Ödnis auf dem Bankentag: Kreditinstitute reden nicht über Innovationen

by Dirk Elsner on 14. Juni 2011

Wer erwartet hat, auf dem FTD Bankentag würden Kreditinstitute einmal über Innovationen reden, der wurde wieder einmal enttäuscht. Während es bei den Familientreffen anderer Branchen stets um neue Modelle, neue Produkte und Trends, innovative Prozesse oder fixe Wettbewerber etc. geht, geriert sich die Finanzbranche gewohnt behäbig.

Outer Wasteland

Da wird gejammert, strengere Eigenkapitalanforderungen und Transparenzvorschriften machten das Bankgeschäft mit Privatkunden künftig deutlich unrentabler. Ideen wie man es ankurbeln kann, sind dagegen nicht auszumachen.

Für die Banken wird es in den nächsten Jahren vor allem darum gehen, das Provisionsgeschäft auszubauen, ist in der FTD zu lesen. Ein Spruch, den ich seit mindestens dreißig Jahren höre. Ein Spontangähnen löst bei mir die Frage des Wie aus: Man müsse auf kapitalschonendere Produkte ausweichen und dazu Provisionsgeschäfte mit Investmentfonds und Versicherungen ausweiten. Wow! Der Esprit neuer Produkte und Dienstleistungen sprudelt ja nur so heraus aus solchen Sätzen.

Misslich sei das hohe Misstrauen der Anleger gegenüber den Banken, stellte Rainer Neske, Privatkundenvorstand der Deutschen Bank fest. Ein Rezept, wie man Vertrauen gewinnen will, fehlt unterdessen und ist wohl nicht mehr zu erwarten. Immerhin ist Neske so selbstkritisch, dass er diagnostiziert, dass die Bedürfnisse der Anleger oft keine Rolle spielten. Und will man daran etwas ändern? Die Lehre aus der Krise, so fasst die FTD Neske zusammen müsse sein, dass es in der Anlageberatung nicht allein um den Profit gehe, sondern auch darum, was für den Kunden am besten sei. Leider wirkt auch dies wenig glaubhaft, weil man solche Aussagen in den Archiven aller Reden von Top-Bankern aus den letzten 30 Jahre findet.

Von neuen Technologien, Produkten des New Banking wie Mobile Services oder gar Social Media Aktivitäten war wie gewohnt nichts zu lesen. Während sich in anderen Branchen die Konkurrenten gegenseitig verklagen, weil sie sich des Ideenklaus bezichtigen (Apple, Samsung), laufen die Kreditinstitute nicht Gefahr, sich gegenseitig bei Innovationen zu überholen.

Schaut man in das Pr0gramm, dann spielten die Bedürfnisse der Kunden ohnehin keine besondere Rolle. Neue Finanzierungsmodelle für den Mittelstand? Fehlanzeige. Ideen, um die Eigenkapitalausstattung von Unternehmen zu bessern? Kein Interesse? Neue Methoden im Zahlungsverkehr? Ja, man muss sich ja mit Sepa befassen. Dialog mit Kunden? Ja aber nur in der Form “Wertoptimierter Kundendialog bei der Deutschen Postbank – wie analytische Banksteuerungssysteme Mehrwerte schaffen.”

Banken müssen innovativer sein und Tempo ist dabei gefragt, forderte Dr. Hansjörg Leichsenring in seinem Bank-Blog. Vielleicht kann ja jemand davon berichten, ob es in den Pausengesprächen um Innovationen ging.

Dr. Hansjörg Leichsenring Juni 15, 2011 um 10:19 Uhr

Naja, zumindest habe ich in der Pause den einen oder anderen Kontakt zum innovativen Thema PFM knüpfen können. Aber in der Tat: Das Gejammer der Branche kann ich inziwschen auch nicht mehr hören. Obwohl ich es schön finde, dass sich darin endlich mal alle Institutsgruppen einige sind 😉

Beste Grüße

Hansjörg Leichsenring

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