Werder beendet Depression – So könnte es auch in Wirtschaft laufen

by Dirk Elsner on 27. Februar 2009

War das ein Fußballspiel, das wie in guten alten Zeiten nur im Radio übertragen wurde (siehe dazu diesen Bericht mit Links zu Mitschnitten). Der Dramatik und Spannung tat das allerdings überhaupt keinen Abbruch. Sensationell egalisierten die Bremer einen 0:2-Rückstand gegen die Altstars vom AC Mailand und schafften damit den Einzug in das Achtelfinale des Uefa-Cups. Claudio Pizarro hat für Werder Bremen das Fußball-Wunder gegen die Mailänder Maurer perfekt gemacht und die Hanseaten mit zwei Kopfball-Toren aus der dunkelsten Phase der letzten 7 Jahre geschossen.

Und ich komme nicht an einem Vergleich mit der Wirtschaft vorbei, weil die Lage bei den Bremern abstrakt gesehen viel mit der gegenwärtigen Wirtschaftlage gemeinsam hat. Einer Hochzeit im ersten Halbjahr 2008 folgte ein unglaublicher und nicht für möglich gehaltener Absturz des Teams. In den letzten Wochen bäumte sich die Mannschaft immer wieder auf, schoss dann aber nicht die entscheidende Tor und musste ganz bittere Niederlagen einstecken. Das ist in etwa so, wie Obama es mit seinen riesigen Wirtschaftsprogramm und seinem Bankpaket versucht und bisher noch nicht durchgedrungen ist. Anstatt deprimiert die Saison aufzugeben hängte sich das Team auch heute wieder neu rein. Trotz überlegenem Spiel in der ersten Halbzeit nutzen aber die Mailänder zwei Torchancen für zwei Tore.

Kaum jemand hätte nach der Pause noch einen Cent auf die Bremer gesetzt. Meine Stimmung war am Boden, auch weil sich parallel bereits der außerbörsliche DAX wieder einmal stark in Richtung Süden bewegt hatte. Aber Werder fügte sich nicht der Niederlage, bäumte sich auf und kämpfte. Bis zur letzten Minute zitterten Hunderttausende an den Radios und lauschten der Reportage von Henry Vogt und Heiko Neugebauer, die in Bremen zur Legende werden könnten. Sehr schön gemacht.

So kann es also gehen. Kämpfen, nicht den Mut verlieren und nach einer Niederlage wieder aufstehen und weiterkämpfen. Das Vorbild auch für die Wirtschaft? Wenn es so gehen soll, dann ist zunächst das Spitzenpersonal auszutauschen, denn die Unternehmensbosse liefern derzeit nicht einmal in Ansätzen das ab, was notwendig wäre. Das Gegenteil ist der Fall, wie Hans von der Hagen in der Süddeutschen festgestellt hat:

Es” … gilt das alte Bundeswehr-TTV: täuschen, tarnen, verpissen. Damit schadet sich die Wirtschaft einmal mehr und später wird man einmal über diese Krise sagen müssen: Am Anfang stand die Gier, am Ende das Wegducken. Es ist erstaunlich, wie still die großen Industrie- und Bankenverbände – nicht nur in Deutschland – durch die Krise steuern.  Die Wirtschaft und vor allem die Finanzindustrie wären gut beraten, wenn sie kraftvoller auftreten und damit signalisieren würde: „Wir können auch etwas gegen die Krise tun.“  Sollte aber die Wirtschaft weiterhin so profillos bleiben, werden die Märkte nicht zur Ruhe kommen. Erst wenn sich das ändert, sind wieder Gedanken über Buchstaben und Konjunkturverläufe angebracht. Wie wäre es mit einem U?”

Erste Pressestimmen zum Spiel

Pizarro beschert Bremen „Wunder von Mailand“

Kicker: Pizarro bestraft passive Mailänder

KSY: 2:2 – Werder schafft das Wunder

KSY: Naldo meldet die Milan-Stars völlig ab

Bild: Pizza köpft Werder in den Euro-Himmel

HB: Pizarro beschert Bremen das „Wunder von Mailand“

Kicker: Bremen schafft die Sensation

Welt: Sensation durch Werder

Radio Bremen: Werder im Achtelfinale des UEFA-Pokals

Wunder – und weg? Europa jagt  Diego

Zoomer: Bremen schafft die Sensation – Werder und HSV im Achtelfinale

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