Deutsche Bank mit weiteren Bewertungserleichterungen

by Dirk Elsner on 28. April 2009

Die Deutsche Bank hat ihre Quartalszahlen mit Geklingel um die Vertragsverlängerung von Herrn Ackermann begleitet. Vermisst habe ich in der öffentlichen Berichterstattung bisher Anmerkungen zu den von der Deutschen Bank in Anspruch genommenen Bewertungserleichterungen, die nämlich den Gewinn haben höher ausfallen lassen, als nach der früher üblichen Bewertung.

Von Tricksereien kann dabei allerdings keine Rede sein, denn die Bank versteckt keineswegs diese Informationen, sondern erläutert auf Seite 10 des Berichts (hier pdf Download), warum sie diverse Positionen nicht mehr zum Fair Value bewertet und in andere Bilanzpositionen umgegliedert hat. Sie schreibt:

“In Übereinstimmung mit den Änderungen zu IAS 39 und IFRS 7 wurden bestimmte finanzielle Vermögenswerte aus den Bilanzkategorien „zum Fair Value bewertet“ und „zur Veräußerung verfügbar“ in die Bilanzposition „Forderungen aus dem Kreditgeschäft“ umgegliedert. Wir haben im zweiten Halbjahr 2008 Vermögenswerte umgegliedert und im ersten Quartal 2009 weitere Umklassifizierungen vorgenommen. Bei den umgegliederten Vermögenswerten sind wir der Ansicht, dass der Fair Value den inneren Wert der Position aufgrund der mangelnden Liquidität in den Finanzmärkten momentan nicht wiedergibt und dass dieser innere Wert bei einer längeren Haltedauer realisiert werden kann. Wenn die Kriterien für eine Umgliederung erfüllt sind und die Vermögenswerte längerfristig gehalten und refinanziert werden können, sind wir der Meinung, dass die geänderte Bilanzierung den Geschäftszweck der Vermögenswerte adäquater widerspiegelt.

Die nachfolgende Tabelle zeigt zum einen den von uns ermittelten Quartalseffekt für den Unternehmensbereich CB&S auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung und zum anderen die Nicht in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung berücksichtigten Gewinne/Verluste, wenn die Instrumente weiterhin in der ursprünglichen Bilanzkategorie ausgewiesen worden wären. Die hieraus resultierenden Auswirkungen auf Marktrisikopositionen sind im Abschnitt „Wesentliche Risikopositionen an den Kreditmärkten“ dargestellt.”

image

Dies bedeutet aber im Klartext: Hätte die Bank nach den bisherigen Bilanzierungsvorschriften ohne Bewertungserleichterungen bilanziert, wäre der Gewinn allein durch diese Buchung um 1,165 Mrd. Euro niedriger ausgefallen.

Dies haben aber mittlerweile die Kapitalmärkte zur Kenntnis genommen und die Aktie auf Talfahrt geschickt. Im Handelsblatt ist dazu zu lesen:

„Robert Halver, Kapitalmarktexperte bei der Baader Bank, sagte: „Die Zahlen sind zwar überraschend positiv . Die Deutsche Bank hat aber traditionell ein gutes erstes Quartal.“ Problematisch dagegen sei das Kreditportfolio. Außerdem habe die Bank Bilanzspielräume ausgenutzt, um das Ergebnis aufzuhübschen. Auch Andreas Lipkow von MWB Fairtrade sieht durch die Bilanztricksereien „etwas Ernüchterung“ aufkommen.“

Über vermutete Zuschreibungen auf abgeschriebene Bestände habe ich keine Informationen gefunden. Dafür fallen aber die Wertminderungen durch Rückstellungen deutlich geringer aus als noch vor einem Jahr. Auf Seite 8 heißt es:

“Im Berichtsquartal waren weitere negative Marktwertanpassungen in Höhe von 1,0 Mrd € zu verzeichnen. Davon entfielen auf Rückstellungen für Monolineversicherer 841 Mio €, gewerbliche Immobilienkredite 48 Mio €, verbriefte europäische Wohnungsbaukredite 47 Mio € und Wertminderungen auf zur Veräußerung verfügbare Positionen 45 Mio €.

Im Vorjahresquartal beliefen sich solche negativen Marktwertanpassungen auf 1,4 Mrd € (davon auf verbriefte Wohnungsbaukredite 607 Mio €, gewerbliche Immobilienkredite 441 Mio €, Rückstellungen gegenüber Monolineversicherern 231 Mio € und Wertminderungen auf zur Veräußerung verfügbare Positionen 144 Mio €).”

Der Bericht ist trotz viele fehlender Informationen zu Fragen, die die Finanzmärkte und Öffentlichkeit in den letzten Monaten bewegt hat, für seine Transparenz beispielhaft. Natürlich gibt es noch viel mehr Informationen aus dem Bericht zu holen,  Aber das überlasse ich den Profis und Analysten. In der Zwischenzeit hat sich Dr. Ackermann auch persönlich geäußert.

Nachtrag

Aufgefallen ist das übrigens hauptsächlich in Blogs, wie in Zeitenwende, wo HHR schreibt über Pimp up my profit oder bei Egghat.

Weitere Meldungen zum Quartalsbericht

FAZ: Deutsche Bank mit 1,2 Milliarden Euro Gewinn

FTD: Deutsche Bank kehrt in Gewinnzone zurück

HB: Deutsche Bank: Moral oder Moralismus

FTD: Frühling der Finanzwelt: Hohe Erwartungen an die Deutsche Bank

Zur Finanzkrise

Blick Log: Die Mindmaps der Finanz- und Wirtschaftskrise

Previous post:

Next post: