Umfrage: Trotz Wirtschaftskrise sind Teile der Wirtschaft erstaunlich innovativ

by Dirk Elsner on 25. September 2009

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage investiert vor allem der deutsche Mittelstand derzeit vermehrt in die Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

"Über 30 Prozent der deutschen Mittelständler reagieren mit mehr Innovationen auf die Krise", berichtete DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben gegenüber dem "Handelsblatt" von den Ergebnissen der Sonderbefragung, an der sich 1.130 Unternehmen der Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Automobil, Chemie, Metall, Elektrotechnik und Informationstechnologie beteiligt hatten. "Lediglich 20 Prozent reduzieren oder verschieben ihre Innovationsprojekte – deutlich weniger, als dies bei der verschlechterten Geschäftslage zu erwarten gewesen wäre."

Bei den Großunternehmen, auf die der Löwenanteil der gesamtwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungsausgaben entfällt, verschieben oder streichen zwar 33 Prozent ihre Innovationsvorhaben. Doch auch hier berichten immerhin 17 Prozent der Unternehmen von steigenden Innovationsaktivitäten.

Ein anderes Ergebnis der Umfrage belegt, dass die Krise auch als Chance begriffen wird: 72 Prozent der Betriebe stellten mit Blick auf das eigene Innovationsverhalten "positive Begleiterscheinungen" fest. Martin Wansleben: "Bei mehr als der Hälfte der Unternehmen hat die Krise neue Innovationsprozesse angestoßen. Not macht also auch erfinderisch."

Der DIHK-Hauptgeschäftsführer mahnte jedoch die Beseitigung von Innovationshemmnissen an – allen voran den Abbau von Bürokratie, die 58 Prozent der Betriebe belastet. Zudem müsse die Situation bei der Kreditfinanzierung besser werden, so Wansleben. Dass 16 Prozent aller Betriebe schon jetzt keine Finanzierung für ihre Innovationsprojekte erhalten könnten, sei "alarmierend", so Wansleben.

Das komplette Statement des DIHK-Hauptgeschäftsführers steht hier zum Download bereit:

Statement Wansleben (PDF, 40 KB)

Die Umfrage zum Innovationsverhalten deutscher Unternehmen in der Krise ist hier abrufbar:

Umfrageergebnisse (PDF, 220 KB)

Quelle: DIHK Pressemitteilung

Ergänzende Bericht dazu im Handelsblatt: Firmen ergreifen Flucht nach vorn

Joerg September 26, 2009 um 15:44 Uhr

Naja so erstaunlich innovativ finde ich einen Wert von über 30 eigentlich nicht. Grade in einer Krise muss ich schliesslich ja nach neuen Chancen und Möglichkeiten ausschauhalten wie ich mein Geschäft verbessere und vorranbringe. Nur wer hier sich verbessert wird gestärkt aus der Krise kommen. Wäre also deutlich mehr Innovationsanstrengungen wünschenswert, vorallem die Großkonzerne sind erschreckend zögernlich.

Ulf September 25, 2009 um 16:53 Uhr

Ganz einfach: Wettbewerbsvorteile „Schaut her liebe Leute was ich bringe… und mein Konkurrent nicht…“

Manchmal denken sich auch Firmen ganz Neue Sachen aus die es noch garnicht gibt alle Menschen ganz verrückt nach werden.

Frager September 25, 2009 um 13:24 Uhr

Ich frage mich ja, was all diese Innovationen bringen sollen, wenn die Nachfrage (vor allem die ausländische) nicht langsam wieder anzieht?

Ulf September 25, 2009 um 10:45 Uhr

Was versteht der Herr Wansleben unter „Innovationsprojekt“? Technische Produktentwicklung, Neue Designs, angewandte Forschung, Marketingprojekte, Rationalisierung …? Ist ziemlich breit gefächert was sich Innovationsprojekt schimpft.

Aber generell ist die Nachricht gut. Die Karten werden oft gemischt. Manche Projekte machen jetzt keinen Sinn mehr, andere umso mehr.

Bei der Finanzierung verstehe ich nicht die Argumentation von Herr Wansleben. Banken sind keine Venture Capitalists. Je neuer (=riskanter) desto mehr Eigenkapital ist nötig (bzw Fremdkapital unmöglich). Also kommt es immer darauf was sich hinter dem Wort „Innovationsprojekt“ versteckt.

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