Auf diese Dokumentation von Michael Wech für die ARD wies am Sonntag FAZ Online hin. Dazu schreibt Nils Minkmar einleitend:
“Wechs Film „Der große Euro-Schwindel“ bedient ein weitverbreitetes Gefühl, dass wir nämlich in den Vorgängen rund um die nun schon zwei Jahre dauernde Rettung des Euro nicht vollständig informiert werden, dass vieles ohne Beteiligung der Parlamente, ohne Zeugen und der Berichterstattung entzogen geschieht.”
Die Dokumentation ist aktuell aus der ARD-Mediathek abrufbar (ob dauerhaft, ist nicht bekannt).
Wer tiefer in die Schuldenkrise eindringen will, der findet auf der „Schuldenkrise, Geld- und Währungspolitik aktuell“ umfangreiche Informationssammlungen. Daneben zeigt die Mindmap zur Schuldenkrise die Verzwickheit der Probleme und sammelt ausgewählte Lösungsvorschläge. Weitere Vertiefungen hält das Blick Log auf der Seite „Überblick Finanz- und Wirtschaftskrise“ sowie „Aufarbeitung der Finanzkrise“ bereit.
Und dann wäre da noch:
Waren 1998 nicht nur das Defizit von 3% unter Kohl in Gefahr, sondern auch der Schuldenstand trotz aller Tricksereien über 60%?
Danke für die Hinweise. Ich selbst habe den Film auch noch nicht gesehen. Es dürfte aber klar sein, dass sich Inhalte und Sachverhalte ja nur verkürzt und subjektiv darstellen lassen.
Interessant übrigens, dass andere von Michael Nockerl für den Blick Log ausgegrabene Dokumentation, die sich um tiefere sachliche Darstellungen bemühen, nicht so intensiv angeklickt werden, wie Beiträge, die das Thema etwas zuspitzen.
Vor diesem Hintergrund ist es eher der Medienökonomie geschuldet, wenn hier von kriminellen Handlungen gesprochen werden. Die Autoren des Beitrags wissen sicher auch, dass solche Bewertungen nur Gerichte abgeben können.
Schade, 44 Minuten ARD werde ich mir nicht antun. Zu oft bin ich bei den Öffis durch unsachlichen Krawalljournalismus enttäuscht worden.
Minkmar bedient sich einer denunziatorischen Formulierung: Film „bedient ein weitverbreitetes Gefühl“. Er behauptet also nicht explizit etwas, (weil er es kaum belegen könnte) sondern insinuiert, dass der Film irgendwie bloß „Gefühle“ (wahrscheinlich sind wieder die des berüchtigten Stammtisches gemeint) „bediene“.
Entweder der Film stellt die Fakten und Abläufe zutreffend dar oder nicht. Ich meine: im Wesentlichen ja. Immerhin kommen die damaligen Protagonisten wie Eichel und Issing ausführlich mit O-Ton zu Wort, der dokumentarische Anteil ist recht hoch.
Der Punkt ist, dass Minkmar sich die Entscheidung anmaßt, was „kriminell“ war (Goldman Sachs in GR, meint Minkmar) und was Mittel zu einem letztlich guten Zweck (das Aushebeln von Maastricht durch D und FR 2002, meint Minkmar). Der Film ist im Unterschied zu Minkmar angenehm unaufgeregt und sagt, dass beides nicht dem Buchstaben, wohl aber dem Geist der Gesetze zuwiderlief.
Etwas merkwürdig finde ich, dass die CDU so gut weg gekommen ist. Unabhängig mal davon, dass Helmut Kohl ja immer wieder „eingeknickt“ ist, habe ich seine Rede vom 8. Mai 1998 auf dem Zentralverbandstag Haus&Grund in Bremen in meinen Datensammlungen.
Auszug :
Ich bin sicher, daß in den kommenden Jahren weitere Länder hinzukommen werden. Ich nenne nur Großbritannien, Schweden, Dänemark oder Griechenland.
Sicherlich gab es keinen Grund, an einem Verbandstag Griechenland positiv zu benennen, wenn die damalige schwarz/gelbe Bundesregierung einer andere Meinung vertreten hätte.
Waigel konnte also spätestens 1998 davon ausgehen, die Wette zu verlieren. Dem Schummel-Hans nun alles „in die Schuhe zu schieben“, ist…
Ansonsten eine gelungene Zusammenstellung.