Die Livesays in Haiti: Vom Familienalltag zum Desaster – direkte Spendenmöglichkeit

by Dirk Elsner on 20. Januar 2010

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Als ich gestern Morgen durch die Gazetten blätterte und die erschreckenden Meldungen über Haiti las, schaute ich wieder einmal in den Blog der Livesays. Beim Scrollen durch die Beiträge des Blogs der Familie, die aus Minnesota kommt und auf Haiti lebt und für gemeinnützige Organisationen arbeitet, habe ich feuchte Augen bekommen. Die Beiträge bis zum 11. Januar lesen sich vergleichsweise normal, so normal der Alltag in einem der ärmsten Länder der Welt halt sein kann.

Im Beitrag vom 11. Januar berichten Troy und seine Frau Tara noch vergnügt vom Marathon am 10. Januar in Orlando und wunderten sich über die Temperaturen unter Null Grad in dem Sonnenstaat. Ab dem 12. Januar zieht dann der Schrecken in den Blog mit “We are okay – Everyone is uninjured and okay”. Seit diesem Eintrag berichtet Troy vom Desaster-Alltag, von einem über Nacht vollkommen veränderten Leben.

Am vergangenen Sonntag hat Troy die abrupte und brutale Lebensveränderung kurz reflektiert:

Just one week ago today I was in Disney World in Orlando, FL running a marathon with many good friends. It was a major accomplishment for Heartline Ministries and we were all so thrilled to have it finished and to officially thank our donors for supporting our effort.

I returned home after three days in Florida on Monday the 11th at 5pm.

24 hours later the world changed.

I had no idea how easy those 26.2 miles were until now.

Last Sunday feels like a lifetime ago.

*This* is a marathon like no other.

Wenn wir uns überhaupt ein Bild von den Ereignissen vor Ort machen können, dann durch solche Menschen wie Troy Livesay, die ein bequemes Leben in einem wohlhabenden und beschützten Land eintauschen gegen die Entbehrungen in einem Land wie Haiti, Entbehrungen, die durch dieses Erdbeben potenziert werden.

Aufmerksam geworden bin ich auf Troy über seinen Twitter Account, über den er die Welt mit Kurznachrichten versorgt. Dadurch hat Troy übrigens eine Berühmtheit erlangt, auf die er gern verzichtet hätte. Mittlerweile zitieren etwa CNN oder die New York Times seine Berichte und berichten über ihn. Erst Berichte, wie die von den Livesays verschaffen den professionellen Meldungen die Dimension der Nähe und damit einer Tiefe, die zumindest mich ganz anders berührt. Sie hat mich so berührt, dass ich beschlossen habe, Troy direkt eine Spende zukommen zu lassen und sie nicht an eine der großen Organisationen zu überweisen, deren Helfer ohne Zweifel ebenfalls besondere Arbeit vor Ort leisten.

Wer ebenfalls spenden will, der findet den Spendenbutton direkt auf der Seite von Livesay oder hier. Aus Deutschland geht es über PayPal, man muss dafür dort kein Konto haben. Persönlich habe ich nach den Recherchen ein gutes Gefühl für die Verwendung der Gelder. Troy hat schon lange vor dem Beben in Haiti für für World Wide Village gearbeitet, einer Organisation aus Minnesota, deren Präsident Randy Mortensen Pastor der Ebenezer Lutheran Brethren Church. Ich kenne weder Organisation noch die Kirche, habe aber bei einer Recherche nichts entdecken können, was auf eine zweifelhafte Geldverwendung hindeutet. Die Livesays jedenfalls erlauben einen tiefen und persönlichen Einblick in ihre Arbeit über ihre Webseite, die eigentlich ursprünglich nur zur Information von Familie und Freunden in den USA gedacht war.

Mich jedenfalls beeindruckt die Arbeit von Troy und seiner Frau Tara sehr tief. Sie gehören zur wirklichen Elite dieses Planeten.

Auf YouTube ist das folgende Video zu finden, das einen Einblick in die Arbeit gibt und schon fast professionell gemacht ist:

Zusätzlich ist ein Video von Weihnachten 2009 zu finden, das aus unbeschwerten Tagen stammt und die Geschichte der Geburt von Jesus erzählt, gespielt von den Kindern von Troy und Tara.

Ich möchte nicht wissen, ob jemand etwas spendet und wie viele Spenden dieser Beitrag generiert. Die Reichweite von Blogs sind begrenzt, wie jüngst Richard Gutjahr in seinem Blog feststellte. Bei einem durchschnittlichen Tageseinkommen von 2 US$ pro Tag und Person in Haiti, hilft jeder Euro. Und nach der Recherche verfestigte sich mein Eindruck, dass der Verwaltungsoverhead bei Troy und Tara Livesay gegen Null tendiert und die Gelder zielgerichtet eingesetzt, versprechen kann ich das freilich nicht.

Weitere Berichte und Fotos

HB: Haiti: Jetzt sind Paten aus aller Welt gefragt

FAZ: Verletzt, traumatisiert und verwaist

Time: Haiti’s Chaos: Running with the Looters in Port-au-Prince

NYT; U.S. Troops Patrol Haiti, Filling a Void

SZ: Hilfen für Haiti werden erhöht

DNN: Response focuses on survivors

Time: Recovery Efforts in Haiti: Exclusive TIME Photos

SZ: Haiti: Vor dem Untergang einen Apfelbaum pflanzen

WSJ: Six Days After Quake, Survivors Still Found

FAZ: Senden, retten, suchen

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