Banken eine Jahr nach Lehman (4): Zukunft der Banken

by Dirk Elsner on 19. September 2009

Vor einem Jahr setzte sich das Brodeln an den Finanzmärkten nach der Pleite von Lehman fort. Mittlerweile blicken die Banken wieder deutlich zuversichtlicher in die Zukunft. Das wundert Kritiker angesichts der Billionenunterstützungen nicht. Dennoch, die eine oder andere skeptische Stimme findet sich auch in Teil 4 dieser Miniserie:

Stephen Green (HSBC):

Ich denke, die Branche hat sich stabilisiert, zumindest wenn man die Lage mit den finsteren Zeiten im vergangenen Winter vergleicht. Das lässt sich klar am Rückgang der Risikoaufschläge am Kapitalmarkt ablesen, die deutlich weniger Stress signalisieren als noch vor einigen Monaten.

Ich denke, dass die Stabilität des Finanzsektors inzwischen gesichert ist und die Branche kein systematisches Risiko mehr darstellt.

Lloyd Blankfein – CEO Goldman Sachs: "Die Finanzmärkte befinden sich in der Erholungsphase, das Schlimmste ist vom Tisch", sagte Lloyd Blankfein, Chef der US-Bank Goldman Sachs, auf der Handelsblatt-Tagung "Banken im Umbruch." Es gebe allen Grund, wieder optimistisch zu sein, zumal die Banken heute in der Lage seien, ihr Kapital aus eigener Kraft zu stärken.

Andreas Schmitz, Präsident des Bankenverbandes BdB: Dass es Konsolidierung geben muss, ist unstreitig. Ich hoffe auch hier, dass wir nicht in zwei Jahren von einer verschwendeten Krise sprechen, was die Bankenstruktur angeht. Meine Hoffnung wäre, dass wir für die deutsche Industrie neben der Deutschen Bank und der Commerzbank noch zwei, drei große andere Institute bekommen. Die größte Volkswirtschaft in Europa braucht ertragsstarke Banken

Der Chef der Deutschen Bank rechnet zudem mit einem Wiedererstarken der in der Finanzkrise arg gebeutelten US-Banken. Daraus ergibt sich ihm zufolge eine Gefahr für die europäischen Häuser. „Die amerikanischen Banken werden meines Erachtens gestärkt aus der Krise herausgehen“, sagte Josef Ackermann am Dienstag auf der „Handelsblatt“-Tagung „Banken im Umbruch“ in Frankfurt. Es habe große Fusionen gegeben. In Europa seien dagegen die schwachen Banken vom Staat gestützt worden: „Wir sind eigentlich heute da, wo wir vor der Krise waren.“

Neue Exzesse in der Finanzbranche können nach Ansicht Blessings nur mit Hilfe des Staates verhindert werden. „Die Hoffnung, dass man sich auf die Selbstbeschränkung von einzelnen Banken verlassen kann, habe ich aufgegeben. Das wird nicht funktionieren“, sagte Blessing am Donnerstag bei einer Finanzkonferenz in Frankfurt. Die Bankenbranche brauche Spielregeln, nach denen sie sich richten könne. „Wenn man Banken der Selbstregulierung überlässt, wäre das, als wenn Autofahrer im Kollektiv die Ampeln abschaffen und man trotzdem hofft, dass der Verkehr noch funktioniert.“

Der Commerzbank-Chef warnte davor, dass die Finanzbranche zu schnell die massiven Probleme in Folge der Krise vergisst. „Ich habe die Sorge dass die Krise zu kurz ist, um wirklich fundamentale Änderungen zu erreichen“, sagte er. „Das müssen wir im Auge behalten.“ Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte zuvor betont, Vorwürfe aus der Politik, Banken hätten nichts aus der Krise gelernt, seien falsch und irreführend.

Quellen

Die Zeit: Stephen Green – Chairman HSBC: "Garantie-Boni sind verwerflich"

FTD: Richard Fuld – Ex-Lehman-Chef: "Sie haben keine Pistole dabei – das ist gut"

HB: Lloyd Blankfein – CEO Goldman Sachs: Goldman-Chef Blankfein atmet auf

FTD: HSH Nonnenmacher – Chef der HSH Nordbank: "Es ist herausfordernd und spannend, die Zukunftsfähigkeit der Bank zu … "

FAZ: Ackermann warnt vor hohen Kreditzinsen

HB: Deutsche Banken laufen Sturm

HB: Banker fordert Pleitegehen nach festen Regeln

HB: Andreas Schmitz, Präsident des Bankenverbandes BdB, „Herausforderung für den Markt“

HB: Ackermann sieht Europas Banken zurückfallen

HB: Walid Chammah, Co-Präsident von Morgan Stanley: „Erholung ging zu schnell“

HB: Commerzbank-Chef Blessing, Deutsche Bank-Chef Ackermann, Goldman Sachs Deutschland-Chef Dibelius

HB: Dietrich Voigtländer, Vorstandsvorsitzende der WestLB, WestLB: „Konsolidierung ist klare Präferenz“

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