Beim Aufarbeiten meiner Zeitungen der vergangenen Woche stieß ich auf einen Artikel im Handelsblatt über das Startup PaperC. Felix Hofmann und Martin Fröhlich haben eine Fachbuch-Plattform im Internet gegründet. Paper C ermöglicht seinen Nutzern die komplette und kostenlose Konsultation von Fachbüchern. Erst, wenn man ein Kapitel ausdrucken oder Zitate im Text markieren will, wird Geld fällig, nämlich fünf Cent pro Seite, wie an den meisten Kopiergeräten.
Wenn Paper C tatsächlich das umsetzt, was der Artikel verspricht, dann entsteht daraus endlich ein anwenderfreundliches und faires Geschäftsmodell, das einen breiten Zugang zu Fachliteratur ermöglicht und gleichzeitig einen, wie ich finde, fairen Preis berechnet, wenn man die Inhalte weiternutzen und verarbeiten will.
Das Handelsblatt bezeichnet das Modell als kleine Revolution:
“Noch nie haben Fachbuchverlage ihre Werke von der ersten bis zur letzten Seite frei im Internet zugänglich gemacht, selbst E-Books muss der Kunde vor dem Lesen komplett kaufen. PaperC will ein neues Geschäftsmodell etablieren: Der Kunde zahlt nicht für das Buch an sich, sondern für den Zusatznutzen, den das Internet-Portal ihm bietet: zum Beispiel den Druck ausgewählter Seiten am heimischen Tintenstrahler oder die digitale Zitateverwaltung.”
Bisher läuft PaperC im Betatest mit einem geschlossenen Benutzerkreis. Registrieren kann man sich leider nur, wenn man eingeladen wird. So bleibt mir ein erster Eindruck verwehrt. Bislang sind sind allerdings erst 763 Fachbücher online, der Artikel im Handelsblatt spricht von 3.000 Fachbüchern.
Jedenfalls scheint mir dieses Modell deutlich besser geeignet als z.B. der E-Bookshop ciando, den ich vor einigen Jahren testete und eher frustriert wieder verwarf. Auch bei Ciando gibt es in elektronischer Form Fachbücher. Allerdings kann man vorher nicht hineinsehen und nach dem Erwerb legt das Digital Rechte Management so umfangreiche Fesseln an, dass das Arbeiten mit dieser Form elektronischer Bücher keinen Spaß machte. Der Höhepunkt war, als ich meine Daten auf einen neuen Rechner portierte und dann alle Dokumente neu registrieren lassen musste. Mag sein, dass ciando sein restriktives Rechtemanagement mittlerweile gelockert hat und ich dem Anbieter Unrecht tue. Mir hat es damals die Freude an elektronischer Fachliteratur verdorben, zumal die Übernahme von Zitaten beschränkt war. Die Bücher waren trotz eingeschränkter Nutzung nur unwesentlich günstiger als die Printtitel. Dafür konnte man immerhin Bücher auch kapitalweise laden.
Aber zurück zu PaperC. Ein genauer Starttermin scheint noch nicht festzustehen. Der Projekt erhält aber bereits Vorschusslorbeeren. Neben dem wohlwollenden Handelsblatt-Artikel wurde PaperC lt. Blog für den AKEP-Award nominiert. Der Innovationspreis für elektronisches Publizieren des Börsenvereins "AKEP Award" wird seit dem Jahr 2005 jährlich für herausragende Leistungen, Projekte und Produkte im Bereich der elektronischen Medien verliehen. Veranstalter ist der Börsenverein. Initiiert und organisiert wird der Preis vom Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AKEP) im Verleger-Ausschuss des Börsenvereins.
In der Wissenschaft läuft derzeit ja eine Diskussion Open Access und Urheberrechte.”Ausgelöst durch den Artikel Eine heimliche technokratische Machtergreifung des Heidelberger Germanisten Roland Reuß in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 11. Februar 2009 kam es in den deutschen Medien zu einer anhaltenden Debatte um Open Access, die Publikationsfreiheit wissenschaftlicher Autor/innen und die Zukunft mittelständischer Wissenschaftsverlage. Im Zentrum der Kontroversen steht der Vorwurf, dass Open-Access-Mandate oder etwa die Bindung der Vergabe von Fördermitteln an eine Open-Access-Publikation von Forschungsergebnissen Wissenschaftler/innen in ihrer Publikationsfreiheit einschränkten und mittelständische Verlage in ihrer Existenz bedrohten (mehr dazu hier mit zahlreichen Presseartikeln).
Ich drücke PaperC jedenfalls die Daumen und bin gespannt auf den Start.
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