Anlageberatung: Banken wollen es nicht lernen – Anleihe der Deutschen Bank ohne Risiko?

by Dirk Elsner on 3. Juli 2009

Die Qualität der Anlageberatung der Banken für Privatkunden steht heftig unter Beschuss. Wer erwartet hat, die Institute würden daran etwas ändern nur weil dies von einigen Branchenvertretern in Sonntagsreden angekündigt wird, der wird täglich durch die Praxis desillusioniert. Am Donnerstag telefonierte ich eine halbe Stunde mit meiner Mutter, weil die einen Anruf ihrer Hausbank bekam. Ihr wurde empfohlen, einen Investmentfonds in eine Stufenzinsanleihe der Deutschen Bank umzutauschen.

Die Konditionen der Anleihe (ISIN: DE000DB0WH02) sind trotz Kündigungsrecht im Prinzip nicht verkehrt. 4% bei einem einem Börsenpreis von 98,59 lt. Deutscher Börse. Eine klare Information über Nebenkosten erhielt meine Mutter jedoch nicht. Daneben wurde ihr gesagt, sie könne die Anleihe jederzeit zwischendurch verkaufen und es bestünde kein Risiko.

Aus den gut versteckten Informationen (hier die Kurzinfo und hier der ausführliche Verkaufsprospekt) erfährt man dann die Ratings: Ratings: Moody’s Aa1, Standard & Poor’s A+)

Weiter

Rating nachrangiger Verbindlichkeiten
Nachrangige Verbindlichkeiten der Deutschen Bank können ein niedrigeres Rating erhalten, weil im Fall der Insolvenz oder der Liquidation der Bank die Forderungen und Zinsansprüche aus solchen Verbindlichkeiten den Forderungen aller Gläubiger der Bank nachgehen, die nicht ebenfalls nachrangig sind. Die Deutsche Bank wird etwaige Ratings zu nachrangigen Verbindlichkeiten veröffentlichen.

Zum Liquiditätsrisiko ist u.a. zu lesen

Potenzielle Illiquidität der Wertpapiere
Es lässt sich nicht voraussagen, ob und inwieweit sich ein Sekundärmarkt für die Wertpapiere entwickelt, zu welchem Preis die Wertpapiere an diesem Sekundärmarkt gehandelt werden und ob dieser Sekundärmarkt liquide sein wird oder nicht. Soweit in diesem Dokument angegeben, wurden Anträge auf Notierung oder Zulassung zum Handel an den angegebenen Börsen oder Notierungssystemen gestellt. Sind die Wertpapiere an einer Börse notiert oder zum Handel zugelassen, kann nicht zugesichert werden, dass diese Notierung oder Zulassung zum Handel beibehalten werden wird. Aus der Tatsache, dass die Wertpapiere in der genannten Art notiert oder zum Handel zugelassen sind, folgt nicht zwangsläufig, dass höhere Liquidität vorliegt, als wenn dies nicht der Fall wäre.

Die Unterlagen der Deutschen Bank weisen vorbildlich auf weitere Risiken hin. Allerdings muss man diese Unterlagen erst einmal finden. Erst über eine Google-Suche findet man den Verkaufsprospekt (Leute, was ist daran so schwer, eine Anlageempfehlung einfach mit dem Prospekt zu verknüpfen).

Dennoch ist es falsch, eine Anleihe der Deutschen Bank als so sicher darzustellen, wie eine Anleihe des Bundes. Und ehrlich gesagt ist mir nicht klar, warum man das verheimlichen muss, denn für dieses Mehr an Risiko gibt es doch eine nette Prämie.

Apropos Prämie: Wie ernst die Deutsche Finanzwirtschaft Transparenz nimmt, fällt auf, wenn man bei Google nach Credit Spreads für die Deutsche Bank sucht. Kein einziger Treffen auf der ersten Seite führt zu aktuellen Informationen über diese Risikoprämien, die einen viel besseren Aufschluss geben über die Risikolage eines Kapitalmarkt-Unternehmens. Immerhin finde ich auf der ersten Ergebnisseite vier Links auf alte Beiträge des Blick Logs 😉

Comments on this entry are closed.

{ 1 trackback }

Previous post:

Next post: