Obama zeigt Stärke durch Übernahme der Verantwortung für Geheimdienstversagen

by Dirk Elsner on 8. Januar 2010

Einmal mehr zeichnet sich Obama dadurch aus, dass er dadurch Stärke zeigt, dass er für Fehler persönlich die Verantwortung übernimmt.

Unter anderem sagte er gestern:

Now, at this stage in the review process it appears that this incident was not the fault of a single individual or organization, but rather a systemic failure across organizations and agencies.  That’s why, in addition to the corrective efforts that I’ve ordered, I’ve directed agency heads to establish internal accountability reviews, and directed my national security staff to monitor their efforts.  We will measure progress.  And John Brennan will report back to me within 30 days and on a regular basis after that.  All of these agencies — and their leaders — are responsible for implementing these reforms. And all will be held accountable if they don’t.

Moreover, I am less interested in passing out blame than I am in learning from and correcting these mistakes to make us safer.  For ultimately, the buck stops with me.  As President, I have a solemn responsibility to protect our nation and our people.  And when the system fails, it is my responsibility.

In Kommentaren wird man dazu hören, dass Obama sich dadurch schwäche. Die das meinen, verstehen nicht den Stil des Präsidenten. Er hat Fehler festgestellt und offen eingeräumt, dass er der an der Spitze der Administration steht dafür letztlich die Verantwortung trage. Er hat nicht lamentiert oder nach Entschuldigungen gesucht. Und vor allem hat er nicht versucht, diese Fehler zu vertuschen oder die Schuld bei anderen zu suchen, was hier sogar leicht gewesen wäre. Diesen Stil hat er schon in seinem Wahlkampf versprochen und daran hält er sich. Das ist eine bemerkenswerte Stärke und gerade keine Schwäche.

Viele seiner Gegner werden sich freuen, weitere Kratzer am Image von Obama auszumachen. Dabei streitet er gar nichts ab, tritt proaktiv auf und räumt Fehler offen ein: “As President, I have a solemn responsibility to protect our nation and our people.  And when the system fails, it is my responsibility.”

Leider entspricht dies nicht dem bisherigen Selbstverständnis vieler Leistungsträger. Ob Politiker, Manager, Wissenschaftlicher oder Journalisten, ob im Großen oder im Kleinen, ob Unternehmensberater, Geschäftsführer oder Mitarbeiter: Fehler zugeben ist nicht mehr angesagt. Im Zweifel wird lieber geschwiegen, wie dies insbesondere in der Konsequenz der Finanz- und Wirtschaftskrise aufgefallen ist.

Fehler werden nur dann zugegeben, wenn es gar nicht mehr anders geht. Und dann wird häufig immer noch eine Form der Entlastung gesucht. Spiegel Online zeigte sich im vergangenen Jahr einmal erstaunt als Obama Fehler einräumte und schrieb im Februar vergangenen Jahres:  “Eine derart offene und scharfe Selbstkritik eines US-Präsidenten hat es selten gegeben.” Der Blogs Interessante Zeiten schrieb damals:

“Wann haben wir so etwas bei uns das letzte Mal gehört, von den v. Pierers, Mehdorns, Ackermanns, von Politikern ganz zu schweigen? Ich kann mich nicht erinnern. Die genannten Herren übrigens meistens auch nicht. Sie halten sich für unfehlbar, auch wenn sie nicht der Papst sind. Da werden Milliarden verbrannt, Mitarbeiter abgehört und was sonst noch alles, aber diese Herren weisen alles weit von sich. Sie geben sogar noch eins drauf: Mehdorn würde es wieder tun. Vielleicht gelingt Obama ja doch der “Change” in den USA. “Amerika, Du hast es besser als unser Kontinent”, möchte man dann mit Goethe sagen. Ich glaube nämlich, auf Change können wir lange warten.”

Obamas Verhalten ist besonders interessant vor dem Hintergrund der Thesen zu den “Gesetzen der Macht”, die Robert Greene und Joost Elffers in ihrem Buch “The 48 Laws of Power” ausgemacht haben (siehe hier die Zusammenfassung) wollen. In “Gesetz 26” heiß es

Keep Your Hands Clean

You must seem a paragon of civility and efficiency: Your hands are never soiled by mistakes and nasty deeds. Maintain such a spotless appearance by using others as scapegoats and cat’s-paws to disguise your involvement.

Weitere Berichte zu Obamas Äußerungen

HB: US-Präsident Obama: „Wenn das System versagt, ist das meine Verantwortung“

Zeit: Obama übernimmt Verantwortung für Sicherheitslücken

Focus: Anti-Terror-Pannen Obama übernimmt Mitverantwortung

Steffen Januar 8, 2010 um 14:00 Uhr

Sehr richtige Einschätzung. Insbesondere interessant im Vergleich mit dem aktuell stattfindenden „Kreditkarten-Skandal“ und der Taktik der Handelnden in Deutschland. Wenn die Auswirkungen sicher auch nicht vergleichbar sind! Was aber Obamas handeln noch positiver darstellt.

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