Bemerkenswerte Chuzpe mit der vergangene Woche der Ökonom Kartik Athreya von der Landeszentralbank Richmond gegen die Blogwelt schoss. Ökonomie sei zu kompliziert, deswegen lasse sie Dir nicht von Bloggern erklären. Auch wenn sich schon die “Blogkollegen” von Economics Intelligence, Indiskretion Ehrensache, egghat, Weissgarnix und viele mehr ins Zeug geworfen haben, will ich meinen theoretisch nicht fundierten und empirisch nicht bewiesenen Senf dazu abgeben.
Ich will mir Athreyas Welt der ökonomischen Debatte gar nicht vorstellen. Konsequent weiter gedacht müssten nicht nur die Blogs, sondern auch Medien und vor allem die Politiker schweigen zu ökonomischen Sachverhalten. Äußern “dürfen” sich nur diejenigen, die jahrelang theoretisch und empirisch geforscht haben. Unsere Lektüre beschränken wir dann auf wissenschaftliche Journale. So konzentrieren wir uns etwa auf das Journal of Finance und die Zeitschrift für Betriebswirtschaft (hier übrigens die Finanzkrise erstmals Oktober 2009 erwähnt). Die informieren stets zeitnah und sehr praxisnah über aktuelle Entwicklungen in der Ökonomie. In diesen Wochen würden wir dann vielleicht erstmals etwas über die Pleite von Lehman erfahren. Sorry, hattes es vergessen, solche Pleiten gibt es ja in vielen ökonomischen Modellen gar nicht.
Unklar bleibt, wie ein Wissens-Transfer zu denjenigen erfolgt, die mit den ökonomischen Empfehlungen leben müssen. Und wieso soll man das eigentlich nur auf die Ökonomie beschränken. Gibt es nicht auch Politik-, Medien und IT-Blogs. Es darf ja nicht sein, dass wir in diesen Gebieten ebenfalls unqualifiziert informiert werden.
Athreya hat eine falsche Vorstellung von Blogs, wobei ohnehin niemand weiß, wer “die Blogger” eigentlich sein sollte. Blogs stellen Fragen, spülen versteckte Informationen nach oben, versuchen sich in qualifizierter Meinungsäußerung und stoßen Diskussionen an. Sie haben gar nicht den Anspruch, es besser zu wissen. Was ökonomische Spaßbremen wie Athreya aber wohl stört ist, dass Blogger auch nicht daran glauben, dass die Ökonomen es besser wissen.
Bei dieser Gelegenheit kann ich endlich mal wieder die Mindmap der Wirtschaftsblogs hier platzieren.
Ich erweitere natürlich gern diese Mindmap um weitere gute Wirtschaftsblog.
[…] Dirk Elsner schreibt über einen Aufsatz von Dr. Kartik Athreya und weist auch auf die breite Reaktion in der Blogosphere hin. Bei dieser breiten Kampagne muss der Mann wohl wirklich furchtbares geschrieben haben. Da greift also ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler, angestellt bei der Federal Reserve Bank Richmond, Nobelpreisträger wie Paul Krugman an und urteilt pauschal vernichtend über die Blogger. Nach einer Welle der Empörung versucht er auch noch, seinen Artikel wieder aus der Öffentlichkeit zu entfernen. […]
[…] Blick Log: Ökonomen erklären uns nicht mehr die Ökonomie […]