Citi sorgt für kochende Kurse und zaghafte Entspannung bei Kreditrisiken (incl. Link auf interne Memo der Citigroup)

by dels on 11. März 2009

Eigentlich sollten wir uns ja freuen über die kräftige Kurserholung der Börse, die gestern vor allem von den Banken angetrieben wurde. Meine Euphorie hält sich allerdings in Grenzen, weil wir häufiger in den letzten Wochen einzelne solcher Tage erlebt haben. Wenige Tage später folgte dann aber wieder die Umkehr in Richtung Süden. Interessant ist, dass die Erholung von den Banken und insbesondere der Citigroup ausgeht.

Das von der Finanzkrise schwer gebeutelte Geldhaus schreibt nach der Rettung durch die Regierung nach eigenen Angaben wieder Gewinne. Die Nachricht beflügelte die gesamte Finanzbranche, schrieb das Handelsblatt. Dabei handelte es sich nicht einmal um eine offizielle Mitteilung, sondern nur um ein internes Memo (hier stellt das Handelsblatt das Memo bereit) von Citigroup-Chef Vikram Pandit, und das Memo ist sicher rein zufällig beim Wall Street Journal gelandet.  Aber sein positiver Kommentar zum Geschäftsverlauf seit Jahresbeginn (hier Daten vom Wall Street Journal bereit gestellt) hat die Bankentitel an der Wall Street und in Frankfurt durch die Decke gehen lassen. Das zeigt auch wie sehr die Märkte nach guten Nachrichten dürsten.

Merkwürdig daran ist, dass eine ähnlich positive Ankündigung vom Chef der Deutschen Bank, Joseph Ackermann, am Montag die Kurse kaum bewegt hat. Oliver Stock äußert sich in einem Kommentar skeptisch zu der aktuellen Entwicklung. Egghat glaubt an Realsatire.

Ich könnte mir ja jetzt auf die Schulter klopfen, weil ich bereits im am 15. Januar geschrieben habe, dass die angekündigten Horrorabschlüsse der Banken uns nicht schrecken sollten. Dennoch bin ich verwundert, weil der Markt für Kreditversicherungen (CDS) gestern Vormittag bei den Banken noch neue Rekordprämien gesehen hat und der Blog der Financial Times den Finanzsektor sehr dunkel in diesem Beitrag gezeichnet hat:  “pain in the financials (again)” stand dort geschrieben.

Am Nachmittag berichtet Alphaville dann von einer Erholung der CDS aufgrund des Citi-Memos. Setzt sich dieser Trend in den nächsten Tagen fort, dann wäre das ein gutes Signal für eine Entspannung der Kreditmärkte. Noch ist es allerdings zu früh, sich darüber zu freuen. Dennoch könnte eine Entspannung bei den Risikoprämien auch die Bewertungsprobleme der Banken mildern. Denn mit den neuen Rekordständen der CDS, die auch als Parameter in viele Bewertungsmodelle einfließen, hätte das 1. Quartal des Jahres noch weitere Abschreibungen auf viele Vermögenstitel (insbesondere die „toxischen“ Assets) bringen können. Die Abwärtsbewegung aus schlechten Nachrichten, höheren Risikoprämien, niedrigeren Bewertungen, höheren Abschreibungen, die dann wieder zu schlechten Ergebnissen und entsprechend schlechten Nachrichten führen, könnte so gestoppt werden.

Joerg März 11, 2009 um 12:16 Uhr

Hat sicher seine Gründe solche Meldungen so kurz vor einem Verfallstag zu streuen. Naja Euphorie ist das weniger, war gestern erstmal nen formidabler Shortsqueeze. Grade in der Aktien von Citigroup dürfte die halbe Welt short gewehsen sein. Aber wenn damit der DAX wieder über 4000 Punkte gehoben werden kann, mir solls recht sein. Hat ja auch ein Stück weit etwas von selbsterfüllenden Prophezeiungen wenn sich damit der Markt beruhigen lässt. Vielleicht waren ja auch die Äußerungen der Deutschen Bank am Tag davor erstmal eine Vorbereitung der Märkte, damit die Meldung der Citigroup glaubhafter rüberkommt.

eachtradingday März 11, 2009 um 11:02 Uhr

um die stimmung richtig zu deuten, muss man sich die kommentare anschauen.

die lachen darüber!

viele weißen auf den selben laut von einer mitteilung von wachovia hin, die wenige monate später pleite waren.

bei market-to-myth bewertungen ist aber alles möglich.

gruss
eachtradingday

Joss März 11, 2009 um 05:55 Uhr

Mir kommt das auch spanisch vor. Koennte es sich dabei um show-trading handeln,
dh. die Banken traden ihre Kurse selber ein wenig hoch und erzeugen so eine
Euphorie? So merkwuerdige Vorgaenge gab es im Vorjahr auch, als Bush noch
Praesident war.
Die Bankenmisere ist ja immer noch nicht geklaert, sie wird vielfach nur hingezogen.
Allzu vieles wird nicht in Angriff genommen. Aus diesem Grund koennte – und gibt
es sicherlich – einen Rueckzug sehr vieler privater wie institutioneller Anleger auf
eine Warteposition. Bloss Aktien rauf und runter handeln kann sich auf die Dauer
auch niemand leisten. Dies auch im Hinblick auf die von Banken nicht geloesten
Probleme, u.a. bie Kreditkarten wie auch gewerblichen Krediten. Vielfach wurden die
Kurssenkungen der Fed nicht durchgegeben sondern man im Gegenteil die Zinsen
fuer die Kunden hochgezogen. Das schaffte und schafft ein volkswirtschaftliches
Problem.
Und deswegen gibt es da vielleicht so was wie einen Streik der Investoren, die ganz
einfach mal weg bleiben. Was eigentlich auch eine sehr wirkungsvolle Art waere,
den Banken mal gehoerig nachzuhelfen. In so einem Fall waere es auch nicht
so schrecklich, wenn worubergehend die Kurse absinken wuerden. Ganz im
Gegenteil bedenkt man die Auswirkungen und Probleme der realen Volkswirtschaft
und um deren Zustand geht es ja letztlich als entscheidendes Kriterium.
Dann kommt noch die „Interpretationsmacht“ der Wall Street bzgl. der Maerkte
hinzu. Man spricht da an Stelle anderer, so als man diese waere. Alles ein Herz und
Selle und Gedanke waere. Das ist an und fuer sich schon mal Stoff fuer Satire,
die (quasi – technische) „Wir“ Sprache. Die Wall Street ist genauer gesehen nicht
die Maerkte, die ja, ebenfalls genauer besehen, dann individuelle Personen und
Handelnde sind, die schon mal fuer sich denken und entscheiden.

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