Nach Merkel-Donnerwetter: Goldman Sachs macht in Deutschland den Anfang

by Dirk Elsner on 6. Mai 2009

Am Montag hatte die Kanzlerin heftige Kritik an Managern und Banker geübt. “Mit großem Missfallen nimmt die Kanzlerin zur Kenntnis, dass vor allem in der Bankenwelt kaum selbstkritische Töne in Bezug auf die Krise zu hören sind”, monierte ein Regierungsberater. Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs, muss das geahnt haben, denn schon vor dieser Schelte hat er dem Spiegel ein Interview gegeben, das zarte Selbstkritik erkennen lässt. Zu diesen “Eingeständnissen musste Dibelius aber erst durch die Fragen der Redakteure getragen werden. Hier ein paar Zitate:

“Rückwirkend betrachtet sieht manches in unserer Branche gierig aus, selbstbezogen und realitätsfremd, als ginge die Gesellschaft drum herum sie gar nichts an. Und ich gebe zu: Es ist uns insgesamt nicht gelungen, mit den Erwartungen umzugehen, die diese Gesellschaft an uns hat – als Individuum, als Institut, als Industrie. Manche Entscheidungen wurden in der Euphorie boomender Märkte getroffen. Im Nachhinein ist man immer klüger. Es ist daher auch verständlich, dass manche dieser Entscheidungen nun gegeißelt werden.”

“Wenn Gier vererbbar ist, dann gilt das für alle Menschen, nicht nur für Banker.”

“Viele gehen mit dem Boni-Thema sehr verantwortungsvoll um. Ich verstehe aber die gesellschaftspolitische Entrüstung und habe für mich persönlich immer akzeptiert, dass ich in schlechten Zeiten auch mit entsprechenden Einbußen leben muss.”

“Jetzt muss sich „kollektive Demut“ entwickeln!”

“Wie bei allen größeren Problemen gibt es auch hier nicht nur den einen Schuldigen.”

Lobenswert, dass sich Dibelius überhaupt so äußert, auch wenn einige Bankenkritiker damit nicht zufrieden sein werden, weil es zu weich gespült klingt. Dennoch sollte man erst einmal anerkennen, dass sich ein weiterer Top-Banker (Josef Ackermann hatte sich schon vor Wochen geäußert) überhaupt den kritischen Fragen stellt. Ein Detail, wie Goldman Sachs in dieser Finanzkrise arbeitet, hat Zeitenwende aufgespürt unter der Überschrift Immer wieder Goldman Sachs

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