Hausse am Aktienmarkt: Blasen klingeln nicht, bevor sie platzen

by Dirk Elsner on 16. Mai 2011

Seit zwei Jahren genießen sie die Anleger an den Kapitalmärkte und fragen sich: Wie lange dauert die Hausse am Aktienmarkt? Wenn ich diese Frage beantworten könnte, dann würde ich diesen Beitrag jetzt nicht abends in einem Hotel verfassen, während ich tagsüber einer geregelten Tätigkeit zu weit weg von meiner Familie nachgehen würde.

Tatsächlich glaube ich, dass niemand diese Frage zuverlässig beantworten kann. Selbstverständlich gibt es jederzeit jede Menge Fachleute, die ein Ende der Hause vorhersagen. Daher steht heute schon fest: Einer von ihnen wird eines Tag Recht haben und kann sich dann als Guru inszenieren lassen, so wie das Nouriel Roubini 2008 gemacht hat.

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Erstaunlich ist, dass seit Monaten die Skepsis um die Hausse anhält und sie dennoch nicht enden will. Es ist aber stets so in den letzten Jahrzehnten gewesen, dass sich die Märkte sehr selten in die Richtung bewegt haben, die der Mainstream der “Finanzexperten” erwartet haben. Auch lässt sich nicht sagen, ob an den Aktienmärkten eine Blasenbildung zu beobachten ist. Man weiß es vorher einfach nicht (siehe aktuellen Beitrag “Blasen erkennen” von Robert Shiller zur Bildung von Spekulationsblasen) und erklärt wird ja bekanntlich erst nach einer Kursbewegung.

Ich habe mal exemplarisch ein paar Beiträge aus den vergangenen Monaten gesammelt, die am Weiterbestehen des Kursaufschwungs zweifeln. Erstmals habe ich Anfang 2010 einen Bericht gefunden, der sich skeptisch äußerte.

Handelsblatt 11.1.10: Chartgespräch: Das Ende der Dax-Rally ist nah : Die meisten aktuellen Prognosen für das Börsenjahr 2010 schwanken zwischen Hurra-Optimismus und Katastrophenszenarien. Ziemlich nüchtern in die Zukunft schaut dagegen Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Trinkaus: Er zieht charttechnische Parallelen zu früheren Jahren und erwartet eine Konsolidierung der Kurse.

Wall Street Online 13.5.10: Die Hausse wird geboren im Pessimismus. Sie wächst in der Skepsis. Sie altert im Optimismus und sie stirbt in der Euphorie.“ Ähnlicher als mit der ersten Hälfte dieser alten Börsenweisheit kann man das aktuelle Kursgeschehen wohl kaum erklären.

FINANZEN.NET NEWS 9.7.10 HSBC DAX (daily) – Wiederholt sich die Geschichte? Bekanntlich stirbt die Hausse aber erst in der Euphorie und nicht in der Skepsis ! Insgesamt stellt die Stimmungslage einen guten Nährboden für ein …

Handelsblatt v. 18.2.11: Aktienmarkt:Anlegern droht eine böse Überraschung: Noch liefern die Unternehmen gute Ergebnisse ab. Doch Anleger sollten darauf achten, was hinter den Zahlen steckt.

FAZ v. 20.2.11: Internationaler Finanzmarkt – Hilfe, die Privatanleger kommen!: Wenn Privatanleger die Börse stürmen, wird es Zeit, auf eine Baisse zu setzen. Dieses altbekannte Muster lässt sich derzeit auch an der Wall Street beobachten.

Handelsblatt v. 23.2.11: Börsenrally:Die ungehemmte Party ist vorüber: Vordergründig belastet die Eskalation in Libyen die Aktienmärkte. Doch wichtiger ist: An den Börsen findet nach dem Boom ein Paradigmenwechsel statt. Die Rückschlaggefahr wächst. Ein Kommentar von Ulf Sommer.

Handelsblatt v. 9.3.11: Zwei Jahre Hausse: Der Dax-Rally geht die Luft aus
Die radikale Politik der Notenbanken hat der Börse eine atemberaubende Rally beschert. In den letzten zwei Jahren legte der Dax um 100 Prozent zu. Doch damit dürfte es bald vorbei sein.

Stock World (8.4.11): Es ist wieder Hausse – und keiner will daran glauben Auch in der vergangenen Woche blieben die Bullen unbeirrt und komplettierten die nach dem folgenschweren Erdbeben aufgestellte Bärenfalle. Fast ohne Zögern erreichten viele der weltweit wichtigsten Indizes entweder neue Hochs oder mindestens ihre vor.

FTD: 29.4.11: Der Helaba-Schwarzseher gegen die Bullen. Trotz Schuldenkrise, Atomkatastrophe und Inflationsangst steigt der DAX auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren. Ist das alles noch erklärbar? Na klar – jedenfalls wenn man von Beruf Investor ist.

Handelsblatt: 4.5.11: Wachsende Risiken Dax droht Rückschlag: Nachdem die Kurse in den vergangenen Wochen schnell gestiegen sind, deutet jetzt vieles auf eine Korrektur an der Börse hin. Gefahren drohen von mehreren Seiten.

nigecus Mai 17, 2011 um 21:11 Uhr

Oki doki.

Ich denke, dass es lange bergauf in den Aktienmärkten geht, weil…

– Alle glauben (warum auch immer) wir hätten einen „Aufschwung“ gehabt. Das mag auf dem Papier so sein, weil irgendeinen BIP-Zahl sich änderte (Und nichts stärker ist als der „Glaube“ in dieser Zahl)
– Die Zentralbanken werden die nächsten Jahren nur ganz ganz langsam das Zinsniveaus anheben und ggf. eher mal die Pause verlängern. Der Eiertanz, dass die (nicht ausgefallenen) Schulden aus der letzten Rezession um die Ohren fliegen ist dafür zu groß (Das Volumen ist einfach zu hoch).
– Es werden sich inflationäre Tendenzen einstellen (Was uns als „Aufschwung“ verkauft wird), und der einzige wirkliche Inflationsausgleich sind halt‘ Aktien, Unternehmensbeteiligungen, etc. sprich „Besitztum“. Die Gleichung „Aktienhausse=Aufschwung“ ist nur ganz selten keine Money Illusion.
– Technologisch sehe ich kein Gegenargument (Ich glaube nämlich dass Aufschwünge mit Substanz technologisch getrieben sind), weil ich da am Horizint nichts sehe. So ein Facebook-Ding ist halt nur ein Substitut für die klassische Werbebranche (Kein neuer Nutzen). In dem Loch werden wir noch ein paar Jahre/Jahrzehnte festhängen.

Wenn das Szenario wirklich eintreten würde, und tatsächlich ein bisschen reales Niedrigwachstum die Nachrichtenlage befeuert könnte so ein DAX schon noch drei Jahre ansteigen und 5-stellig werden. Jedoch ist das für „Fixed Income mit Spielgeld“ eine ganz ganz schlechte Nachricht (In der Falle zwischen Marktblase und Minizinsen). Aber vielleicht kommt es anders: Ist ja nur ein Pfad unter theoretisch unendlich vielen möglichen Pfaden…

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