Opel-Chef Demant darf nach der großen Blase gehen

by Dirk Elsner on 15. Januar 2010

Erinnert sich noch jemand an den Fall Opel? Das war der Furz in der Wirtschaftsgeschichte, der aus den finanziellen Blähungen des US-Autoriesen GM entstand und der eine unglaubliche Flatulenz an Beratungshonoraren, Spesenrechnungen, vergeblich beschriebenen Sanierungskonzepten, tausenden von Interviews, zehntausenden Stunden Zeitaufwand von Politikern und hunderttausenden beschriebenen Seiten in Zeitungen und Blogs produziert hat. Herausgekommen ist außer einem Naserümpfen am Ende bekanntlich nichts. GM stotterte Opel nämlich dann doch nicht ab.

Der Blick Log hatte die Staubwolke um Opel mit der “Abschluss-Doku des gescheiterten Opel-Verkaufs” vertrieben. Jemand, der an dieser Kakophonie der Eitelkeiten überhaupt keinen Anteil hatte, war ausgerechnet der Chef von Opel, Hans Demant. Ganze zwei(!) Artikel erwähnen überhaupt den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Adam Opel GmbH. Er hat sich an dem Profilierungsspiel in keiner Form beteiligt und sich eisern der Öffentlichkeit entzogen. Nicht bekannt ist, wie viele Interviewanfragen er abgelehnt hat.

Als Organ der Opel GmbH wurden dagegen nur der Chef des Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, wahrgenommen. Spiegel Online bezeichnete ihn einmal als inoffizielle Mister Opel. Hans Demant dagegen wurde als der schweigsame Opel-Chef tituliert.

Nun wird der treue General Hans Demant abgelöst durch Nick Reilly, den Europachef von GM. Die FAZ schrieb, dass der Beschluss zur Ablösung Demants in der Sitzung des Kontrollgremiums am heutigen Freitag gefasst werde. Unklar sei, ob Demant nur den Spitzenposten abgibt oder ob der 59 Jahre alte Ingenieur das Unternehmen ganz verlasse.

Zur Rolle Demants in der großen Rettungsblase schreibt die FAZ:

“Im Verlauf der seit einem Jahr andauernden Existenzkrise von Opel war Demant, der in der Branche als erstklassiger Entwicklungsingenieur geschätzt wird, stets blass geblieben; er hatte kaum zu den Diskussionen über die Zukunft des Autoherstellers beigetragen. In Kreisen des Opel-Betriebsrats wird sein Abgang deshalb wohl nicht bedauert werden. Im Gegenteil: Demant wird von den Arbeitnehmervertretern als willfähriger Manager beschrieben, der stets die Anweisungen des Mutterkonzerns GM umgesetzt habe. Das passte nicht zu den Plänen des Betriebsratsvorsitzenden Klaus Franz: Der hatte seit Februar 2009 vergeblich versucht, Opel durch den Einstieg des Autozulieferers Magna von GM abzutrennen, und strebt auch weiterhin eine größere Unabhängigkeit für Opel an.”

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Opel vs. Opel

Über die öffentliche Wahrnehmung von Demant gibt auch Google Trends Aufschluss, wenn man etwa die Suchanfragen und seine Erwähnung in Nachrichtenquellen vergleicht mit denen des Betriebsratschefs Klaus Franz. Bei Suchanfragen wird Demant gar nicht erst gelistet.

PS

Der Geruch der großen Blase um die Opel-Rettung kann in der Mindmap des Blick Logs nachgeschnüffelt werden.

Aktuelles zu Opel gibt es hier.

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