Kreditkartenkrise hat nicht stattgefunden

by Dirk Elsner on 1. November 2009

Der Blick Log hat sich seit Beginn der heißen Phase der Finanzkrise im September 2008 an der medialen Übertreibungen der Finanz- und Wirtschaftskrise gestört. Dies lag vor allem an Befürchtungen, die negative Übertreibung bestimmter Sachverhalte könne zu einer Verstärkung der Verunsicherung führen kann. Damit sollten Medien zwar nicht als Verursacher der Wirtschaftskrise ausgemacht werden, jedoch wäre es interessant zu untersuchen, ob sie nicht durch eine dramatisch zugespitzte Berichterstattung den Abschwung beschleunigt haben. Genauer hatte ich dies im Artikel “Medien als Beschleuniger der Finanzkrise und des Wirtschaftsabschwungs?” betrachtet.

Ein in diesem Blog immer wieder gern zitiertes Beispiel für mediale Übertreibungen waren die Berichte über die Kreditkartenrisiken. Meine Lieblingsartikel in diesem Zusammenhang waren “Die nächste Monsterwelle heran” (Handelsblatt) und “Die nächste Kreditkrise naht” (Financial Times) und stammen aus der Hochzeit der Verunsicherung Mitte November 2008.

Die Angst vor der Kreditkartenblase war übertrieben, denn eine Kreditkartenkrise hat nie stattgefunden. Und in der abgelaufenen Woche haben dies Visa und American Express bestätigt. Visa steigerte seinen Überschuss nach Angaben des Handelsblatts stärker als erwartet auf 514 Mio. US$, wobei man fairerweise ergänzen muss, dass Visa nicht das Kreditrisiko trägt. American Express dagegen trägt das Kreditrisiko und sieht “Licht am Ende des Tunnels”. American Express hat in diesem Jahr 13% weniger für Ausfälle zurückgestellt, als vor einem Jahr.

Da mag vorausschauendes Risikomanagement eine Rolle spielen, vor allem aber haben die Kreditkartenemittenten kontinuierlich ihre Zinsen hochgesetzt. Die Website indexcreditcards berichtet in ihrem credit card monitor vom höchsten durchschnittlichen Zinssatz bei Kreditkartenkrediten seit zwei Jahren. Bei einem durchschnittlichen Zins für Konsumentenkarten in Höhe von 15,39% gibt es damit ausreichend Spielraum für weitere Rückstellungen gegen steigende Risiken. Dies wird auch erforderlich sein, denn auch wenn keine Monsterwelle aus massenhaft geplatzten Kreditkarten die Finanzmärkte ertränkt, bedeutet dies nicht, dass die Risiken deutlich gesunken sind.

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