Konsumkultur: Wiederverkaufskultur im Internet: Chancen für nachhaltigen Konsum

by Gastbeitrag on 8. Oktober 2009

Elektronische Auktionsmärkte und Handelsplattformen eröffnen neue Spielräume: vor allem mit Blick auf einen nachhaltigen Konsum. Chancen zur Erschließung bisher nicht genutzter Umweltentlastungspotenziale bestehen bei der Weiterentwicklung internetgestützter Gebrauchtwarenmärkte. Dieses Potenzial beruht im Wesentlichen auf der Möglichkeit, durch Vermarktung gebrauchter Güter die Lebens- und Nutzungsphase von Produkten zu verlängern und so zusätzliche Umweltbelastungen durch Neuanschaffungen zu vermeiden.

Bisher scheiterte die Ausschöpfung der Wiederverwendungsmöglichkeiten im Bereich privater Haushalte oftmals an zu hohen Transaktionskosten, so dass der Handel mit gebrauchten Produkten auf regionale Märkte beschränkt blieb. Aufgrund dieser Hemmnisse wurde oftmals weder lokal noch regional eine kritische Größe für Gebrauchtgütermärkte erreicht, die sowohl für Anbieter als auch Nachfrager attraktiv sein konnte. Durch die rasant gestiegene Nutzung des Internets und durch große Handelsplattformen wie eBay haben sich die Rahmenbedingungen in den zurückliegenden Jahren allerdings grundlegend gewandelt.

Die Nachhaltigkeitspotenziale, die mit dem elektronischen Handel und dem Rollenwandel vom Konsumenten zum Prosumenten verbunden sind, werden in einem aktuellen, transdisziplinär angelegten Forschungsprojekt untersucht.[1] In dem Projekt werden in Kooperation mit und am Beispiel von eBay erstmalig umfassend die Auswirkungen des Online-Handels mit Gebrauchtgütern analysiert und Ansatzpunkte aufgezeigt, wie Nachhaltigkeitspotenziale erschlossen werden können. Mit dem Begriff "Prosuming" ist dabei, in Anlehnung an Alvin W. Toffler (1980), die Kopplung von Produktion und Konsumption gemeint.

Um die Nachhaltigkeitseffekte von onlinegestütztem Gebrauchtwarenhandel bestimmHien zu können, sind folgende Faktoren von Bedeutung: das Wissen um das Vorhandensein ungenutzter Güter im Haushalt; die Kenntnis der Bedingungen dafür, dass private Haushalte, verstärkt internetgestützten Gebrauchtwarenhandel betreiben; das Wissen über die ökologischen Effekte onlinegestützten Gebrauchtwarenhandels; die Identifikation von Aspekten des Prosuming durch onlinegestützten Gebrauchtwarenhandel; und schließlich die Kenntnis der Bedingungen individueller Nachhaltigkeit im Kontext onlinegestützten Gebrauchwarenhandels.

Die weiteren Abschnitte des Aufsatzes

Online-Plattformen: Chance für einen nachhaltigen Konsum

"Quantensprung" im Gebrauchtwarenhandel

eBay als Forschungsgegenstand nachhaltigen Konsums

Ökologische Abschätzung des eBay-Handels

Wandel der Konsumentenrolle durch elektronische Märkte

eBay-Nutzerinnen und -Nutzer als Prosumer

Erfassung von Konsummustern auf eBay – erste Erkenntnisse

Schlussfolgerungen

 

* Beitrag aus Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 32-33/2009).

Christine Henseling Soziologin MA (UK), geb. 1972; Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT), Schopenhauerstraße 26, 14129 Berlin.

Birgit Blättel-Mink Dr. Dipl.-Soz., geb. 1957; Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Politik– und Gesellschaftsanalyse, Robert-Mayer-Straße 5, 60054 Frankfurt am Main.

Jens Clausen Dr. rer. pol., geb. 1958; Senior Researcher beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, Hausmannstraße 9 – 10, 30159 Hannover.

Siegfried Behrendt Dipl.-Pol., Dipl.-Biol., geb. 1960; Projektleiter am IZT (s.o.)

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