Martin Blessing scheint neben Josef Ackermann der einzige Banker zu sein, der sich regelmäßig mit Interviews an die Öffentlichkeit traut. Freilich versteht auch Blessing es nicht, neue oder ermutigende Impulse zu setzen oder gar eine Führungsrolle im Bankensektor für sein Institut zu reklamieren. Dennoch enthält das Interview des Handelsblatts ein paar festhaltenswerte Aussagen:
Noch sehen wir im Mittelstand keine Insolvenzwelle auf breiter Front. Das kann sich ändern. Noch einmal: Alles hängt davon ab, wie lange die Krise dauert und wann die Wirtschaftsentwicklung wieder anzieht.
Im Mai haben wir in Teilen eine Marktberuhigung gesehen. Im Juni gab es dann wieder Rückschläge. Das kam nicht unerwartet. Operativ ist die Entwicklung der Geschäftsbereiche im zweiten Quartal sehr unterschiedlich – im Übrigen ist das Quartal noch nicht zu Ende.
Was also sind die Lehren aus der Krise?
Wir müssen verhindern, dass das Kasino wieder öffnet. Dazu brauchen wir international koordiniert mehr Transparenz, aber nicht mehr, sondern bessere Regulierung. In meinen Augen müssen Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden schnell handeln. Meine große Sorge ist, dass einige Banken im kommenden Jahr wieder satte Renditen im Investment-Banking erzielen und sich trotz impliziter Staatshilfen deutlich höhere Boni genehmigen, während die Arbeitslosigkeit steigt und viele Unternehmen ums Überleben kämpfen.
Was also ist nötig?
Wenn ich sehe, dass in New York und London schon wieder einige Wettbewerber mit garantierten Boni Mitarbeiter abwerben, ist mein Vertrauen in die Selbstregulierungskräfte des Marktes in diesem Bereich sehr begrenzt. Ich glaube nicht, dass Märkte allein in der Lage sind, kollektive Selbstdisziplin zu üben. Wie bekommt man das also in den Griff? Ganz einfach: Man muss höheres Risiko mit mehr Eigenkapital und mehr persönlicher Verantwortung unterlegen.
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