Unser Werterahmen und der Einfluss auf die Finanzindustrie

by Gastbeitrag on 24. Februar 2012

Gastbeitrag von Racer

Der Finanzmarkt, die Finanzindustrie, Schattenbanken, Hedgefonds, Raubtier-Kapitalismus und viel Profit sind nur einige Schlagwörter. In einer Vielzahl von Artikeln waren schnell die Schuldigen gefunden. Sind wir denn nicht alle direkt und indirekt schuldig? Wie wir bereits in der ersten Vorlesungsreihe von Mikroökonomie gelernt haben, treffen sich in einem Markt immer Angebot und Nachfrage und bestimmen den Preis.

Wir geben gerne den anonymen Märkten die Schuld für die Finanzkrise und fordern, dass die Politik die anonymen Märkte reguliert. In unzähligen Reportagen, Blogbeiträgen, Diskussionsrunden und Artikeln wird vielmals die Schuld der Finanzindustrie und ihren undurchsichtigen Geschäften gegeben.

Leider greift mir an dieser Stelle die Kritik etwas zu kurz. In der Kritik wird hauptsächlich die Angebotsseite angeprangert. Wenn sich in einem Markt Angebot und Nachfrage treffen, dann sind wir als einfacher Kunde ebenfalls direkt oder indirekt auf der Nachfrageseite vertreten. Selbst im Computerzeitalter mit Hochfrequenzhandel stehen sich immer Menschen gegenüber, die sowohl Angebotsseite als auch die Nachfrageseite vertreten.

Dr. Peter Michael beschreibt in seinem Artikel „Die Finanzkrise und das menschliche Ego“, dass die Menschen zwei Motive antreibt „Die Gier nach mehr Besitz und das Streben des Egos nach Macht“. Vielleicht sollten wir die Ursachen der Finanzkrise ebenfalls bei uns selbst suchen.

Helmut Schmidt schreibt anlässlich des 100. Geburtstags von Marion Gräfin Dönhoff in der Zeit den Artikel „Zivilisiert den Kapitalismus!“ „Die globalisierte Finanzindustrie ist heute von zwei eindeutig erkennbaren Krankheiten befallen. Zum einen haben wir es – vor allem in New York und in London – zu tun mit einer neuen Kombination von hoher Intelligenz und mathematischer Begabung mit extremer Selbstsucht und Selbstbereicherung bei Abwesenheit von Verantwortungsbewusstsein. Man kann, anknüpfend an Marion Dönhoff, dieser Krankheit einen Namen geben: hemmungslose Habgier“ (http://www.zeit.de/2009/49/Doenhoff-Antikapitalismus/komplettansicht).

Die leichteste Arbeit ist, Forderungen und Wünsche zu formulieren, die bei Wählern gut ankommen und die viel Zustimmung ernten. Wie kann es aber zur Umsetzung beziehungsweise zur Verwirklichung kommen? Hierin besteht die große Herausforderung jedes Einzelnen.

Dr. Peter Michael schließt seinen Artikel mit einer sehr interessanten These ab. „Für die Krisen dieser Zeit wird es keine politische Lösung geben. Eine Transaktionssteuer hier, das Verbot der Leerverkäufe dort wird nur zu neuen Tricks und Umgehungen führen. Der eigentliche Kern des Problems liegt im Inneren jedes Einzelnen. … Nur wenn der Einzelne sich ändert und wieder rückbesinnt auf wahre Werte, wird sich auch in der Welt etwas ändern.“

Dementsprechend sollte für jeden Einzelnen Gemeinsinn und Selbstverantwortlichkeit im Alltag und Berufsleben oberste Maxime sein.

Sebastian Vincent Schmidt Februar 24, 2012 um 11:11 Uhr

Ein sehr gelungener Artikel, man spricht ja nicht umsonst von dem Herdentrieb an der Börse. In Krisenzeiten ist es nun mal auch der Kleinanleger, der sein rationales Verhalten über Bord wirft und so die Abwärtsspirale vorantreibt.
Ich möchte hier nicht das Verhalten einiger Banker in der Finanzwelt entschuldigen, allerdings übersehen wir schnell die eigene Verantwortung.

Ein Versuch des Staates solche Krisen, die von allen Teilen der Gesellschaft – ob Kleinanleger oder institutionelle Investoren – mitverursacht werden, zu vermeiden halte ich deswegen für utopisch.

Hansjörg Leichsenring Februar 24, 2012 um 07:37 Uhr

Interessanter Ansatz frei nach dem Motto „Ein jeder bekommt, was er verdient.

Ganz so einfach ist es mit der Finanzindustrie aber nicht, sonst gäbe es nicht die deutlichen Unterschiede zu anderen Branchen, die im selben gesellschaftlichen Umfeld bestehen.

Beste Grüße

Hansjörg Leichsenring

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