Ich glaube, die Leute von der FAZ sind ganz schön angefressen vom Verhalten der Bankbranche. Viele Artikel (von der FAZ und anderen Medien hier in der Übersicht) hat das Blatt in den letzten Wochen publiziert zum Verhalten bzw. Nichtverhalten. Marcus Theurer, Wirtschaftskorrespondent in London, hat in seinem Beitrag “Die Stadt der bösen Banker” dabei noch einmal einen besonderen Punkt heraus gearbeitet, nämlich was die Branche bereits vor vier Jahren Besserung gelobt hat.
“Vier Jahre ist es her, dass nach der Pleite von Lehman Brothers die Banken und mit ihnen die Weltwirtschaft in den Abgrund blickten. Hinterher gelobten Banker, Aufsichtsbehörden und Politiker, sie hätten die Lektionen der Weltfinanzkrise gelernt. Nie mehr sollten Gewinne von den Banken eingestrichen und ihre Verluste sozialisiert werden. Viel ist vom Kulturwandel in den Bankentürmen die Rede, vom Ende der Kasino-Mentalität, von Nachhaltigkeit, statt schnellem Geld. Aber was sich seit dem vergangenen Sommer an der Themse abgespielt hat, lässt die Beteuerungen als bloße Lippenbekenntnisse erscheinen.”
Nun wird erneut vom verlorenen Vertrauen gesprochen, das zurück gewonnen werden müsse. Nur, wer mag das nun noch glauben? Seit 2008 gab es unzählige Ansätze und noch mehr Vorschläge und Empfehlungen an die Banken, die richtigen Schlüsse aus der Finanzkrise zu ziehen. Dazu gab und gibt es direkte und indirekte staatliche Unterstützungen ohne Grenzen. Und dennoch bestätigt sich der Eindruck, es ändert sich nichts. Nur sehr gemächlich führen gesetzliche Auflagen zu einem langsamen Wandel.
Kann die Finanzbranche eigentlich das bei nahezu allen Kundenschichten verspielte Vertrauen zurück gewinnen? Aus meiner Sicht könnte sie das mit verschiedensten Maßnahmen, die vor allem bei der Geschäftsstrategie ansetzen müssen. Sie macht es aber nicht und schädigt sich massiv selbst, wie die Beispiele Commerzbank und Deutsche Bank zeigen. Ich habe keine Antwort auf die Frage, warum die Manager der Häuser das zulassen und die Aktionäre dies ständig weiter hinnehmen und sich mit zweifelhaften Erklärungen abspeisen lassen. Ich könnten allenfalls über die Antworten spekulieren, spare mir das aber für diesen Beitrag.
Ich glaube nur, viele große Banken sollten angesichts der Dauerkrise ein sehr hohes Interesse an einer Wiederherstellung des Vertrauens haben. Wenn z.B. die Marktwerte börsennotierter Banken so deutlich unter den Buchwerten der Unternehmen liegen, wie das derzeit der Fall ist, dann ist der Handlungsbedarf offensichtlich. Geringe Marktwerte und hohe Risikoprämien am Markt sorgen für hohe Kapitalbeschaffungskosten der Banken und machen den Instituten das Geschäft unglaublich schwer. Gelingt es ihnen nicht, die Vertrauenskrise zu beenden, setzt sich die seit 2007 andauernden und nur kurz unterbrochenen Abwärtsspirale fort.
Darüber hinaus bemängelte gestern Yasmin Osman im Handelsblatt (print) die Einigelungsstrategie der Banken am Beispiel der Commerzbank:
„Der Igel futtert sich, wenn die Blätter fallen, noch letzte Fettreserven an, dann schläft er durch, bis es wärmer wird. Die Commerzbank setzt, um Kapitalpolster anzusparen, immer neue Geschäftsfelder auf ihre Streichliste – Staatskredite, Schiffskredite, Immobilienkredite – und hofft, dass die Euro-Krise vorbeizieht. Für einen Igel ist das ein guter Plan. Für eine Bank eher nicht.“
Übertragen lässt sich dies auch auf andere Häuser. Nun warten die Eigentümer er Commerzbank und der Deutschen Bank auf die neue Strategien, die im Herbst vorgestellt werden sollen. Die Erwartungen sind zwar hoch, die Chance aber auch, erneut enttäuscht zu werden. Vielleicht passt das Bild von den Igeln ganz gut. Es sind putzige Tiere, die man mag. Nur anfassen will sie keiner.
Brauchen Banken überhaupt „Vertrauen“ i.S. eines „tollen Image“? Ich meine als Gegenpartei kann einem das Image total egal. Gerade die Geschichte mit Knight Capital zeigte zumindestens mir worauf es ankommt: Was steht in der Bilanz bzw. fehlt in der Bilanz. Wenn mal eben ein beträchtlicher Teil des Eigenkapitals meiner Gegenpartei verpufft ist, dann „verliere ich Vertrauen“. Es geht da doch schon etwas „rationaler“ zur Sache (damit meine ich, dass man auf Pinke Pinke achtet und weniger auf PR-Schlagzeilen).
Wenn nun Chartered illegale Dienstleistungen (aus Sicht der USA) vollbrachte, dann ist das immer noch ein begrenztes Risiko, weil man ja weiß dass da vielleicht ein dreistelliger Mio-Betrag Strafe fällig wird. Mehr würde absurd oder existenzgefährend sein (Hier ist die Frage: Wieviel ist Charted eine US-Bankenlizenz wert?)
Oder noch billiger ist Rogue Trading. Klar kann eine Bank damit Millarden verlieren, was aber Relation zur Bank nicht viel ist. Das Risikomanagementsystem zu gamen und directional zu traden, kann halt auch zu Gewinnen führen. Man lässt also einen ganzen Handelssaal (also ganz häufig) ein bisschen Rogue sein, und das Gesetz der großen Zahlen wird das Management schon gut aussehen lassen. Und wenn schief geht, dann wandert halt ein Trader mit ein bisschen Schweigegeld (ansonsten schreibt er Buch oder so) in den Knast. Mehr passiert da nicht.
Oder diese Libor-Ding mit Fantastillionen an betroffenden Exposure. Erstens wird dagegen keiner klagen (Selbst Goldman nicht). Die Tradingwelt für Kredite ist immer Long und Short. Daher ist es auch sehr wahrscheinlich, dass Marktteilnehmer die nicht aktiv den Libor manipuliert haben (weil sie nicht zum Club gehören) trotzdem gewonnen haben. Zweitens ist es viel zu aufwändig das alles nachzurechnen. Am Ende gibt es Geldstrafen. Wie immer.
Alle Misstaten haben ein Preisschild (Strafen). Und wenn man halbwegs Macht hat (bzw. eine riesengroße Bilanz hat), dann macht man damit einen Trade-Off.
Es ist ja nicht so als ob es nur Banken sind, die imagefeindlich vorgehen. Man findet astrakt gesehen, sowas in jeder Branche (Über wo große Firmen/Organisationen mit Macht sind, da ist das „Böse“… uuhhhuuuu …)
Das meinte ich eben nicht. Eine Bank die mehr an Ihre Sparer ausschüttet als Sie einnimmt wird wohl nicht allzu lang im Geschäft bleiben.
Ich meinte eher, daß eine Bank ungefragt Sichteinlagen der Kunden verleihen kann. Ich meinte die „enge“ Zusammenarbeit mit dem Staat für dessen Anleihen braucht die Bank wenig oder keine Risikovorsorge bekommt dafür aber Zinsen und diese Zinsen sind von wem zu bezahlen? Von allen Steuerzahlern.
Folgendes ist für eine Bank völlig legitim: Die Bank nimmt Ihre Einlagen kauft dafür Anleihen und das war’s. Klar sie können morgen kommen und Ihre Geld holen, aber eben nur vielleicht 5-10 % aller Kunden, danach hat die Bank keine Mittel mehr die anderen Sichteinlagen sofort auszuzahlen. Sie können sich das ja gerne einmal durchrechnen, wieviele Zinsen eine Bank auf diese Weise für Geld einnimmt, das Ihr (der Bank) gar nicht gehört.
Weiterhin das Fakt, daß Banken weiter im Geschäft bleiben und alle ausstehenden Forderungen weiter eintreiben kann/darf aber Ihre eigenen Verbindlichkeiten nicht begleichen müssen.
> Die heutigen Banken in dieser Form sind reine Diebstahlmaschinen.
Offensichtlich ist es so.
Nur ein Blick auf die (bspw. AT-) Situation der
Verbraucher, Onlinebank: Spareinlagen 1,5 %, Kredit 7 %.
Eine Bankentrennung wäre längst schon überfällig, aber die Politik traut sich nicht.
Ähnlich ist es bei der Tobin-Steuer als Dämpfungsmaßnahme für den Spekulationsirrsinn.
Wenn sich (systemimmanent) niemand traut, werden irgendwann Andere kommen.
Davor fürchte ich mich auch.
Grüße, Karl
Es betrifft zwar jetzt nicht direkt deutsche Banken, aber:
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/08/14/frankreichs-staatsanleihen-massive-stuetzung-durch-die-pariser-banken/
Wie soll man das finden. Banken die über beide Ohren verschuldet sind nehmen dem Staat „Anleihen“ ab und da die Staatsanleihen ja „sicher“ sind …. Wirklich meine letzter Eintrag trifft es schon ziemlich gut.
[…] Blick Log: Kann die Finanzbranche das versenkte Vertrauen eigentlich noch zurück gewinnen? […]
Guten Morgen – ich möchte hier keine Bankenschelte betreiben, sondern einen Erklärungsansatz für das Verhalten suchen:
Banken werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weitere größere Probleme auf Grund ihrer Ausleihungen bekommen und müssen sich davor schützen. Wenn man sich vorstellt, dass im Kreditgeschäft das Neugeschäft nur 10% des Gesamtertrages einer Bank in einem Jahr bewegt, wird klar, warum (sicher eine vereinfachte Betrachtung…)
Im Moment finanzieren die Banken mit preiswerten Tagesgeldern die Ausleihungen, die vor 7 oder 8 Jahren zu 5% im Hypothekengeschäft oder teurer im Gewerbekundengeschäft gemacht wurden und erzielen damit enorme Fristentransformationsgewinne. Fallen diese Finanzierungen in ein, zwei oder drei Jahren heraus und werden zu aktuell um 3% für 15 Jahre fest oder noch niedriger für 5 oder 10 Jahre fest refinanziert, brechen der Bank enorme Gewinne(potenziale) aus Fristentransformationen weg. Würde gleichzeitig das Zinsniveau im kurzfristigen Bereich steigen, möchte ich nicht Bankvorstand sein. Und wer mag vorhersagen, dass bei einer möglichen Vergemeinschaftung von Euro-Verbindlichkeiten der Staaten das kurzfristige Zinsniveau niedrig bleibt?
Faktisch kaum noch vorhandene Provisionsergebnisse im Wertpapiergeschäft und Versicherungsvermittlungsgeschäft der Banken, drohende Erlös-Schmälerungen durch neue Wettbewerber im Zahlungsverkehr, sprich Kartengeschäft oder besser dem Ersatz des Geschäftes durch Google & Co. (NFC-Chips) würden mich ebenfalls unruhig schlafen lassen (als Bankvorstand… was ich Gott sei Dank nicht bin 🙂
Was also ist die Alternative für die Bank? Ich glaube, es geht eben für eine Bank um nichts anderes als: Risiken vermeiden, abbauen, und vor allem in den nächsten Jahren: Kosten senken, Kosten senken und nochmals Kosten senken… Die Banken wurden zwar nicht die Stahlbranche der 90er Jahre, wie ein DB Vorstand einmal sagte, aber sie werden wohl Entwicklungen wie die Stahlbranche der 80er Jahre bis 2020 erleben (bietet jemand eine Option darauf an? ich würde kaufen…)
Banken werden gleichwohl benötigt, jede gesunde Volkswirtschaft benötigt gute Banken – vielleicht werden sie aber, und das ist das worauf wir von moneymeets setzen, gute Produzenten sein (und kein Vertrieb mehr…). Das geht dann mit viel weniger Mitarbeitern (in Filialen, die eh kein Mensch mehr besucht… oder braucht…) und mit einer fokussierteren Risikostrategie – statt einer Gemengelage zwischen Vertrieb und Risiko – und einem Schlingerkurs, der gesunde Banken für eine gesunde Volkswirtschaft gefährdet.
Wie hat schon Bill Gates gesagt: „Wir brauchen Bankgeschäfte, aber keine Banken.“
Ich habe mich über Banken hier schon ausgelassen. Die Banken agieren nicht wie „normale“ Firmen sondern im Zusammenschluss mit den Politikern. Banken sind Großabnehmer der „Kredite“ von Staaten, Staaten definieren Ihre Schulden als sicher. Die Banken brauchen für Staatsanleihen (fast) keinen ¢ an Sicherheit. Was ja nur heißt Kapitaleinsazt 0 aber daraus 1 – 10 % an Zins.
Verspekulieren sich die Banken mit Staatsanleihen ist da auch nicht „dramatisch“ denn dann revanchieren sich die Staaten. Die faulen Anleihen andere Staaten werden aus den Bilanzen der Bank genommen in „Bad banks“ gesteckt und der Staat „garantiert“ die Rückzahlungen dieser faulen Kredite.
Klappt das nicht ist das auch nicht schlimm, dann wird es erst richtig „lustig“. Die EZB bekommt neue Anleihen auf den Nennwert der Schulden und den Privaten werden 70 % einfach weggenommen. Und weil das ein „kleines“ Enteignunsgeschmäckle hat wird noch ein Gesetz erstellt, was diesen Diebstahl legalisiert. Und wenn das alles nicht reicht, hat man ja immer noch die Zentralbank. Die Bank der Banken also die Vervollkommnung des Betrugs….
Die heutigen Banken in dieser Form sind reine Diebstahlmaschinen.
„Die Banken brauchen für Staatsanleihen (fast) keinen ¢ an Sicherheit. “ – Das war Basel II. Nichtsdestotrotz wird auch Basel III das Problem nicht auffangen können, da sich realistische Eigenkapitalabdeckungen nicht finanzieren lassen.