Das Handelsblatt hat in der vergangenen Woche in einem längeren Artikel u.a. über den Preiskampf der Wirtschaftsprüfer berichtet und über den Einfluss der Einkäufer auf die Preisbildung. Unter der Überschrift “Wirtschaftsprüfer rangeln um Mandate” schrieben Dieter Fockenbrock und Markus Hennes u.a.:
“Der Kampf unter Wirtschaftsprüfern um Mandate hat sich massiv verschärft. Stundensätze von 120 Euro sind nach Angaben aus der Branche keine Seltenheit mehr, in "flauen Sommermonaten" werde auch schon mal ein Angebot für 50 Euro pro Stunde unterbreitet. Der Schnitt liegt dagegen nach Erhebungen der Marktforschungsgruppe Lünendonk bei 148 Euro. Auch das bedeutet schon einen Abschlag von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dies führt die Branche vor allem auf zwei Grunde zurück: Staatliche Auftraggeber sind per Gesetz gezwungen, immer den preiswertesten Anbieter zu nehmen. Und Prüfungsaufträge von Unternehmen werden zunehmend von den Einkaufsabteilungen vergeben, nicht mehr vom Rechnungswesen. Und die schauen genauer auf den Euro. Das geforderte Honorar entscheidet damit über die Auftragsvergabe. "Der Mehrwert, den ein Prüfer bieten kann, nämlich Schwachstellen im Unternehmen aufzudecken, ist nur noch schwer zu verkaufen", beklagt Steffan.”
Natürlich beklagen sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften über dieses Preisdumping. Allerdings höre ich auch von vielen Personen, dass dies Jammern auf allerhöchstem Niveau ist. Schaut man sich die Tabelle mit den Umsatzentwicklungen an, dann wären viele Unternehmen über diese Luxusprobleme froh. Keine der Gesellschaften hat nämlich 2008 Rückgänge im Vergleich zu 2007 zu verzeichnen.
Ein Ärgernis, über das die Branche selbst schweigt, mit dem ich aber stets in meiner Bankenzeit zu kämpfen hatte, war die Tatsache, dass die Gesellschaften zu ihren Abrechnungspreisen gern auch Newbies schicken. Diese mögen zwar ein gutes Unidiplom vorzeigen können, ihnen fehlt aber jede Erfahrung. Und Ausbildungssätze, wie wir es genannt haben, von 150 € und mehr pro Stunde, sind keineswegs akzeptabel. Da darf man sich dann nicht wundern, dass die Einkäufer die Preise drücken. Eine weitsichtigere Preisdifferenzierung könnte hier Abhilfe schaffen.
Interessant, dass in dem Artikel nichts mehr über die “Staatshilfe-Berater” zu lesen war. Noch im Juni beklagten sich einige Berater darüber, dass die beiden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Price Waterhouse Coopers und KPMG für ihre Dienste für staatliche Institutionen im Zusammenhang mit dem Bankenrettungsfonds und dem Wirtschaftsfonds Deutschland 100 Mio. € kassieren. So jedenfalls war es einem Beitrag der Wirtschaftswoche unter dem Titel “Wie sich PwC und KPMG die Bälle zuspielen” zu entnehmen. Anscheinend wird dies nicht mehr als heißes Eisen gesehen. Wahrscheinlicher dürfte aber sein, dass man in der Branche diskret darauf hingewiesen hat, dass eine solche Form der Nestbeschmutzung nicht standesgemäß sei, schließlich gehört Schweigen ja zu den professionellen Tugenden der Prüfer.
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