Guy Kirsch: Die Euro-Krise ist (nicht nur) eine Währungskrise (+Presseblick Irland)

by mnockerl on 21. November 2010

pink umbrella

Schutzschirm für Irland (Foto: flickr/drzuco)

Nun ist es amtlich: Irland greift nach dem EU-Rettungsschirm und bittet um Finanzhilfe aus Mitteln des Rettungsschirms der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds. Noch vor einer Woche hat Irland gesagt, es wolle keine Staatshilfen von der Europäischen Union annehmen, egal wie besorgt die anderen Mitgliedsstaaten auch immer sein mögen.

Abseits der hektischen Tagesberichterstattung, deren Nachrichtenwert in diesen Tagen schwer von gestreuten Interessen und Gerüchten zu trennen ist, empfiehlt der Blick Log zum Sonntag aus Anlass der wieder aufgeflackerten Diskussion um den Euro ein lesenswertes Essay von Guy Kirsch.  Er schrieb dazu in „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (Ausgabe 43/2010):

Krisen sind Situationen, in denen es nicht so weitergehen kann wie bisher: Entweder entwickelt sich die Lage zum definitiv Schlechteren oder aber sie dreht zum entschieden Besseren. Entsprechend lösen Krisen oft Besorgnis, Angst, ja Panik aus; entsprechend mag ihnen aber auch mit Hoffnung und Zuversicht begegnet werden.

Mag nun zutreffen, dass Krisen Wendepunkte zum Besseren oder aber zum Schlechteren sind, so ist auch richtig: Ob sie sich in Richtung Katastrophe entwickeln oder aber neue, bessere Möglichkeiten bieten, hängt gemeinhin auch von jenen Entscheidungen ab, die in der Krise von den Verantwortlichen getroffen werden. Reduziert sich deren Handeln auf ein kleinmütiges und kurzsichtiges Management der momentanen Krisensymptome, so werden die Chancen zum Besseren eher nicht genutzt. Reicht aber die Politik über die augenblickliche Situation hinaus, dann erkennt und stärkt sie im Krisengeschehen die Ansatzpunkte zum Besseren. Im ersten Fall haben wir es gleichsam mit Ärzten zu tun, die sich damit begnügen, das Fieber, also ein Krankheits symptom, zu bekämpfen; im zweiten Fall zielt die Therapie darauf ab, die Krankheitsursachen zu beseitigen.

Was allgemein gilt, gilt auch für die Euro-Krise. Und hier muss nun festgestellt werden, dass sich gegenwärtig die Reaktionen auf die Krise eher darauf beschränken, die momentanen Krisen symptomeanzugehen, sie aber weniger darauf abstellen, die tieferen Ursachen der Euro-Krise zu diagnostizieren und entsprechende Reformen einzuleiten.

Hoffnungen erfüllt?

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Presseberichte zu Euroschuldenkrise

HB: Finanzhilfe: Irland greift nach dem EU-Rettungsschirm (21.11.10). Was lange debattiert wurde, wird jetzt endgültig Realität: Das schuldengeplagte Irland ist nicht mehr in der Lage, sich selbst zu helfen. Der Inselstaat bittet daher nun offiziell um Finanzhilfe aus Mitteln des Rettungsschirms der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds.

FAZ: Irland bittet um Hilfe – „Mehrere zehn Milliarden Euro“: Irland wird um Finanzhilfe aus Mitteln des Rettungsschirms der Euroländer und des IWF bitten. Es gehe um „mehrere zehn Milliarden Euro“, sagte Finanzminister Lenihan. Mit einem Vierjahresplan soll das Defizit jährlich um 15 Milliarden Euro sinken. Die EU-Finanzminister unterstützen den Antrag.

FTD: Irland unter EU-Rettungsschirm: Euro-Krise fordert nächstes Opfer

Businessinsider: IRELAND: Here’s What We Know Right Now

Businessinsider: EU Says Irish Rescue Deal to Create Fund, May Restructure Banks

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