Das Magath-Prinzip als neue Management Mode?

by Dirk Elsner on 27. April 2009

Als ich die Idee zu diesem Beitrag bei der Frühstückslektüre am Sonntag hatte, konnte ich noch nicht ahnen, dass Felix Magath mit seinem VFL Wolfsburg eine empfindliche Schlappe in der Lausitz erhalten würde. Aber unabhängig davon ob die Werksmannschaft am Ende der Bundesligasaison oben steht oder doch der FC Klinsmann, sicher werden bald die ersten Management-Gurus das “Magath-Prinzip” ausrufen.

Auf Ansätze zur “Guruisierung” deuten Artikel, wie der gestern in der Welt am Sonntag hin. In diesem und vielen anderen Artikeln wird der Eindruck erweckt, der Erfolg der Autostädter basiere auf der Strategie, alle Macht in einer Person zu vereinen. Im Fußball sind das nach herrschender Meinung die Funktionen als Trainer, Manager und Geschäftsführer. Felix Magath besetzt diese Positionen in Wolfsburg alle zusammen, wobei unbeantwortet bleibt, was eigentlich einen Manager von einem Geschäftsführer unterscheidet.

Ich habe große Zweifel, dass die Erfolgswelle ausgerechnet an der Konzentrierung der Macht in einer Person begründet liegt. Erst recht würde ich davor warnen, dieses Prinzip zum neuen Management-Prinzip auszurufen. Der Zusammenhang zwischen Methodeneinsatz (hier die Machtkonzentration) und Erfolg von Unternehmen (hier der gute Tabellenplatz oder gar der Meistertitel) ist nämlich kausal nicht zu begründen. In Wirklichkeit gibt es sowohl im Fußball als auch in der Unternehmenspraxis unzählige bekannte und auch unbekannte Erfolgsfaktoren, aus denen sich ein sicherer Erfolg nie berechnen lässt.

Für die Praxis bedeutet dies, weder professionelle Fußballvereine noch Unternehmen sollten sich vom “Magath-Prinzip” blenden lassen. Dieses Prinzip scheint in dieser Saison unter den spezifischen Bedingungen der VFL  Wolfsburg zu funktionieren. Nicht mehr und nicht weniger. Weder Vereine noch Unternehmen, die eine durchdachte Strategie entwickelt haben, sollten die jetzt voreilig wechseln. Ich garantiere schon heute, dass dies nur in Ausnahmefällen (und dann eher zufällig) zum Erfolg führt.

Damit meine ich nicht, dass das Magath-Prinzip schlecht sein muss. Ich warne nur davor, solche Prinzipien einfach nachzumachen und sich damit Gedanken zu einer eigenen Unternehmensstrategie zu ersparen. Gery Hamel definiert Strategie-Innovation als „die Fähigkeit, die Grundlagen des Wettbewerbs in bestehenden Branchen neu zu erfinden. Das bedeutet aber auch, sich eigene Gedanken zu machen. Hamel glaubt, dass Unternehmen sich selbst und ihre Spielregeln nur neu erfinden können, wenn sie eine Vielfalt der Meinungen, Eindrücke und Erfahrungen zulassen und eine umfassende Kommunikation innerhalb des Unternehmens und über seine Grenzen hinaus unter Einbeziehung aller Mitarbeiter fördern.

Auch Hamels Ansatz lässt sich nicht wirklich verifizieren. Man kann aber daraus lernen, dass es wenig Sinn macht, oberflächlich ein Prinzip nachzuahmen. Auch die Strategie des VFL Wolfsburg basiert auf mehr als nur der Machtkonzentration in einer Person.

 

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