Start der SEPA-Reihe: Ungeliebte SEPA-Umstellung für Unternehmen

by Dirk Elsner on 8. Oktober 2012

Ich will diese Woche mit einem Thema aus unserem beruflichen Alltag starten. Ich habe ja den Vorzug in der Beratungspraxis für Banken und Unternehmen unterwegs sein zu dürfen und oft auch an den Schnittstellen beider Sektoren. Und zu diesen Schnittthemen gehöre ohne Zweifel SEPA. Während SEPA in Banken schon lange im Fokus steht, spüren wir in Unternehmen eine größer werdende Unsicherheit. SEPA geistert nämlich wie eine Drohung über der Unternehmenswelt. Spricht man mit Unternehmen, dann reichen die Aussagen von „Kein Problem für uns, wir nutzen SEPA bereits“ über „Darum kümmerst sich doch meine Bank“ bis hin zu „Dazu lasse ich mich nicht zwingen.“ und “Interessiert uns nicht.” Während insbesondere große Unternehmen längst Projekte aufgesetzt haben, haben mittlere bis kleine Unternehmen zum Teil nicht einmal etwas über die SEPA-Umstellung gehört oder verbinden das bestenfalls mit einer als trivial empfundenen Änderung der Kontonummer und der Bankleitzahl, um die man sich nicht kümmern brauche, weil dies ja die Banken machen.

SEPA steht für Single Euro Payments Area und umfasst die Einführung neuer Verfahren für den EURO-Zahlungsverkehr, also auf EURO lautende Lastschriften und Überweisungen. Einem Bonmot zur Folge sollen sich europäische Abgeordnete dieses Projekt für Europa ausgedacht haben, weil sie zu lange auf ihre Vergütung warten mussten.

Mit dieser Beitragsreihe will ich den Fokus auf die Sicht der Unternehmen lenken und erst einmal dafür werben, sich über SEPA zu informieren und den Austausch darüber zu suchen. Ob und welcher Handlungsbedarf sich für ein Unternehmen ergibt, hängt von vielen Faktoren ab, auf die ich im Rahmen dieser zunächst auf sechs Teile angelegten Reihe eingehen werde. Nach meiner heutigen Einschätzung birgt jedoch das absolute Nichtstun und Ignorieren Risiken für die Unternehmensprozesse und die Zahlungsabwicklung mit Kunden und Lieferanten. 

Los geht es

 

Aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum eine logische Konsequenz der EURO-Einführung und treibt die europäische Integration voran. Geht es nach der EZB soll ein integrierter Zahlungsverkehrsmarkt erhebliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen, weil Dienstleistungen besser vergleichbar sein sollen und SEPA den Wettbewerb fördert und Innovationen vorantreibt. Mit ähnlichen Argumenten hat man im letzten Jahrtausend die EURO-Einführung begründet.

Von dem Pathos der EZB sind Banken und Unternehmen weit entfernt. Für sie ist SEPA erst einmal ein verbindliches Regelwerk, das umgesetzt werden muss. Und die Umsetzung von Regelwerken verursacht zunächst Aufwand, ohne einen unmittelbar messbaren Nutzen zu erkennen. Diese Aussage jedenfalls höre ich besonders häufig aus Unternehmen, wenn sie sich überhaupt bereits mit SEPA befasst haben.

IBAN und BIC

 

SEPA ersetzt schrittweise die verschiedenen nationalen Verfahren für Überweisungen und Lastschriften. Zu der sichtbarsten und in der Öffentlichkeit bekanntesten Änderung gehört, dass die bisher bekannte Kontonummer durch eine IBAN (=International Banking Account Number) und die Bankleitzahl zumindest vorübergehen durch den BIC (=Bank Identifier Code) ersetzt werden. Unternehmen sollen ihren nationalen und grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr in EURO über eine technische Plattform und einheitliche Standards abwickeln. Eigentlich sollen sie so ihre Prozesse verschlanken können. Für Überweisungen mag das gelten, beim Vergleich zum deutschen Lastschriftverfahren habe ich allerdings Zweifel, ob diese Standardisierung so gelungen ist. Wir werden das in den Beiträgen über die Lastschriften sehen.

Je nach Unternehmensgröße haben die Änderungen erheblichen Einfluss auf die Prozesse und IT-Systeme in Unternehmen. Insbesondere müssen Zahlungsverfahren und –vereinbarungen mit umgestellt und Datenbestände angepackt werden. Besonders betroffen sind die Lastschriftverfahren für Privat- und Firmenkunden mit Wirkungen auf die Kundenbeziehungen, die Rechnungsstellung sowie die Kundendatenverwaltung. Darüber hinaus kann das Liquiditätsmanagement betroffen sein sowie weitere organisatorische Themen in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße.

Auch wenn bis zu der Umstellung auf SEPA Überweisung und Lastschrift noch fast 500 Tage Zeit sind, kann diese knapp werden, insbesondere wenn strategische Weichenstellungen, wie etwa die Abschaffung des Lastschriftverkehrs getroffen werden sollen. Allerdings hat der Gesetzgeber in Deutschland Übergangsregelungen vorgesehen, von denen aber vorwiegend der Handel mit dem elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) profitieren.

Im zweiten Beitrag werden zunächst einige rechtliche Grundlagen behandelt. Anschließend geht es dann in den Kern der Regeln und was diese für Unternehmen bedeuten. Dabei werde ich in Teil 3 auf den Überweisungsverkehr und in Teil 4 und 5 auf die beiden Lastschriftverfahren eingehen.  Nach diesen Grundlagen befasse ich mich dann aus strategischer und operativer Sicht mit einer Gesamtschau damit, wie sich Unternehmen aufstellen könnten.

PS

Etwas Werbung in eigener Sache darf hier erlaubt sein. Nächste Woche gibt es nämlich ein von uns mit initiierte Informationsveranstaltung zu SEPA in Hamburg mit den Verbänden DIE Familienunternehmer und DIE JUNGEN UNTERNEHMER. Dort werden wir auch den SEPA-Scan vorstellen, der Unternehmen Anhaltspunkte über den Umstellungsbedarf gibt.


Dieser Beitrag ist eine überarbeitete Fassung eines Beitrags, den ich für die Webseite der CFOWorld geschrieben.

nigecus Oktober 8, 2012 um 19:37 Uhr

Ich denke, dass Problem liegt darin welche Software ein Unternehmen benutzt. Von einen externen SW-Anbieter wird man verlangen können, dass die alten Kontoverbindungsreferenzdaten mit mappen kann. Zumindestens sollte man mit relativ einfach mappen können. Aber eigentlich geht es ja um die unique IBAN.

Bei der IBAN kommt es auf das Land an, welche Regeln gelten für die max. 30-stellige Kontoangaben gelten (Die ersten 4 Ziffern sind der CountryCode und die Prüfziffer). Bis dato kann man in DE die 18stellige ziemlich direkt in eine IBAN umwandeln. Mit kann man rückwärts die Prüfziffer ermitteln. Und schwupps hat man die alten Kontodaten in eine IBAN umgewandelt.

Zurück zur Software. Wenn ein Unternehmen irgendwann seine eigene Software gebastelt hat (oder in Auftrag gegeben hat). Dann sollte man den alten Programmier ausbundeln, der noch weiß wie die Software funktioniert. Die Felder für die ganzen lustigen GUIs müssen neu verbunden werden, die Datenbank braucht entsprechend neue Spalten, Referenzdaten müssen ge-mapped werden, ein Regex und Validierung hier und da muss neu gemacht werden, und korrekte Messages müssen auch rausgefeuert werden, usw. usw. Dabei kann vor allem sehr viel schief gehen und schwupps sind ein paar Millionen auf dem falschen Konto gelandet, Gläubiger fragen sich wo ihr bleibt, ….

Es kommt sicherlich darauf an, wie ein Unternehmen seinen Zahlungsverkehr abwickelt und wie gut die verwendete Software gewartet wird. Das kann dann alles von „Null Problemo“ bis „Katastrophe“ sein. Bei Firmen die eh entsetzlich ineffiziente Verwaltungsprozesse pflegen und mit SW-Inseln ausschmücken, naja werden für SEPA noch ein Stückchen mehr Bürokratie aufbauen und ihre Fehleranfälligkeit erhöhen, so wie in den Jahren zuvor auch schon.

Dirk Elsner Oktober 11, 2012 um 07:59 Uhr

SEPA ist nicht allein ein Software oder IT-Thema. Das wird besonders deutlich, wenn man sich mit den Lastschriften befasst. Hier wird tief auch in die Unternehmensprozesse eingegriffen.

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