwalter und Berater steigen, das anzubieten, was sie am wenigsten mögen: Transparenz
Weitere Berichte zum Fall Madoff aus den letzten Tagen
Entscheider Blog: Geheim – Ich weiß, was Du nicht weißt!: lesenswert, schreibt über den Verrat von Madoffs Söhnen
Zeitenwende: Jetzt hat auch Indien einen Madoff
NYT: Court Filing Details Items Sent by Madoff
NYT: Austria’s ‘Woman on Wall St.’ and Madoff
WSJ: Madoff Tried to Stave Off Firm’s Crash
NYT: The Rules That Madoff’s Investors Ignored
Time: The Ponzi Scheme in Every Hedge Fund
FAZ: Betrugsskandal um Bernard Madoff Staatsanwaltschaft verlangt Untersuchungshaft
Wiwo: Schwindel Chronik bekannter Lügen
FTD: Madoff-Ermittler prüfen Rolle von Fonds in Steuerparadiesen
FTD: Deutsche Anleger jagen Madoff-Gelder
Spon: Milliardenbetrüger Madoff droht U- Haft
Teleopolis: Hedge Fonds abgezockt
HB: Madoff-Skandal: Hedge-Fonds handelten zu fahrlässig
FTD: Madoff verschickte Juwelen per Post
NYT: Bid to Revoke Madoff’s Bail Cites His Gifts
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