Die wichtigste Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaftler, der Nobelpreis für Ökonomie, ist gestern an die drei Ökonomen Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides vergeben worden, die sich vor allem mit den Arbeitsmärkten befassen.
Die drei Wissenschaftler werden den „Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel“ sicher verdient haben, denn das Nobelpreiskomitee ist für seine sorgfältige Auswahl bekannt. Dennoch teile ich die von Anja Müller im Handelsblatt formulierte Enttäuschung, dass die Juroren wieder einmal eine Chance haben verstreichen lassen, um sich in die wissenschaftliche Debatte um die Aufarbeitung der Finanzkrise einzumischen. Die diesjährige Wirtschaftsnobelpreisvergabe hat absolut nichts mit der Erklärung und Aufarbeitung der Finanzkrise zu tun.
Hier die Presseschau zur Vergabe
FAZ: Peter Diamond – Gut genug für Nobelpreis – aber zu schlecht für Fed (11.10.10): Peter Diamond geht in diesem Jahr durch Himmel und Hölle. Der amerikanische Senat hat seine Berufung in die Notenbank zurückgewiesen. Just in dem Moment, in dem Politiker Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz äußern, erhält er jetzt den Nobelgedenkpreis.
HB: Arbeitsmärkte: Schönheitsfehler im Nobelpreis (18.10.10): Die Theorien der neuen Wirtschafts-Nobelpreisträger Dale Mortensen und Christopher Pissarides sind den alten Arbeitsmarkt-Modellen zwar überlegen, doch sie haben einen Schönheitsfehler – sie können das reale Arbeitsmarkt-Geschehen nicht richtig erklären. Ein ungelöstes Rätsel, auf das Robert Shimer in seinem Papier aufmerksam macht.
Zeit: Auszeichnung – Wirtschaftsnobelpreis für britisch-amerikanisches Forschertrio: Der Wirtschaftsnobelpreis 2010 geht an Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides. Sie erklären, warum Angebot und Nachfrage nicht immer zueinander finden.
HB: Ökonomie-Nobelpreis: Mit kleinen Schritten (11.10.10): Mit der Auszeichnung für Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides geht das Nobelpreis-Komitee für Wirtschaftswissenschaften – wieder einmal – kein Risiko ein. Es hat sich in das Thema Finanzkrise nicht eingemischt, das die Ökonomen seit rund drei Jahren am meisten beschäftigt und auch immer mehr spaltet.
Wiwo: Nobelpreis für Wirtschaft Brisanter und hoch politischer Nobelpreis: Die Vergabe des Nobelpreises an die drei Arbeitsmarktforscher Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides ist eine brisante und hoch-politische Entscheidung.
Spon: Wirtschaftsnobelpreis – Jobtipps von den Super-Ökonomen (11.10.10): Den Richtigen finden, aber wie? Heiratswillige haben das Problem ebenso wie Arbeitslose: Der Markt ist unübersichtlich – und die Suche aufwendig. Die Ökonomen Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides haben Lösungswege aufgezeigt. Lohn dafür ist jetzt der Nobelpreis.
HB: Wirtschafts-Nobelpreis: Ökonomen entschlüsseln die Kosten des Suchens (11.10.10): Die Erforschung eines Alltagsphänomens bringt drei Volkswirte ins internationale Rampenlicht. Sie befassten sich mit dem Phänomen des Suchens. Besonders hoch ist die Bedeutung der Suchtheorie auf den Arbeitsmärkten.
FAZ: Stockholm – Wirtschafts-Nobelpreis für Arbeitsmarktforscher (11.10.10): Der Wirtschaftsnobelpreis geht an Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides. Sie haben vor allem Arbeitsmärkte untersucht. Ihre Arbeiten helfen etwa zu erklären, warum es passieren kann, dass es trotz hoher Arbeitslosigkeit eine hohe Zahl offener Stellen gibt.
FAZ: Von Jobsuche und Heiratsmärkten – Das Modell der Nobelpreisträger (11.10.10): Warum kann es gleichzeitig hohe Arbeitslosigkeit und freie Stellen geben? Wann hört ein Arbeitsloser auf, einen Job zu suchen? Wenn namhafte Arbeitsmarktforscher auf diese Fragen eine Antwort suchen, stützen sie sich auf das Modell der frisch gebackenen Nobelpreisträger
Welt: Nobelpreis für Grundlagen der Hartz-Reformen (11.10.10): Drei Arbeitsmarktforscher teilen sich die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften. Deutsche Top-Ökonomen loben die Entscheidung.
Tagesspiegel: Eine Theorie für den Arbeitsmarkt: Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides erhalten Nobelpreis für Wirtschaft / Dominanz der US-Wissenschaft
Wieso? Suchkosten und Arbeitsmarkt ist doch ein tolles Thema. Irgendwie auch praktisch und nützlich. Ich fand auch Transaktionskosten und komplexe Systeme (2009) und Außenhandelstheorie (2008) ganz toll.
Ok dieser Krugman hat dann die ganze Zeit über Finanzkrise gefaselt, wofür er nicht den Riksbank-Preis bekommen hat.
Einen Riksbank-Preis für die „Aufarbeitung der Finanzkrise“ ist doch Blödsinn. Irgendwer wollte gegen die Hypotheken-ABS wetten, eine Investmenbank schrieb dafür ein Derivat, weil/und fand Idioten um sich zu hedgen (direkt CDS und CDO-ABS mit Fantasie-Ratings), wodurch ein riesen Finanzsubmarkt mit redundanten Wertpapieren entstand. Der Hauptgrund ist, dass es naive Idioten gab, die dies ermöglichen (AIG, HRE/Depfa, WestLB, und viele mehr). Ist nur ein „technische“ Aspekt, der nur etwas über die letzliche „Risikoaufteilung“ besagt (Der Letzte dem das Ausfalllrisiko zugeschoben wird, und auch noch dafür bezahlt, ist halt der Idiot). Wichtiger war wohl, dass Bush sein Volk mit billigen Hausfinanzierungen auf dumm stellen musste („Brot und Spiele“). Fette Militärbudgets halten Länder sozial, (binnen-)wirtschaftlich und geldpolitisch nicht unendlich lange durch. Es gibt wahrscheinlich noch tausende kleiner Gründe hier und da, womit sich dann Historiker auseinandersetzen werden.
Es wird ja immer gesagt, dass die Wirtschaftswissenschaften wegen der Finanzkrise versagt haben. Kann mir mal jemand sagen wie man darauf kommt? Wegen der EMH? Denkt mal über das Wort „Hypothese“ nach. Oder wegen dem VaR-Modell? Zeig‘ mir mal bitte jemand, ob es für das Ding überhaupt eine „Theorie“ gibt (Antwort: Nein. Also welcher Volldepp von Politiker hat das dann in Gesetze geschrieben). Oder welche „Theorie“ sagt, dass Preise von Gütern immer steigen? Sowas sagen vielleicht Verkäufer, aber wohl eher selten Wirtschaftswissenschaftler. Eine „Theorie“ ist keine Versicherung dagegen, dass es „praktisch“ dann anders kommt.
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