Finanztest: Online-Kreditplattformen nicht ohne Risiko

by Dirk Elsner on 21. Oktober 2009

Die Stiftung Warentest informierte gestern über Untersuchungsergebnisse von zwei Online-Kreditplattformen, nämlich Smava und Auxmoney. In dem Text heißt es:

Über Online-Plattformen können sich Privatleute gegenseitig Geld leihen. Das Konzept kommt aus den USA und wird auch bei uns immer beliebter. Doch während beim Anbieter smava das Geschäftsmodell funktioniert, lauern beim Anbieter Auxmoney falsche Versprechen und hohe Gebühren. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in ihrer November-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest.

So fallen bei Auxmoney für ein Kreditgesuch in jedem Fall Kosten an, auch wenn gar kein Abschluss zustande kommt. Gebühren für die Anmeldung, die Prüfung von Identität und Bonität, sowie die Vermittlung des Kredites summieren sich schnell auf stattliche Summen. Wer sich über Auxmoney 5000 Euro leiht, zahlt in 36 Monaten fast 190 Euro allein an Gebühren – mehr als doppelt so viel wie bei Konkurrent smava.

Mängel gibt es auch bei der Sicherheit: Verleiht ein Anleger Geld über smava, so wird die Summe in einem Pool zusammengefasst. Kann ein Kreditnehmer nicht zahlen, so gleichen die anderen im Pool den individuellen Verlust aus. Bei Auxmoney gibt es dieses Sicherheitsnetz nicht, das Risiko ist deutlich höher. Fällt ein Schuldner aus, so müssen Anleger hoffen, dass der Anbieter das Geld für sie eintreibt. Einen Anspruch darauf haben sie aber laut Vertrag nicht.

Fragwürdig ist auch die Werbung von Auxmoney: So wird ein Kredit „ohne Schufa“ versprochen. Wer wegen schlechter Bonität aber anderswo kein Geld mehr bekommt, dem ist mit einem weiteren Kredit meist auch nicht geholfen. Außerdem täuscht der Slogan, denn auch bei Auxmoney entscheidet letztlich eine Bank über die Kreditvergabe.

In dem Testbericht selbst, der nur gegen Gebühr geladen werden kann, kommt Auxmoney etwas schlechter weg als Smava. Kritisiert wird bei Auxmoney u.a. ein Slogan wie “ohne Schufa”, mit dem der Anbieter Menschen anspricht, die wegen der schlechten Bonität kein Geld bekommen. Dieser Kritik schließe ich mich an, weil durch solche Aktivitäten das zarte Pflänzchen Kreditbörse schnell wieder ausgetreten werden könnte.

Schön hätte ich es gefunden, wenn die Stiftung Warentest etwas mehr auf ein verändertes Risikoverhalten bei Anlegern hingewirkt hätte. Es wird auch in dem Artikel der Eindruck erweckt, die Anbieter müssten alles tun, um das Risiko zu reduzieren und ein Kreditausfall ist eine Naturkatastrophe. Das ist er natürlich nicht. Für die Anleger bei Kreditbörsen gibt es selbstverständlich ein Risiko. Daher ist es notwendig, dass man einen einmaligen Anlagebetrag auf verschiedene Kreditnehmer verteilt und nicht alles auf ein Pferd setzt. Und klar, je höher der versprochene Zins, desto höher ist das Ausfallrisiko.

Einen weiteren aktuellen Beitrag zu den Online-Kreditbörsen gibt es übrigens hier auf Welt.de: Kredit 2.0 für jedermann

Previous post:

Next post: