Die Schlagzeilen aus der Finanzwelt nehmen nicht ab. Insbesondere sind gestern weitere Einzelheiten zu Steinbrücks Bad Bank Plan bekannt geworden. Die FAZ schreibt dazu u.a.:
“Der Gesetzentwurf für die „Bad Banks“ steht. Finanzholding-Gesellschaften oder Kreditinstituten oder deren Tochtergesellschaften sollen demnach ihre toxischen Wertpapiere nur mit einem Abschlag von 10 Prozent an Zweckgesellschaften übertragen können – es sei denn, dass dies die Kernkapitalquote des Instituts unter 7 Prozent drückt. Falls der tatsächliche Wert des Papiers höher ist, kann es auch damit auf die Zweckgesellschaft übertragen werden. Das sieht der Gesetzentwurf „zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung“ vor, der der F.A.Z. vorliegt und den das Kabinett an diesem Mittwoch beschließen soll.
Im Gegenzug erhalten die übertragenden Unternehmen in gleicher Höhe vom Finanzmarktstabilisierungsfonds garantierte Anleihen, die von den Zweckgesellschaften begeben werden. So sollen die Banken von Abschreibungsrisiken befreit werden. Ziel ist es, sie in die Lage zu versetzen, wieder mehr Kredite vergeben. Noch vor der Sommerpause will die große Koalition das Gesetz durch den Bundestag bringen. Ob das Kabinett am Mittwoch auch eine Erklärung zur Konsolidierung der Landesbanken beschließen wird, blieb am Montag bis zuletzt offen, da sich die Länder offenbar nicht auf eine gemeinsame Position verständigen konnten.”
Nach erster und zugegeben flüchtiger Lektüre der vorhergehende und weiterer Absätze klingt das in dem Gesetzentwurf beschriebene Verfahren, das am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden soll, kompliziert. Da ist die Kritik vorprogrammiert noch bevor man sich die Mühe macht, das Modell zu verstehen. Sofern diese allerdings von den Kreditinstituten kommt, hoffe ich auf verwertbare Gegenvorschläge.
Persönlich hätte ich der Bundesregierung geraten, sich dichter an das US-Modell zu wagen und eine marktnahe Lösung für die „toxischen“ Papiere zu suchen. In den USA werden die distressed Assets bekanntlich über ein staatlich gefördertes Auktionsverfahren an Fonds verkauft. So hofft man einen geeigneten Preis für die weiterhin schwer zu bewertenden verbrieften Forderungspakete zu finden.
Ähnlich argumentiert auch Hans Peter Grüner in einem Blogbeitrag für das Handelsblatt. Er schreibt u.a.:
„Ziel einer Bad Bank Lösung müsste es sein, einen ausreichenden Teil der Wertpapiere zu Preis zu erwerben, der möglichst dem langfristigen Ertragswert der Assets entspricht. Für solche Probleme asymmetrischer Information hat die Auktionstheorie Mechanismen parat, die teilweise auch in Experimenten und im Feld getestet wurden. Das sogenannte Revelationsprinzip legt nahe, dass der Ankauf von Wertpapieren einmalig und zentral über einen Auktionsmechanismus geschehen kann. Auch wenn der Staat bei der Bewertung der Wertpapiere gegenüber den Banken im Nachteil ist, so lernt er im Zuge der Auktion, den von Banken erwarteten Ertragswert der Assets. Beim sequentiellen Verhandeln ist es hingegen schwer zu vermeiden, daß man entweder rasch bei teuren Angeboten zugreift oder gute Angebote zu lange ignoriert, weil man den Rest des Marktes noch nicht kennt. Dieses strategische Verhalten dürfte verhindern, dass der Staat die Wertpapier zu ihrem langfristigen erwarteten Ertragswert aufkaufen kann.“
Nun scheint es aber auf ein deutsch-bürokratisches Verfahren hinauszulaufen. Aber bitte, bevor wir es wieder alle besser wissen, sollten wir erst einmal den Entwurf lesen. Bis der erscheint kann uns diese Geithner-Parodie aus der US-Sendung Saturday Night Live aufheitern:
Zum Thema Bad Bank und weitere Meldungen aus dem Finanzsektor
NZZ: Die Dresdner Bank verschwindet
FTD: Aktionäre haften für Bankenmüll
FAZ: Einigung auf einen Gesetzentwurf zu „Bad Banks“
Welt: Aktionäre sollen für deutsche „Bad Bank“ bluten
NZZ: Widerstand gegen Steinbrücks «Bad Banks»
Besser, aber noch nicht wirklich gut
HB: Banken nutzen Soffin-Mittel nicht aus
RMRG: „Bad Bank“-Pläne entfachen breite Debatte / Preisfindung für toxische Wertpapiere entscheidend
Alphaville:Stress test capital shortfall could have been $68bn bigger
HB: Bernanke lässt Kritik an Banken-Prüfung kalt
Zeit: Geldbedarf der US-Banken verhandelt, nicht berechnet
Börsennotizbuch: Strategie in der Bankenkrise: Durchmogeln!
Alphaville: Has the CDS rally gone too far?
FTD: Carsten Schneider – Der Milliardenjongleur
FAZ: Der lange Weg zu den guten Banken
HB: Wall Street: Neuer Stress für Bankaktien
WSJ: HSBC Is Gloomy On U.S. Mortgages
NYT: Banks Brace for Credit Card Write-Offs
Guardian: Darling may ask investment banks to detail their funeral arrangements
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