In der Medienszene hat die Schließung des deutschen Ablegers von Bloomberg TV ja eingeschlagen wie das Zündblättchen einer Spielzeugpistole. Niemand scheint den Abgang des seit 1998 funkenden deutschsprachigen Wirtschaftssenders zu bedauern. Einige wenige Meldungen sind über Google News zu finden und nicht eine Blogreaktion (über Rivva und Twingly). Für deutlich mehr Reaktionen sorgt da übrigens die Schließung von Zoomer, einem Online-Was-auch-immer-Projekt des Holtzbrinck-Verlages.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich das Programm nur einmal über einen längeren Zeitraum verfolgt und zwar während eines Urlaubs in Ägypten und das nur, weil dort kein anderer Wirtschaftssender zu empfangen war. Das deutsche Bloomberg, das zu 80 Prozent Bloomberg und zu 20 Prozent Merrill Lynch gehört, kommt nicht einmal ansatzweise an die Qualität seines amerikanischen Mutterprogramms. Es zeichnet sich durch wenig Tiefgang und der ständigen Wiederholung der gleichen Schlagzeilen aus. Jeder User der Internetseite von bloomberg erhält mehr Infos als durch das Programm, dass sich eher als Werbeplattform für Analysten und Wertpapiergesellschaften profiliert hat als durch journalistische Qualität.
Wolfgang Thaenert, Chef der hessischen Medienanstalt, sagte zum bevorstehenden die Einstellung sei ein schwerer Schlag für die Meinungsvielfalt und den Wirtschaftsstandort. Scheint fast so, als müsse er so etwas sagen. Aber damit wird er wohl ziemlich allein mit seiner Meinung stehen. Die A-Promis aus der deutschen Wirtschaftsoberliga haben den Sender auch eher gemieden.
Bloomberg kürzt aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Bloomberg lebt von der Finanzindustrie: Ihr Niedergang bedeutet den Verlust vieler Abnehmer für den Nachrichtenservice, außerdem brechen dem TV-Netzwerk (im Vergleich zu weniger speziellen Medien) überproportional viele Werbekunden weg, schrieb der Kress Mediendienst.
Wirtschaftssender haben es schwer in diesen Zeiten. Und wer die letzten Tage von Bloomberg sehen will, der kann sich das noch antun, denn immerhin sendet das Programm noch.
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Ich weiß ja nicht, in welchen Kreisen der Schreiber verkehrt, aber die Unternehmer, Berater und Journalistenkollegen, die ich kenne, bedauern die Einstellung des deutschen Ablegers von Bloomberg alle ungemein, und ich tue das auch. Schließlich war dies der einzige Fernsehsender, in dem ausführliche und sehr sachkundig geführte Interviews mit CEOs etwa von M-Dax-Unternehmen über deren Strategien geführt wurden, und auch die meisten übrigen Interviewpartner haben ein höchst wertvolles Wissen vermittelt.
A. Krätzer
Als Informationssender für Wirtschaftsnachrichten taugte das deutsche Bloomberg TV nicht. Da bieten Handelsblatt, ftd und faz deutlich mehr Nachrichten. Verglichen mit dem US-Bloomberg oder CNBC wirkte der deutsche Ableger flach und oberflächlich. Bloomberg hat aus meiner Sicht auch längst nicht das Informations-Potential der Bloomberg-Agentur ausgeschöpft. Ich erinnere mich als ich täglich während eines Urlaubs am Morgen dem Programm folgte. Ich hatte den Eindruck einer Endlosschleife, weil die drei Topmeldungen alle 10 Minuten wiederholt wurde.
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