Geithners New Yorker FED drängte AIG, Details zur Hilfe nicht zu veröffentlichen

by Dirk Elsner on 8. Januar 2010

Der Newsletter Handelsblatts Finance Today und die Presseschau des Handelsblatts weisen heute auf Berichte über einen staatlichen Maulkorb für AIG (siehe auch Bericht vom 10.1.10 im HB: US-Finanzminister wird Schatten von AIG nicht los ). Die Federal Reserve Bank of New York, die damals vom heutigen US-Finanzministers Timothy Geithner geleitet wurde, habe Ende 2008 den Versicherungskonzern unter Druck gesetzt, keine Details zu den Zahlungen an die Banken-Vertragspartner für Swap-Geschäfte (darunter Goldman Sachs und Deutsche Bank) zu geben. Weiter schreibt der Newsletter:

“Dass AIG die entsprechenden Infos zu den Zahlungen veröffentlichen wollte, dann aber von den Fed-Aufsehern zurückgepfiffen worden sei, zeigt nach Einschätzung des Wall Street Journal, dass Geithner Angst vor politischen Folgen und persönlichen Karriere-Hürden gehabt habe. In einem weiteren AIG-Artikel greift Bloomberg die Regierung an. Die AIG-Führung habe 2009 darauf beharrt, künftig in Cash statt teilweise in Aktien bezahlt zu werden, und dies damit begründet, dass die Aktien des eigenen Unternehmens wertlos seien. Aus heutiger Sicht stelle sich die Frage, warum der Versicherungskonzern dennoch in seinen Geschäftsberichten von Milliarden an Common Shareholder Equity sprechen durfte, obwohl die Aktien angeblich wertlos seien. Und ob die Börsenaufsicht geschlafen habe.”

DealBook, ein Blog der New York Times, veröffentlichte dazu die nachfolgenden E-Mails (Dokument kann auch über diesen Link eingesehen werden):

E-mails from N.Y. Fed to A.I.G. to Not Disclose Counterparty Payments

Bereits im November hatte der Blick Log über Vereinbarungen der New Yorker FED berichtet, die AIG-Gläubiger begünstigten:

“14 Monaten nach der Rettung von AIG wird nun mehr Licht in die Ereignisse ab September 2008 gebracht. Die FAZ berichtet … von einem Prüfbericht, der der New York Notenbank vorwirft, “im vergangenen Jahr bei der Rettungsaktion für die American International Group (AIG) nicht ausreichend auf Zugeständnisse von deren Handelspartnern gedrängt zu haben. Die Federal Reserve Bank of New York hatte damals zahlreichen amerikanischen und internationalen Großbanken, darunter Goldman Sachs und Deutsche Bank, einen zweistelligen Milliardenbetrag für den Kauf von Kreditpapieren gezahlt, die sie bei AIG gegen Ausfälle versichert hatten.”

Der Prüfbericht kann eingesehen werden über den US-Blog von Barry Ritholtz oder hier als pdf heruntergeladen werden.

Die FAZ wertet damals in einem Kommentar den Bericht als Sprengstoff. Er mache deutlich, dass die Banken auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor allem ihre eigenen Interessen verfolgten. Der Bericht mache deutlich, dass der heutige Finanzminister Geithner gemeinsam mit seinem Vorgänger Henry Paulson, dem früheren Goldman-Vorstandschef, keine sonderlich harte Linie gegen Goldman Sachs verfolgte.

Weitere Presseberichte zur aktuellen Entwicklung um AIG

Bloomberg: Geithner’s Fed Told AIG to Limit Swaps Disclosure

NYT: Fed Advice to A.I.G. Scrutinized

NYT Dealbook: N.Y. Fed Told A.I.G. Not to Disclose Swap Details

WSJ: AIG Bailout Keeps Dogging Tim Geithner

Bloomberg: ‘Worthless’ AIG Shares Belie Company’s Books: Jonathan Weil

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