2 Jahre nach dem Exodus von Lehman und AIG

by Dirk Elsner on 14. September 2010

Vor zwei Jahren war die Finanzwelt in Aufruhr. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman (hier der Link zum Insolvenzantrag der Investmentbank) folgte die dramatische Rettung des "Versicherungskonzerns" AIG. Spätestens mit 9/15 geriet die Finanzkrise in das breite Blickfeld der Öffentlichkeit.

Der Blick Log will hier aber keine Retrospektive starten. Dafür sorgen in diesen Tagen viele andere Medien (siehe folgenden Ticker und unten Rückblicke aus den letzten Tagen).

Wer in Retrolaune ist und etwas tiefer bohren möchte, für den habe ich gleich noch ein paar Surfhinweise. Ich möchte für diese Woche hier nur ein Zitat aus Nassim Nicholas Talebs “Der Schwarze Schwan – Konsequenzen aus der Krise” platzieren. Es stammt aus dem Abschnitt “Blindheit gegenüber der Zukunft”, in dem sich Taleb am Rande mit der Krise von 2008 befasst:

 

“Meine Ergebnisse waren, dass man zwar aus gewöhnlichen Ereignissen Vorhersagen über gewöhnliche Ereignisse ableiten kann, dass extreme Ereignisse (vielleicht, weil sie heftiger sind, wenn sie die Leute unvorbereitet treffen) sich aber fast nie aus der Vergangenheit vorhersagen lassen. … Besonders erschüttert mich, dass Leute sogenannte Stresstests machen, indem sie die schlimmstmögliche Abweichung der der Vergangenheit als Verankerungsereignis für die Projektion der schlimmstmöglichen Abweichung in der Zukunft verwenden, ohne zu bedenken, dass sie beider Vorhersage der früheren Abweichungen gescheitert wären, wenn sie diese Methode am Tag vor dem früheren Verankerungsereignis benutzt hätten.”

Wer jetzt noch Lust auf Retro hat, der kann hier über die Mindmap der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2007 bis 2009 browsen. Über die Einstiegsseite “Brennpunkt Finanz- und Wirtschaftskrise 2007-2009” wird man außerdem online verfügbares Lesematerial über die Finanzkrise für Monate finden. Eine weitere Seite ist der “Aufarbeitung der Finanzkrise” gewidmet.

Ausgewählte Artikel zum Jubiläum

Welt: Zwei Jahre und ein bisschen weise (12.9.10): Nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers sollte alles anders werden, am Finanzmarkt und beim Anlegerschutz. Es gibt auch gute Ansätze. Doch sie werden von Lobbygruppen torpediert

FTD: Individuell kriseln nach Lehman (11.9.10): Zwei Jahre nach der großen Pleite zeigt sich, wie abwegig das Gerede vom globalisierten Wirtschaftsabsturz war. Zeit für eine korrigierte Bilanz multikulturellen Kriselns. Und eine Warnung an deutsche Weltbelehrer.

FAZ: Lehman-Pleite -Im September vor zwei Jahren (11.9.10): Erst starb Lehman Brothers, dann wurde die Versicherung AIG verstaatlicht. Das zweite Septemberwochenende des Jahres 2008 gilt seitdem als historisches Ereignis. Die Kräfte, die Finanzmärkte bewegen, haben sich jedoch nicht verändert.

FTD: Neue Denker – Thomas Ferguson und die Lehren aus der Lehman-Pleite (11.9.10): Moral ist eine Frage des Geldes. Eine Bankenrettung muss für Thomas Ferguson zu niedrigeren Boni und dem Austausch der Chefs führen. Wer das versäumt, lande unausweichlich in einem Teufelskreis.

HB: Private Geldanlage: Die Gier der Kunden ist zurück (8.9.10): Viele Bankkunden lassen sich von Lockangeboten für Tages- und Festgeld ködern. Besonders ausländische Institute fallen dabei durch Angebote auf, die förmlich nach einem versteckten Haken schreien. Und tatsächlich werden die Traumkonditionen vielfach auf Kosten der Einlagensicherung geboten. Mahnende Beispiele wie die Noa Bank scheinen vergessen.

HB: KfW: Pannen-Überweisung an Lehman bleibt ungesühntLehman (7.9.10): Nur Minuten nach dem Insolvenzantrag von Brothers hatte die staatliche KfW knapp 320 Millionen Euro an die Investmentbank überwiesen. Das Geld war weg – und der Spott groß. Die Staatsanwaltschaft strengte gegen Manager von “Deutschlands dümmster Bank” (“Bild”) ein Verfahren an – und stellte es nun ein.

FTD: Neue Denker – Charles Goodhart und das Versagen der Finanzmärkte (4.9.10): Vor der Krise hatten Banken weltweit ihre Risikoscheu abgelegt. Befeuert wurde der Trend von Bilanzregeln, die das Auf und Ab verstärken. Höchste Zeit das zu ändern, sagt Charles Goodhart

FTD: Untersuchungsausschuss – Bernanke bedauert Unehrlichkeit (3.9.10): Wer ist schuld an der Pleite von Lehman Brothers? Bei dieser Frage lautet die Antwort des Fed-Chefs inzwischen anders als noch im Herbst 2008. Dass er damals nicht die Wahrheit gesagt habe, tut Bernanke inzwischen leid.

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