Ist heute erneuter Muppet-Day für Facebook-Aktionäre?

by Dirk Elsner on 16. August 2012

Mittlerweile ist ja hinlänglich auch in diesem Blog ausgeschlachtet, dass der Börsengang des sozialen Netzwerkes Facebook zu einem der größten Flops der Finanzgeschichte gehört und sich die Konsortialbanken und die US-Börse NASDAQ mehr als nur blamiert haben.

Viele Marktbeobachter erwarten, dass es nun wieder einmal ein Klatsche für die Aktionäre von Facebook gibt. Es wird vermutet, dass mit dem heutigen Tag eine neue Verkaufswelle einsetzt, weil nämlich die ersten Haltefristen für Altaktionäre auslaufen (hier eine Übersicht, wer verkaufen darf). 421 Mio. Anteilsscheine werden bisher an der Börse gehandelt. Ab heute könnten 271 Mio. zusätzliche Aktien von Facebook-Mitarbeitern den Kurs drücken (Details z.B. auf faz.net).

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Die Erwartung nach einem weiteren Druck auf den Preis der Aktie ist nicht unplausibel, denn zumindest ein Teil der Altaktionäre wartet sehnsüchtig darauf, endlich Kasse machen zu können. Trotz des gefallenen Kurses würden bis auf die Kunden von Goldman Sachs die Alteigentümer einen ordentlichen Schnitt machen (siehe dazu Beispiele in diesem Artikel vom WSJ). Kaufen dagegen will derzeit kaum jemand das Papier.

Wenn man allerdings etwas Erfahrungen mit Finanzmärkten hat, dann werden sich die Semester, die länger als seit dem Börsengang des Sozialen Netzwerkes dabei sind, erinnern, dass sich die Märkte meist anders als erwartet verhalten. Der Grund dafür ist eigentlich ganz simple: Erwartet die Mehrheit der Marktteilnehmer ein bestimmtes Ereignis für einen bestimmten Tag bzw. Zeitraum und ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten dieses Ereignisses sehr hoch, dann warten die professionellen Akteure nicht bis Eintreten des Ereignisses, sondern reagieren vorher. Das bedeutet, an Finanzmärkten reagieren die Kurse weitaus früher als beim Eintreten oder der Bekanntmachung bestimmter Ereignisse. Gut beobachtet werden kann dies, wenn Unternehmen Ergebnisdaten bekannt geben. Die Aktienkurse steigen nach der Bekanntgabe nicht, wenn Unternehmen positive Geschäftszahlen bekannt geben, sondern meist nur dann, wenn die Geschäftszahlen positiver als erwartet sind oder auch nicht so negativ wie erwartet sind.

Dass heute wichtige (aber längst nicht alle) Haltefristen auslaufen, ist seit der Emission bekannt. Da außerdem viele Marktteilnehmer damit rechnen, dass die Alteigentümer endlich Kasse machen wollen, werden sich viele bereits entsprechend (über Leerverkäufe und Optionsgeschäfte) positioniert haben. Und möglicherweise erklärt dies auch einen Teil des bisherigen Rückgangs der Aktie.

Was bedeutet dies für die weitere Kursentwicklung? Beginnen heute also viele Alteigentümer mit dem erwarteten Verkauf ihrer Anteile, wird gar nicht so viel mit der Aktie passieren. Sie wird vielleicht noch etwas unter Druck geraten, jedoch nicht besonders stark. Verkaufen allerdings nicht so viele, weil sie den Titel für zu niedrig bewertet halten oder aufgrund von Insiderinformationen wissen, dass die Geschäfte besser laufen, als dies derzeit der Markt glaubt, dann könnte die Aktie steigen. Verstärkt werden könnte dies, weil die auf fallende Kurse setzenden Shortspekulanten (nach Angaben des WSJ sollen dies 97 Mio. Aktien sein) auf den falschen Fuß erwischt würden. Sie müssen nun ihre Positionen (vulgo Wetten auf fallende Kurse) schließen und sogar Facebook-Aktien zu steigenden Preisen kaufen, um die Verluste zu begrenzen.

Um es kompliziert zu machen, ist natürlich auch denkbar, dass besonders clevere Profis, auch diese Entwicklung bereits erwartet haben und sich ebenfalls entsprechend positioniert haben. Und weil der Muppetfaktor der Facbook-Aktie mit 7 von 10 Punkten hoch ist, können natürlich Alteigentümer und Investmentbanken in dieser Woche allerlei Infos in den Markt streuen (was sie bisher aber nicht getan haben), um die Aktie zu stützen. Die Lage ist und bleibt jedenfalls unübersichtlich und lädt nicht gerade dazu ein, Aktien als seriöse Kapitalanlage zu betrachten. Wer keine Risiken eingehen möchte, der lässt weiter die Finger von dem Papier. Mir juckt es aber mittlerweile in den Fingern unter Kenntnis des hohen Rückschlagpotenzials heute auf steigende Kurse zu setzen. Aber vielleicht ist es dazu schon zu spät, denn gestern stieg Facebook um mehr als 4%. Das riecht schon förmlich nach einem Short Squeeze.

Nachtrag

Der Börsentag verlieft gestern für Facebook erneut düster. Siehe dazu Bericht im WSJ Facebook auf neuem Rekordtief 

Dominic August 16, 2012 um 16:16 Uhr

Facebook ist heisse Luft. Zugegeben, eine ganze Menge davon, aber nichts als heisse Luft.

Die sind mit einem KGV von 100:1 gestartet (CMIIW). Ein reines Spekulatius.

Welche realen Werte stecken in ein paar Millionen m³ heisser Luft? Nun, da wär zum einen der Ballon, der sie umschliesst und die Energie, die hineingesteckt wurde, um die Luft zu erhitzen.

Aber das war es auch schon.

Wenn die Luft mal wieder abkühlt – und das wird sie irgendwann – dann schrumpft der Ballon (siehe myspace & co).

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