Kann eigentlich heute noch jemand den Begriff Finanzkrise hören? Ich so langsam nicht mehr. Und ich frage mich mittlerweile, ob der Begriff Finanzkrise überhaupt der richtige Begriff für das ist, was wir in den letzten 24 Monaten erlebt haben. Klar, mittlerweile haben wir eine Wirtschaftskrise, aus der – so meinen jedenfalls einige Volkswirte – wir uns bereits wieder hinaus bewegen. Als Ursache für die Wirtschaftskrise wird aber die Finanzkrise genannt, deren Ursachen wiederum sehr facettenreich sind.
Dennoch, wieso eigentlich Finanzkrise? Hätte man sie nicht auch Informations- oder Opportunismuskrise nennen können? Die Bezeichnung Finanzkrise reduziert die Ursachen auf einen eng begrenzten institutionellen und persönlichen Kreis. Diese Grenzen vernebeln den Blick auf weitere Ursachen dieser Krise. Und wieso verwenden wir überhaupt den Begriff Krise?
Krise bedeutet eine „schwierige Situation und eine Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt, ist in der Wikipedia zu lesen. Das klingt auch danach, dass eine solche Situation unerwartet gekommen ist und gar nicht hätte geben dürfen. Ist das wirklich so? Gehören solche Phänomene wie die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht einfach zu der üblichen Randerscheinungen, die unsere Wirtschaftssysteme mitbringen? Müssen wir uns nicht eher darauf einstellen, dass es solche Risiken gibt (und sie hat es immer gegeben, wie die Finanzgeschichte zeigt)? Ich bin persönlich sicher, egal mit welchen Maßnahmen jetzt reagiert wird oder die Finanzmärkte reguliert werden, wir werden eine Umgehung dieser Regulierung sehen und wir werden weitere Finanz- und Wirtschaftskrisen sehen.
Vielleicht brauchen wir keine Maßnahmen, um solche Krisen künftig zu verhindern, sondern um mit den Risiken aus solchen Krisen besser umgehen und die Folgen besser abfedern zu können. Das jedenfalls sind Fragen, die ich in der derzeitigen Mainstreamdiskussion vermisse.
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