Erneuter €-Day für Europa: Von meiner Schuldenkrisenmüdigkeit (+Update Mindmap Schuldenkrise)

by Dirk Elsner on 26. Oktober 2011

Heute ist wieder einmal €-Day für Europa. Erst entscheidet der Bundestag und dann folgt das nächste europäische Gipfeltreffen. Ich weiß nicht mehr, das wievielte Mal die Schulden- und Bankenkrise “rasch, schnell und effizient” gelöst, Europa und unsere Zukunft gerettet sowie die Wirtschaft zukunftsfähig gemacht wurde. Ist mir auch egal. Nicht ganz egal ist mir, was aus dem heutigen Gipfeltreffen heraus kommt, aber ich brauche jetzt ganz, ganz dringend mindestens einen Monat Pause von der europäischen Schuldenkrise. Ich glaube, es ist wirklich (von vielen) alles mehrfach gesagt und geschrieben worden, was man zur europäischen Schuldenkrise denken und dahin schreiben kann.

Und egal, was heute Abend oder morgen früh bekannt gegeben wird, es werden wieder die gleichen Diskussionen losgehen. Die handelnden Politiker loben ihren großen Wurf, die Oppositionen zerreißen ihn, die Banken jammern über die hohe Selbstbeteiligung oder loben wahlweise ihr “Entgegenkommen”, Ökonomen werden das Paket kritisieren und uns mitteilen, warum jetzt nichts besser wird. Ich kann es nicht mehr hören. Politik und “Experten” haben mich mürbe mit ihrem Vorschlagsstakkato geschossen. Die rhetorische Bazooka hat mich zum Schweigen gebracht.

Und eigentlich wird mit dieser in den letzten 18 Monaten entstandenen Mindmap alles gesagt

Am Montag hatte ich in einem Google+ Eintrag festgestellt: Vielleicht sollten wir, die wir die Ereignisse vom virtuellen Stammtisch ständig so kritisch beäugen, uns selbst einmal fragen, ob wir nicht unter den gleichen Entscheidungsprämissen ähnlich wie die oft abfällig als kopflos bezeichneten Politiker handeln würden, denn

  1. es ist nämlich je nach volkswirtschaftlichem Theoriegebäude vergleichsweise willkürlich, welchen Weg wir gehen, denn irgend eine passende ökonomische Argumentation findet sich immer und
  2. selbst wenn man den richtigen Weg glaubt zu kennen, muss er in diesem Gefangenen Dilemma-Spiel gegen vielfältige Interessen verteidigt werden.

Tatsächlich kennt niemand den richtigen Weg. Wir wissen zwar heute, dass viel zu viel Zeit verschwendet wurde und so manche einer wird sagen, warum habt es nicht gleich so gemacht. Noch mehr werden sich aber wieder fragen (ich übrigens auch), warum es nicht anders gemacht wurde. Und in einigen Jahren oder vielleicht sogar in einigen Monaten werden wir wissen, was die heutigen Entscheidungen wirklich bringen und was man hätte besser machen können.

Am Montag schrieb ich, die Halbwertzeit derartiger Beschlüsse betrug in den vergangenen drei Jahren zwischen 2 Tagen und 3 Monaten. Schauen wir mal, wie lange es diesmal dauert. In jedem Fall nehme ich mir vor, meine Finger zumindest hier im Blog zur Schuldenkrise erst einmal bis Ende November ruhen zu lassen. Mal sehen ob das gelingtSmiley. Bis dahin schaue ich mir vielleicht die eine oder andere Schlagzeile im RSS-Ticker an und was die Blogkollegen so treiben.

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