Kurse machen die Prognosen und nicht umgekehrt

by Dirk Elsner on 14. Oktober 2010

Das war sehr erfrischend, was “Das Kapital” der FTD auf seiner Webseite dokumentierte. Im Angesicht der aktuellen Hypes um die Aufwertung des Euros erinnerte das Blatt an die Aussagen von Finanzmarktprofis, die die europäische Währung noch vor wenigen Monaten abgeschrieben haben.

So etwa Goldman Sachs: Bis Jahresende wird der Euro aufgrund der sich verschlimmernden Schuldenkrise auf 1,15 Dollar fallen.
BNP Paribas: Wir sehen den Euro in Q3 2011 bei 0,97 Dollar.
Auch Nouriel Roubini machte sich um Euroland mehr Sorgen als um die USA und schloss die Parität nicht aus.

Einmal mehr bestätigt diese Dokumentation, dass Volkswirte und Analysten häufig im Gleichschritt tippen und nur den aktuellen Trend vorhersagen. Besser mit der gesamten Zunft falsch schätzen, als sich mit einer abseitigen Prognose ins Rampenlicht zu stellen. Wer am Ende irrt, kann dann immer noch auf die Mehrheit verweisen, die eben auch falsch gelegen hat. Das gibt Sicherheit und rettet im Zweifel sogar den eigenen Job.

Der Artikel der FTD jedenfalls reiht sich in die ganz wenigen Beiträge ein, die sich in der Wirtschaftspresse kritisch mit den Vorhersagen befassen, so wie etwa vor einigen Tagen das Handelsblatt mit “Geschäftsmodell Schwarzsehen: Die düsteren Propheten der Ökonomie”. Darin entmystifizierten Matthias Eberle und Dirk Heilmann einige Wirtschaftsgurus und prominente “Experten”, die ihren Promibonus vor allem dadurch erreicht haben, dass sie mehr oder wenig genau bestimmte Ereignisse vorhergesagt haben.

Schade eigentlich, dass man solche Artikel mit der Lupe suchen muss und im Normalfall die Vorhersagen von Roubini, Faber und Co wie ein Evangelium behandelt werden.

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