Gastbeitrag von Mario H. Sladek und Thomas Maul, TriSolutions GmbH*
1. Einleitung
Bei der Steuerung von Fremdwährungspositionen stoßen die meisten Institute im Rahmen der Abbildung und Überleitung von Risiken und Erträgen in ökonomischer, bilanzieller und regulatorischer Sicht an ihre prozessorganisatorischen Grenzen. Eine Betrachtung von Fremdwährungsbeteiligungen zeigt, dass die Problemstellungen von nicht trivialer Natur sind.
An internationalen Märkten operierende Finanzinstitute organisieren ihre Geschäftstätigkeit in der Regel über Beteiligungen respektive Niederlassungen (sog. Foreign Branches) in den entsprechenden Ländern und unterliegen folglich den dortigen Bilanz-, Aufsichts- und Währungsgegebenheiten. Neben den komplexen organisatorischen Anforderungen im Rahmen der Gesamtbanksteuerung rückt das Thema Fremdwährungsrisikomanagement in den Vordergrund, da die Geschäfte und Bilanzierung der Niederlassungen beispielsweise in New York oder London in lokaler Währung erfolgen, das Mutterinstitut respektive die ‚Zentrale‘ im Heimatland Deutschland allerdings in Euro plant und bilanziert.
Die häufig anzutreffende parallele Rechnungslegung nach HGB/BilMoG und IFRS für den Einzel- bzw. Konzernabschluss sowie die relativ großen Schwankungen der Wechselkurse der letzten Jahre führen häufig zu unerwünschten Effekten hinsichtlich Ertrag und Eigenkapital in den Instituten. Ziel dieses Beitrages ist es, genau diesen Aspekt des Währungsrisikos auf seine Ursachen hin zu untersuchen. Es werden geeignete Prozesse und Absicherungsstrategien skizziert, die ein aktives Management und eine effiziente Steuerung des Währungsrisikos aus Fremdwährungsbeteiligungen ermöglichen.
2. Ursachen und bilanzielle Auswirkungen des Fremdwährungsrisikos
Positionen in Fremdwährung und dem daraus resultierenden Fremdwährungsrisiko aufgrund von Währungsschwankungen können u.a. die folgenden verschiedenen Geschäftsvorfälle zugrunde liegen:
- Währungstauschgeschäfte (gegenwärtige und zukünftige) in Form von Devisenkassa- und Devisentermingeschäften, Zinswährungsswaps etc.
- GuV wirksame Fremdwährungserfolge (z.B. durch Fremdwährungskupons oder Provisionen)
- Refinanzierung eines Assets in einer anderen Währung in Verbindung mit einem Währungstauschgeschäft
- Zinskurvenänderung für noch nicht gefixte Zahlungen (ist zunächst noch kein Fremdwährungserfolg)
- Ausübung eines Kündigungsrechts auf einen Fremdwährungsbestand (z.B. Callable Bond)
- Credit Events (z.B. Impairments) bei Fremdwährungspositionen
- Überleitung der Erfolgsrechnung aus Fremdwährungsbeteiligungen sowie Bewertung der auf Fremdwährung lautenden bzw. in dieser bilanzierenden Beteiligung
Für jede Währungsposition wird ein Devisenerfolg ermittelt. Dabei muss zwischen dem währungsneutralen Erfolgseffekt (z.B. aufgrund der Änderungen im Wertpapierkurs) und dem Erfolgseffekt aufgrund der Änderungen im Devisenkurs unterschieden werden. Zur Verdeutlichung dient das nachfolgende Beispiel:
Auf Fremdwährung lautende Bestände werden in Originalwährung (z.B. USD) geführt und Veränderungen aufgrund von Marktwertschwankungen in dieser (Original-)Währung ermittelt. Zur Bestimmung des Devisenergebnisses werden die bewerteten Bestände schließlich in Bilanzwährung der Zentrale (EUR) umgerechnet. Es ist wichtig, dass konsistente Verfahren und einheitliche Devisenkurse zur Anwendung kommen, da diese unmittelbare Auswirkungen auf die Ermittlung von Devisenkursrisiko und Devisenergebnis haben können.
Exemplarisch wird nun dargestellt, wie sich dies bei einem in USD denominierten Wertpapier der IFRS Kategorie AfS auf die Ergebnisermittlung auswirkt. Es wird wie bereits erwähnt sowohl ein deviseninduziertes als auch nicht deviseninduziertes Ergebnis ermittelt:
· t0 Kauf 10 Mio. USD Anleihe zu 100% (USD/EUR 1,25): Positionswert in EUR 8,0 Mio.
· t1 Bewertung 10 Mio. USD Anleihe zu 95% (USD/EUR 1,00): Positionswert in EUR 9,5 Mio.
· Das Bewertungsergebnis beträgt demnach 1,5 Mio. EUR:
◦ Nach IAS 39.9 werden -0,5 Mio. EUR ergebnisneutral in die NBRL als Teil des Eigenkapitals gebucht.
◦ Das Devisenergebnis gem. IAS 21.8 beträgt 2,0 Mio. EUR und wird als Teil des Handelsergebnisses ausgewiesen.
3. Fokus auf geringe EK- und GuV-Schwankungen erfordert eine bilanzielle Steuerung
Für die weitere Betrachtung ist bedeutsam von welcher Stelle aus das Fremdwährungs-Exposure betrachtet wird. Aus Sicht des beispielsweise in New York ansässigen Tochterinstitutes resultieren aus allen in USD denominierten Geschäften keine Fremdwährungsrisiken. Aus Sicht der Zentrale unterliegt das USD Nettovermögen der Tochter einem Währungsrisiko und die GuV des Konzerns ist von Währungsumrechnungsdifferenzen aufgrund von Wechselkursschwankungen zwischen USD und EUR betroffen.
Das in der Zentrale zu lösende Problem betrifft das Fremdwährungsmanagement auf konsolidierter Ebene aus ökonomischer als auch bilanzieller Perspektive und determiniert die jeweilige Steuerungssicht. Dabei werden für die unterschiedlichen Effekte im Eigenkapital und in der GuV jeweils verschiedene Ursachen identifiziert. So wirken sich Währungsinkongruenzen im Rahmen der Refinanzierung von Beteiligungen unmittelbar auf die Eigenkapitalposition aus. Erfolgswirksame Komponenten haben hingegen unterschiedliche Wirkungen hinsichtlich der ökonomischen und bilanziellen Sichtweise. So bewirken nicht effizient disponierte realisierte Ertragsbestandteile in Fremdwährungen ein schwankendes Devisenergebnis. Unrealisierte Ergebnisbestandteile in Fremdwährungen sind hingegen lediglich in der ökonomischen Erfolgsmessung relevant.
Da Beteiligungen in der Regel nicht Gegenstand von Handelsaktivitäten sind, treten entsprechende barwertige Steuerungskonzepte in den Hintergrund. Mit einem Fokus auf stabile bzw. steuerbare Eigenkapitalpositionen bzw. GuV liegt ist es sinnvoll, einen bilanziellen Steuerungskreis zu implementieren und die ökonomische Perspektive über geeignete Warnmarken/Trigger zu bedienen.
Die Wahl des Steuerungsansatzes ist jedoch nicht trivial, da eine rein ökonomisch motivierte Steuerung ggf. zu ungewünschten bilanziellen Effekten und umgekehrt führen kann. Zusammenfassend sind drei grundsätzliche Aspekte für die Erörterung des zutreffenden Steuerungsansatzes maßgeblich:
- Finanzierung und Dotierung des Beteiligungskapitals durch das Mutterinstitut
- Planung und Konvertierung der Ergebnisbeiträge aus der GuV des Tochterinstituts
- Bewertung der Fremdwährungsbeteiligung in der Bilanz des Mutterinstitutes
3.1. Währungsrisiken aus der Refinanzierung des Dotationskapital
Fremdwährungs-Exposures resultieren aus Währungsinkongruenzen. Bereits die Frage nach Art und Umfang des in den allermeisten Fällen von der Mutter gestellten Eigen- bzw. Dotationskapitals ist von entscheidender Bedeutung. Das Eigenkapital der im Beispiel zitierten Tochter in New York wird sehr häufig in USD bereitgestellt und tatsächlich angeschafft und transferiert. Für das in EUR bilanzierende Mutterinstitut bedeutet dies, eine Fremdwährungsposition (Beteiligungsbuchwert) auf der Aktivseite der Bilanz auszuweisen, welche regelmäßig und auf Basis des Umrechnungskurses zwischen USD und EUR am Bilanzstichtag umzurechnen ist. Die Refinanzierung des USD-Dotationskapitals kann (a) in USD oder (b) in EUR erfolgen. Im Falle (a) wäre die Währungsposition aus Sicht des Mutterinstitutes im Gegensatz zu Fall (b), welcher zu einer Währungsinkongruenz führt, geschlossen und Umrechnungsdifferenzen würden sich auf konsolidierter Ebene aufheben.
Im Folgenden werden die beiden Refinanzierungsalternativen dargestellt und zunächst ihre Auswirkungen aus der Perspektive der Konzernbilanz erläutert.
Währungsinkongruenzen und Fremdwährungs-Exposures können durch eine Refinanzierung in der Währung des zur Verfügung gestellten Dotationskapitals in der Konzernbilanz vermieden und Schwankungen im Eigenkapital des Konzerns auf Grund der für Fremdwährungsbeteiligungen vorherrschenden Bilanzvorschriften vermieden werden. Dabei wird unterstellt, dass die Mutter einen Einzelabschluss nach HGB erstellt, während der Konzernabschluss gemäß IFRS erstellt wird.
Beispiel A: Die Beteiligung in der HGB Bilanz des Mutterinstitutes wird in EUR geführt, wenn ursprünglich beabsichtigt war, die Anschaffungskosten der Beteiligung in EUR auszuweisen. Da die Refinanzierung des Dotationskapitals in USD erfolgte und dieser Betrag auch an das Tochterinstitut übertragen wurde, weisen die Bilanzseiten des Mutterinstitutes Beträge in unterschiedlichen Währungen aus. Auf Grund der Währungsumrechnung zum Stichtag entsteht ein Differenzbetrag (hervorgerufen durch Währungsschwankungen), welcher in einen Währungsausgleichposten eingestellt wird. Im Rahmen des Prozesses der Kapitalkonsolidierung wird das gezahlte Dotationskapital der Tochter zum ‚historischen‘ Währungskurs angesetzt, wohingegen die Aktiva und Passiva aus der Bilanz der Tochter zu aktuellen Stichtagskursen (bilanzielle Durchschau) angesetzt werden. Der daraus resultierende Unterschiedsbetrag wird in der sog. Währungsumrechnungsreserve (WUR) als Eigenkapitalposition gezeigt. In der konsolidierten Bilanz gleichen sich schlussendlich WUR und Ausgleichsposten aus, so dass es zwischen den Rechenwerken HGB und Konzernbilanz zu einer Verrechnung währungsinduzierten Korrekturposten kommt.
Beispiel B: Die Anfälligkeit der Bilanz gegen Währungsschwankungen und mithin Eigenkapitalvolatilität resultiert hingegen bei Refinanzierung des USD Dotationskapitals in EUR. Zwar stellt sich die HGB Bilanz des Mutterinstitutes dadurch zunächst währungsneutral dar, im Rahmen der Kapitalkonsolidierung wird die bilanzielle Wirkung der nicht währungskongruenten Refinanzierung hingegen in der Konzernbilanz schlagend.
Anhand der beiden Beispiele wurde plastisch, wie sich die Frage der Refinanzierung auf das bilanzielle Eigenkapital auswirkt. Eine negative WUR stellt einen Abzugsposten vom regulatorischen Kernkapital dar, mit Folgen für die Risikotragfähigkeit bezogen auf die Risikodeckungsmasse.
Zudem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die WUR bei Veräußerung und ggf. im Falle von Abschreibungen auf den in EUR refinanzierten Teil der Beteiligung erfolgswirksam aufzulösen ist und keineswegs aus dem Fokus der Ertragssteuerung auszunehmen ist. Sie stellt mithin ein „geparktes“ ökonomisches Ergebnis aus Währungsinkongruenzen dar.
* Die Autoren:
Mario H. Sladek und Thomas Maul sind Berater bei der TriSolutions GmbH, einer auf Risikomanagement und Gesamtbanksteuerung spezialisierten Unternehmensberatung.
Die Schwerpunkte der Beratertätigkeit von Mario Sladek liegen in der strategischen Gesamtbank- und Risikosteuerung (ICAAP) und bei der ganzheitlichen Umsetzung von regulatorischen Anforderungen (u.a. MaRisk, Basel II/III). Davor arbeitete Herr Sladek viele Jahre im Risiko- und Auditmanagement international tätiger Groß- und Investmentbanken im In- und Ausland. Sein Betriebswirtschaftsstudium absolvierte er an der Fachhochschule der Deutschen Bundesbank.
Auch Thomas Maul befasst sich mit Themen der Gesamtbanksteuerung und Interner Kapitaladäquanz (ICAAP). Neben diesen Themen ist er Spezialist für Treasury- und Liquiditätsmanagement. Thomas Maul studierte Mathematik an der Universität Leipzig und war vor seiner Beratertätigkeit unter anderem Leiter Risikocontrolling Handel, Leiter Handel und Sales und zuletzt Leiter des Treasury-Bereiches einer Bank.
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