Warnung vor Dumping beim Verkauf toxischer Wertpapiere?

by dels on 11. März 2009

Das Thema toxische Wertpapiere lässt den Blick Log nicht los. Zwar ist weiterhin bedauerlich, dass das Thema bis auf wenige Ausnahmen in der deutschen Presselandschaft nicht stattfindet. Dafür wird man in den angelsächsischen Medien überschüttet mit Informationen, die sich bei meinem beschränkten Zeitbudget kaum durcharbeiten lassen. Heute soll es auch nur ein kurzes follow-up geben. Für eine etwas ausführlichere Darstellung verweise ich auf den Beitrag vom Montag und die dort angegebenen Quellen.

Die Washington Post jedenfalls hat angekündigt, dass mit weiteren Details zum Aufkauf toxischer Wertpapiere durch privat die Public-Private-Partnerships in den nächsten zwei Wochen zu rechnen ist. Die Vorsitzende der FDIC macht sich allerdings noch Sorgen um die Bewertung der Papiere. OK, das ist ja ohnehin die eine Billion Dollar Frage.

Derweil berichtet Calculated Risk, dass die Ausfallquoten bei kommerziellen Immobilienkrediten weiterhin niedrig sind, jedoch ein Anstieg befürchtet wird. reedconstructiondata befasst sich ebenfalls mit den toxischen Papieren und erinnert an das Modell zur Lösung der Savings and Loan-Krise:

“The next-wave push to get toxic assets off banks’ balance sheets will involve the private sector. In similar situations in the past (e.g., the Savings and Loans collapse), “vulture” funds have stepped in to buy the bad debt. Their motivation is to sell or disperse such securities at a profit. At present, too much uncertainty about asset valuation is still scaring them away.

Government can facilitate this process in two ways: (1) make available and/or guarantee loans to such private sector firms; and/or (2) guarantee a floor price for the securities acquired by such vulture firms, thereby reducing risk to an acceptable level. “

Seit Wochen frage ich mich ja, wie sich die Banken eigentlich zu dem Thema toxische Wertpapiere positionieren. Diese Papiere sind die Hauptursache dafür, dass den Steuerzahlern massive Risiken aufgebürdet werden. Der Commerzbank war das Thema trotz Milliardenhilfen gerade mal zwei Zeilen im vorläufigen Jahresbericht wert. Nun hat sich die britische Barclays Bank gemeldet. Sie befürchtet Untersuchungen des britischen Schatzamtes, wenn die toxischen Papiere verramscht würden. Angaben zur Bewertung sind aber leider in dem Presseartikel der Financial Times nicht zu finde.

Auch Fundstrategy befasst sich mit den toxischen Assets und den Problemen ihrer Bewertung. Unsicherheit bestehe vor allem wegen der Ursprungsforderungen, aus denen die Asset Backed Securities geschnürrt  worden sind und der Fähigkeit der ursprünglichen Schuldner, ihre Verbindlichkeiten auch zu bedienen.

Ein heute erst gesichteter Untersuchungsbericht des Financial Stability Forum aus dem vergangenen Jahr bestätigt meine These, dass ein Problem der Papiere die ausgetrocknete Liquidität ist. Viele Banken waren und sind nicht darauf vorbereitet, die komplexen Papiere so lange in ihren eigenen Beständen zu halten, schreiben die Autoren auf S. 7 des Berichts “Observations on Risk Management Practices during the Recent Market Turbulence” zu lesen. Dazu heißt es:

“This included retaining exposures in warehouse portfolios for significantly longer periods of time than expected when firms realized they were unable to find buyers for securities such as residential mortgage-backed securities (RMBS), ABS CDOs, and highyield bond exposures. Firms likewise found that they could neither syndicate to external investors their leveraged loan commitments to corporate borrowers nor cancel their commitments to fund those loans despite material and adverse changes in the availability of funding from other investors in the market. Moreover, some firms were required to fund contractual commitments backstopping a range of offbalance-sheet financing vehicles that they had not anticipated they would have to fund themselves, such as ABCP conduits. In other cases, firms under no contractual obligations still provided voluntary support to these and other off-balancesheet financing vehicles, including structured investment vehicles (SIVs), because of concerns about the potential damage to their reputations and to their future ability to sell investments in such vehicles if they failed to provide support during the period of market distress.”

Dies ist deswegen interessant, weil damit die Ursache für den Werteverfall nicht mit Problemen der Ursprungsforderungen begründet wird, sondern mehr mit der Refinanzierung. Denn aufgrund der kurzfristigen Halteabsicht haben die Institute diese Papiere nur kurzfristig refinanziert. Mit dem plötzlichen Ausbleiben von Käufern und der Fälligkeit von aufgenommenen Krediten gerieten aber viele Institute unter Druck und mussten zu stark reduzierten Preisen verkaufen. Diese Liquiditätsabschläge haben aber nichts mit der Bonität der Ursprungsforderung zu tun. Das klingt wie bei der 1637 geplatzten Tulpenblase. Die Tulpen waren ja noch Platzen der Blase  nicht weniger hübsch. Und die Asset Backed Securities haben sogar einen Vorteil im Vergleich zu den Tulpen: Sie verwelken nicht oder blühen vielleicht sogar noch auf.

Was gibt es sonst noch zum Thema zu lesen? Die Irish Times fragt sich, ob das britische Modell, toxische Wertpapiere zu versichern auch auf irische  Banken übertragbar ist.

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