Wir nähern uns mit großen Schritten dem Jahrestag der Lehman-Pleite. Auch wenn dieses Ereignis in verkürzten Darstellungen gern und häufig als Ursache genannt wird, so ist Lehman mit Sicherheit weder Beginn noch Auslöser der Finanzkrise. Es war aber der Tag, der die Finanzkrise in das kollektive Gedächtnis der Weltöffentlichkeit eingebrannt hat. Der Blick Log hat aus Anlass dieses Jahrestages seine Mindmaps zur Finanz- und Wirtschaftskrise aktualisiert und stellt die einzelnen Maps in diesen Tagen vor. Heute das Mindset der Finanzkrise.
Sehr einseitig werden z.T. in den öffentlichen Diskussionen die Verursacher der Finanzkrise ausgemacht. Jeder hatte eine Erklärung, warum es an den anderen gelegen hat. Eine einseitige Schuldzuweisung mag der Kanalisierung des aufgestauten Frustes dienen, jedoch nicht der Erklärung der Finanzkrise, deren Ursachen so vielfältig sind, dass wir abschließende Gewissheit ohnehin nicht erlangen werden. Aber wo erhält man diese schon in diesen Zeiten?
Die vielen diskutierten Ursachen der Finanzkrise habe ich unterteilt in real-fundamentale Ursachen und in das sogenannte Mindset. Hier sind die Ursachen zusammengetragen sind, die direkt oder indirekt im Verhalten der “Marktteilnehmer” begründet sind. Die Bezeichnung “Marktteilnehmer” mag hier einigen irreführend vorkommen. Aber die Gruppe der Marktteilnehmer ist hier weit gefasst. Zu ihnen gehören nicht nur die direkt handelnden Akteure etwa in Banken, Hedgefonds oder Aufsichtsorganen, sondern dazu gehören genauso Analysten, Medienvertreter, Wissenschaftler und natürlich die Kunden der Finanzinstitute. Alle diese Teilnehmer haben in welcher Form auch immer ihren Beitrag geleistet. Auch wir, die wir uns außerhalb der engen Zirkel der Hochfinanz bewegen, haben mitgewirkt, wie ich im Oktober vergangenen Jahres mal in diesem “Entschuldigungsbrief an Banken und Steuerzahler” geschrieben habe.
Nun will ich diese Gedanken hier nicht weiter vertiefen, sondern nur auf die verschiedenen Mindsets dieser Mindmap hinweisen. Durch einen Klick auf die Grafik gelangt man auf die ausführlichere Darstellung. Wer hier jetzt das Schlagwort “Gier” vermisst, dieses verbirgt sich hinter Agency Probleme/Opportunismus.
Ich bitte nachzusehen, dass nicht alle Einzelpunkte mit Erläuterungen unterlegt werden konnten. So weit zeitlich vertretbar, sind aber auch hier viele Äste mit zusätzlichen Texten und/oder weiteren Linkhinweisen versehen, so dass man die Themen selbständig weiter vertiefen kann. Ohnehin beansprucht auch diese Darstellung nicht die Deutungshoheit über die Ursachen der Finanzkrise. Es ist lediglich eine Möglichkeit, die Ursachen zu strukturieren.
Das mit den Mindmaps, so auch mit dieser, ist eine prima
Idee. Eine sowohl philosophische wie auch andererseits
reichlich verrueckte Sache war und ist die Verallgemeinerung
von momentanen Details. Z.B. die Verallgemeinerung eines
bestimmten Aktienkurses, insbesondere Banken, und das
nochmal verschaerft durch den Tageskurs. Man hat oft genug
so einen Tageskurs wie das ein und alles betrachtet, alles
andere bei den Schlussfolgerungen ausgeschlossen, inklusive
der grundsaetzlichen Basisdaten.
Bei Autoherstellern hat man in aller Regel etwa die
Verkaufszahlen ausgelassen. Bei GM und anderen hat das
buchstaeblich Jahre gedauert bis die Boersenmedien
ueberhaupt draufkamen, dass auch die Vertriebszahlen
wichtig sind.
Mit anderen Worten, eine Borniertheit, die schon ziemlich
extrem war und immer noch ist. Deswegen sind diese
Mindmaps da mal wirklich eine tolle Sache.
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