Vor einer Woche habe ich mein fast zwei Jahre altes HTC-Handy, ein MDA V, eingetauscht in das neue Google Nexus S mit Android 2.3.3 (technische Daten hier, Test-Berichte unten, Preise hier bei Amazon). Wow, das Teil macht richtig Spaß, hat aber auch seine runden Kanten. Hier meine Impressionen zum Umstieg vom antiken Windows mobile 6.5 auf ein mobiles Betriebssystem der neuesten Generation.
Windows mobil 6 ist Schwarz-Weiss-TV mit viel Rauschen, Android 2.3 auf dem Nexus ist HD. Ich bin einfach erstaunt, welchen Fortschritt die mobilen Betriebssysteme in den letzten Jahren gemacht haben. Sicher, für iPhone- und iPad-Anwender ist die Revolution schon seit Jahren Realität. Als (sorry egghat) bekennender Apple-Ablehner habe ich aber viel zu lange neidvoll auf die vielen iPhone-Spielereien schauen müssen, die ich auch ausprobieren wollte. Jetzt geht es endlich mit dem “besseren iPhone-Betriebssystem” auf Linux-Basis: Android (von der von Google angeführten Open Handset Alliance).
Fein an dem Smartphone ist das pure Android ohne schlecht gepflegte Benutzer-Oberfläche eines Smartphone-Herstellers oder Telefonanbieters, die oft mit irgendwelchen sinnlosen Vorbelegungen die Nutzer nerven. Das Tippen auf dem glatten und zu Unrecht kritisiertem Display fällt mir noch etwas schwer, weil der Tastenabstand eher für Damenhände gemacht ist. Im Querformat geht´s aber etwas besser. Wer nicht tippen will, der kann seinen Text auch drauf sprechen. Die Texterkennung ist ein Highlight und funktioniert erstaunlich gut im Vergleich zu meiner Desktop Spracherkennung.
Das Gerät wurde seltsamerweise ohne Anleitung geliefert (das 400 Seiten umfangreiche Handbuch gibt es hier), ist aber fast intuitiv zu bedienen. Was nervt ist die gefühlt lange Ladezeit des Akkus und seine dafür ebenfalls gefühlte sehr kurze Betriebsdauer. Ohne Ersatzakku ist man aufgeschmissen. Dafür startet das Gerät im Vergleich zu meinem 2 Jahre alten Knochen in rekordverdächtiger Zeit. Und auch sonst liegen zwischen der umständlichen Bedienung des HTC-Handys mit der damals hoch gelobten touchflo-Oberfläche und dem Androiden Welten. Es lädt einfach zur intuitiven Spielerei ein. Und hier gibt es eine Menge Gimmicks zu entdecken auf dem Gerät und in dem Android Market.
Vor dem Probieren beschleicht einem aber ein äußerst mulmiges Gefühl, denn Big Brother Google grüßt sehr herzhaft gleich beim ersten Start. Ohne Google-Konto lässt sich praktisch kaum etwas machen mit dem Nexus. Die unglaubliche Bequemlichkeit, die Orts- und Clouddienste bieten, bezahlt man sehr teuer mit der Preisgabe seiner Privatsphäre. Das was Malte Buhse in “Gebt her Eure Daten” über die Forschungsarbeiten von Ökonomen zur Aufgabe der Privatsphäre geschrieben hat, wird hier praktische Realität.
“Das Forscherteam um Acquisti kann die Sorglosigkeit vieler Onlinekäufer zumindest im Ansatz verstehen. "Es ist aufwendig, bei jeder Entscheidung die Folgen für die Privatsphäre zu bedenken", schreiben sie. Das spielt den Unternehmen in die Karten. Denn die ausführlichen Nutzerprofile, die in ihren Datenbanken wachsen, erwecken einen alten Verkäufertraum zu neuem Leben: die Preis-Differenzierung.”
Wer sich richtig erschrecken will, der wirft einmal einen Blick in die Beschreibungen im Android Market unter dem jeweiligen Reiter für Berechtigungen (hier Beispiel für Evernote) und staunt, auf welche Daten die Apps zurückgreifen wollen. Wer sich der datenschutzrechtlichen Risiken, vielleicht noch nicht aller Konsequenzen, bewusst ist, der erlebt freilich ein wirklich phänomenale Smartphone-Welt, die mich täglich immer noch zum Staunen bringt.
Im zweiten Teil ein paar Impressionen aus der App-Welt.
Hier ein paar Testberichte
HB: Nexus S im Test:Samsung dreht krumme Dinger
PC Welt: Samsung Nexus S im Test
Cnet: Google (Samsung) Nexus S
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