Schade, noch am vergangenen Donnerstag konnte man in Bielefeld dem Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften von 2007, Roger B. Myerson, lauschen. Er sprach über „moralische Versuchungen“ (moral hazard) und soll laut der Neuen Westfälischen ein fast zynisches Bild von Bankern, Investoren und Unternehmern gezeichnet haben. Leider habe ich diese Veranstaltung verpasst, weil ich derzeit im Norden der Republik unterwegs bin.
Aber im Norden werde ich sicher mitbekommen, wer heute den Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel gewinnen wird. Heute wird der Preisträger um 13:00 Uhr bekannt gegeben. Für traditionelle Wettanbieter und die hier sonst zitierten Vorhersagemärkte scheint der Handel der Preisträger kein gutes Geschäft zu sein (oder, so spekuliert egghat, es ist schon etwas durchgesickert). Dank egghat jedenfalls bin ich auf die neuseeländische ipredict aufmerksam geworden. Dort wurden gestern Abend folgende Preisträger mit nachfolgenden Wahrscheinlichkeiten gehandelt:
Preisträger | Erwartung in % |
Richard Thaler | 25,60 |
Robert Shiller | 23,15 |
Oliver Hart | 20,86 |
Jean Tirole | 19,78 |
Martin Weitzman | 18,74 |
William Nordhaus | 17,00 |
Sam Peltzmann | 11,24 |
Angus Deton | 11,00 |
Avinash Dixit | 5,73 |
Eugene Fama | 5,06 |
Gene Grossmann | 5,05 |
Robert Baro | 4,14 |
Richard Posner | 3,74 |
Gordon Tullock | 3,05 |
Ernst Fehr | 3,00 |
Ein anderer Preistr. | 36,97 |
Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitet übrigens folgende Favoriten:
- Albert Alesina of Harvard University, for „theoretical and empirical studies on the relationship between politics and macroeconomics“
- Nobuhiro Kiyotaki of Princeton University and John H. Moore of the University of Edinburgh and the London School of Economics, for „formulation of the Kiyotaki–Moore model, which describes how small shocks to an economy may lead to a cycle of lower output resulting from a decline in collateral values that create a restrictive credit environment“;
- Kevin M. Murphy of the University of Chicago and the Hoover Institution, for „pioneering empirical research in social economics, including wage inequality and labor demand, unemployment, addiction, and the economic return on investment in medical research among other topics.“
Die Wiwo hat in einer umständlichen Galerie 8 Favoriten gelistet, die man dank egghat hier in einer Übersicht sehen kann:
Robert Barro
Alberto Alesina
John Taylor
Ernst Fehr
Jagdish Bhagwati
Martin Feldstein
Kevon Murphy
Dale Jorgenson
Ich persönlich vermisse Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, die mit ihrem Werk “Dieses Mal ist alles anders: Acht Jahrhunderte Finanzkrisen” echte Grundlagenarbeit geleistet haben. Vermutlich kommt der Nobelpreis für diese Forscher aber zu früh. Bislang wurden meist sehr lang zurück liegende Forschungserfolge gewürdigt. Aber wer weiß, vielleicht ist ja in diesem Jahr alles anders.
Meine persönlichen Favoriten stehen übrigens ganz oben in der ipredict-Liste: Thaler und Shiller, den ich schon seit 2008 dort oben sehe (Artikel im Blick Log zu Robert Shiller).
Nachtrag v. 11.10.10.
Nun ist das Ergebnis raus. Keiner der oben genannten Namen hat gewonnen. Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an Peter Diamond, Dale Mortensen und Christopher Pissarides. Ausgezeichnet wurde ihre Arbeit über Märkte und den Kosten für den Ausgleich von Angebot und Nachfrage.
Comments on this entry are closed.