OECD: Engagement ausgewählter deutscher Banken in toxischen Aktiva

by Dirk Elsner on 9. April 2010

Im aktuellen Wirtschaftsbericht Deutschland der OECD beschäftigen sich die Volkswirte mit der Frage, wie Deutschland gestärkt aus der Wirtschaftskrise finden kann. Interessant darin vor allem die Ausführungen zum Engagement deutscher Kreditinstitute in toxische Aktiva

Die OECD schreibt im Abschnitt “Das Bankensystem: Lehren aus der Finanzkrise” u.a. (S. 92 f.) :

Das deutsche Bankensystem geriet während der Finanzkrise unter Druck, was nicht zuletzt durch sein erhebliches Engagement in toxischen Aktiva aus den Vereinigten Staaten bedingt war. Kurzfristig wurde die Stabilität des Systems hergestellt, zum großen Teil dank umfangreicher staatlicher Stützungsmaßnahmen. Eine angemessene Kapitalausstattung des Bankensystems zu sichern, ist indessen nach wie vor eine große Herausforderung für die Zukunft und erfordert u.U. weiteres aktives Engagement des Staats. Die den Problemen des Bankensektors zu Grunde liegenden Ursachen sind in folgenden Faktoren zu sehen:

a) den Aktivitäten der Landesbanken, die von staatlichen Haftungsregelungen profitierten, ohne ein geeignetes Geschäftsmodell zu besitzen,

b) der geringen Kapitalausstattung und der hohen Fragmentierung des gesamten Bankensystems, die möglicherweise mit der besonders starren Drei-Säulen-Struktur zusammenhängen, sowie

c) Defiziten bei der Bankenregulierung und -aufsicht. Die Herausforderung besteht darin, eine Lösung für diese drei Ursachen zu suchen, um die langfristige Stabilität des Bankensystems zu erhöhen.

Insbesondere wurden die Banken unmittelbar durch ihr umfangreiches Engagement in strukturierten Kreditprodukten aus den Vereinigten Staaten belastet, das oftmals über außerbilanzielle Zweckgesellschaften erfolgte (Tabelle 4.1). Insgesamt belaufen sich die toxischen strukturierten Kreditprodukte im deutschen Bankensystem Schätzungen zufolge auf 230 Mrd. Euro (2¾% aller Aktiva im Jahr 2008)1. Laut Bloomberg entfielen rd. 7% der weltweiten Abschreibungen für solche Aktiva im Zeitraum Januar 2007 bis Oktober 2009 auf deutsche Banken. Auch wenn nahezu alle Bankengruppen betroffen sind, stechen die staatlichen Landesbanken hervor, auf die ein Drittel aller Verluste entfällt, obwohl ihr Anteil am Geschäftsvolumen lediglich bei 20% liegt. Die jüngsten Schätzungen deuten darauf hin, dass nach wie vor erhebliche Risiken in den Bilanzen verbleiben und weitere Abschreibungen sich auf 10-15 Mrd. Euro belaufen könnten, wovon der Großteil auf forderungsbesicherte Schuldverschreibungen zurückzuführen ist (Deutsche Bundesbank, 2009).

 

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