Was wir vom Erfolg von Borussia Dortmund für die Unternehmensführung abschauen können

by Dirk Elsner on 13. Mai 2011

Endlich ist die Fußballsaison vorbei. Und sie war für mich richtig hart, weil zwei meiner drei im Facebook-Profil gelisteten “Lieblingsmannschaften” abgestiegen sind und mein #1-Team, Werder Bremen, in einer grottigen Saison so gerade den Abstieg vermieden hat. Sportlich habe ich die Saison abgehakt. Da dies ein Wirtschaftsblog ist, schaue ich heute, was wir für den betrieblichen Alltag mitnehmen können.

Und da bietet sich der neue Deutsche Fußballmeister Borussia Dortmund als Anschauungsmaterial an. Über den sportlichen Erfolg ist längst mehr gesagt, als man aufnehmen kann. Aber der Beitrag von Oliver Fritsch “Ein Glück namens Klopp” für die Wochenzeitung der “DIE ZEIT” über den Erfolg der Borussia, erinnerte mich an einige Parallelen zur Unternehmensführung und an einen Managementstil, den ich schätze und der aus mehr als Zahlen und autoritären Zielvorgaben besteht.

Der Erfolg der Westfalen begann mit dem Misserfolg einer auf Showeffekte und Eitelkeit ausgerichteten Unternehmensführung:

“Vor gut sechs Jahren stand Borussia Dortmund vor der Pleite. Unter der Führung von Gerd Niebaum und Michael Meier hatte sich der BVB in den neunziger Jahren ein Wettkaufen mit Bayern München geleistet, das Beuteschema waren teure Rückkehrer aus Italien, später teure Brasilianer. Die Rede von der »Hoeneßisierung der Borussia« ging um. Es war Fußballkapitalismus in Reinform: Meister 1995, 1996, Champions-League-Sieger 1997, Meister 2002. Bis die Rechnung kam.

Mit dem Erfolg wuchs die Eitelkeit, Niebaum wollte damals ermitteln lassen, ob ihn Zeitungen öfter zitieren als Franz Beckenbauer. Der Verein ging an die Börse, gab Geld aus, das er nicht hatte, für Spieler, die er nicht brauchte, fälschte Bilanzen, häufte über hundert Millionen Euro Schulden an. Im Jahr 2005 war die Kommanditgesellschaft auf Aktien Borussia Dortmund auf das Wohlwollen von Gläubigern angewiesen.”

Als ein wichtiges Fundament sieht Fritsch den echten und gelebten Gemeinschaftsgeist, die Bodenhaftung und den Spaß am Spiel. Weiter schreibt er:

“Am Trainingsgelände hängen die Dortmunder Gebote: »Bedingungsloser Einsatz«, »Leidenschaftliche Besessenheit«, »Jeder stellt seine Qualität in den Dienst der Mannschaft«, so lauten drei. Klopp hat sich mit seinen Spielern darauf geeinigt. Er selbst lebt Leidenschaft vor, im Training, am Spielfeldrand.”

Aber in dem Verein hängen, wie in vielen Unternehmen, die Gebote nicht nur aus, um dann vergessen zu werden. Klopp lebt Fairness, Werte und Aufmerksamkeit für jeden Spieler authentisch vor, wie Fritsch anmerkt:

“Gleichwohl schwört er auf Fairness, widmet sich allen Spielern mit der gleichen Aufmerksamkeit, auch wenn sie von unterschiedlichem sportlichem Rang sind. Auf Klopps Wort sei Verlass, betonen seine Spieler, er kritisiere sie nie öffentlich, nur unter vier Augen. Klopp, der aus einem erzkonservativen badischen Elternhaus stammt, vertritt solide Werte.”

Klopp, so Fritsch, vermittelt seinen Spielern das Gefühl, am rechten Ort zu sein, wenn sie andernorts mehr verdienen könnten. Er bringt sie dazu, mehr zu rennen als die anderen und treibt ihnen den Egoismus aus. Dazu passt die Einkaufspolitik des Vereins, die bewusst darauf verzichtet, das Gehaltsgefüge durch teure Stareinkäufe durcheinander zu bringen und so Missgunst in der Mannschaft vermeidet:

Klopp kauft keine Stars. … Er sagt: »Wir gucken nur in das Regal, das wir uns leisten können.« Viele wichtige Leute in der Bundesliga glauben, gute Spieler müsse man kaufen, und geben Millionen für Talente aus. Eine Strategie, sie zu verbessern, haben die wenigsten. Wozu? Man hat sie doch gekauft, warum sie jetzt noch fördern?

Und auch für die Akquisition von Führungs-Personal zieht Fritsch eine interessante Parallele. Er schreibt nämlich, warum Klopp eigentlich als Trainer erst einmal nicht angesagt war:

“Damals galt er als kumpelhafter Motivator, die Leute kannten ihn als lustigen und zotteligen Experten aus dem ZDF. Franz Beckenbauer wollte sich zunächst nicht mit ihm auf der Mattscheibe zeigen. Zweifel hegte man an seiner Eignung, einen großen Verein zu führen. Bayern München entschied sich für Jürgen Klinsmann. Der HSV verwarf die Idee, Klopp zu verpflichten, weil Scouts protokollierten, seine Jeans habe ein Loch, er trage einen Dreitagebart und rauche.”

Natürlich sind dies nicht die alleinigen Faktoren, die den Erfolg ausgemacht haben. Aber die Parallelen zur Führung eines normalen Unternehmens, das über mehr als mit Controlling, Compliance und Prämien seine Mitarbeiter motivieren will, sind eindeutig. Freilich lässt sich aus diesen Faktoren keine deterministische Gewissheit für den sportlichen bzw. den unternehmerischen Erfolg ableiten. Der Erfolg ist von vielen harten und weichen Faktoren abhängig und folgten nicht einer einfachen Formel. Vor zwei Jahren war der Führungsstil von Felix Magath der Maßstab. Und der hat seinen VFL Wolfsburg mit ganz anderen Methoden zum Erfolg geführt. Im nächsten Jahr wird vielleicht (oder hoffentlich) Werder Bremen Meister und dann wird man die Kontinuität von Thomas Schaaf und Klaus Alofs als Maßstab nehmen.

Weitere Beiträge zum Erfolg von Borussia Dortmund

SZ: Meister Borussia Dortmund Fußball-Romantik in der Burg: Die Mannschaft des Deutschen Meisters ist ein Vorbild für alle Gruppen von Menschen: In ehrgeiziger, aber respektvoller Atmosphäre waren einzelne Dortmunder zu Leistungen fähig, die sie selbst nicht für möglich hielten.

TAZ: Dortmund ist Deutscher Meister – Elf Freunde für ein Jahr: Nach Dortmunds Titelgewinn fällt es den Verantwortlichen schwer, sich der Euphorie hinzugeben. Es ist spürbar, dass etwas Einmaliges zu Ende geht.

BZ: Das Wunder von Dortmund

NZZ: Vom Totenbett auf den Meisterthron: Der wundersame Aufstieg Dortmunds unter Geschäftsführer Watzke

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