Gastbeitrag von Lukas Pfeiffer
Mit einer Bewertung von 100 Milliarden Dollar und über einer Milliarde Mitgliedern ist das vor knapp 10 Jahren gestartete ehemalige Studenten-Netzwerk in aller Munde. Bei Nutzern, bei Spiele- und Appanbietern, bei Datenschützern und seit neuesten auch bei Anlegern an der Börse.
Angesichts solcher Dimensionen stellt sich die Frage, auf welchen Faktoren der Siegeszug von Facebook beruht und ob sich daraus nicht auch Effekte für die Geschäftswelt ableiten lassen? Es geht dabei um die Frage, wie könnte ein „Facebook für Unternehmen“ aussehen?
Echtzeit-Kommunikation ist die Zukunft
Facebook hat die Art, wie Menschen kommunizieren grundlegend geändert. Und dass Kommunikation altersunabhängig ist, zeigen aktuelle Nutzerdaten. Ein Grund für Facebooks Erfolg liegt auch in der Öffnung des ehemaligen Studenten-Netzwerkes für jedermann (vom Teenager über Familien bis hin zu Großeltern). Wenn eine Revolution so generationenübergreifend erfolgreich ist, muss an der Art der Kommunikation liegen – die Rede ist von der Echtzeit-Kommunikation.
Evolutionssprünge in der Unternehmenskommunikation (Gartner, 2009)
Nun erfahren wir derzeit einen Transfer dieser neuen Kommunikationstechniken vom Privatbereich in die Unternehmenswelt. Die Geschichte zeigt: Alle 20 Jahre wird eine neue, weit verbreitete Form der Unternehmens-Zusammenarbeit angenommen. Nach dem Telefon ab 1950, dem Fax ab 1970 und der Email ab 1990 ändert sich die Art unserer Kommunikation in Unternehmen („Enterprise Adoption“) jetzt hin zur Echtzeit-Kommunikation.
Echtzeit-Kommunikation ist die Zukunft der Zusammenarbeit in Unternehmen. Facebook bietet zwar die Möglichkeit der Echtzeit-Kommunikation, jedoch keine Funktionalität für Unternehmen. Es bedarf einem „Facebook für Unternehmen“. Aus dem „Was machst Du gerade?“ bei Facebook wird ein „Woran arbeitest Du gerade?“ im Arbeitsalltag.
Revolution der Kommunikation
Es geht in Unternehmen darum, themenrelevante Nachrichten mit seinen Kollegen zu teilen, ganz ohne die Ablenkung durch Spiele oder Apps. Wurden bisher unzählige Emails an Einzelne oder Kollegen verschickt, ersetzt nun die Echtzeit-Kommunikation diesen innerbetrieblichen Austausch von Informationen.
Facebook hat es sehr einfach gemacht, Inhalte mit Freunden zu teilen oder mobil mit diesen in Kontakt zu bleiben. Die gleichen Erfolgsfaktoren müssen nun auch für Unternehmensanwender gelten, d.h. die Kommunikation muss einfach, intuitiv zu bedienen und schnell (Echtzeit) sein. Genau das ist die neue Evolutionsstufe in der Kommunikation nach Telefon, Fax und Email.
Vom Web 2.0 zum Enterprise 2.0
Die Mechanismen des Web 2.0 haben längst Einzug in Unternehmen gehalten. Die Deutsche Bahn etwa bietet auf Twitter einen Kundendienst in Echtzeit an und Atos-CEO Thierry Breton hat angekündigt, alle internen Emails abzuschaffen und stattdessen Kollaborations-Plattformen und Social Communities im Unternehmen zu etablieren.
Aus „Was machst Du gerade?“ (Facebook) wird „Woran arbeiten Sie gerade?“ (swabr.com)
Natürlich unterscheidet sich die Perspektive von Unternehmen von der Perspektive eines Privatanwenders, wenngleich sich neue Technologien in beiden Bereichen etablieren werden. In den kleinen und großen Firmen geht es vielmehr darum, wie man mit mehreren Kollegen gleichzeitig in Echtzeit kommunizieren kann – ohne ständig Email-CCs und –BCCs herumzuschicken.
Enterprise Microblogging: Kurze Mitteilungen statt endloser Emails
Der Begriff Microblogging wurde vor allem durch den Kurznachrichtendienst Twitter geprägt. Auf Twitter kommunizieren Menschen in nur 140 Zeichen. Diese Beschränkung muss für den Einsatz in Unternehmen freilich aufgehoben werden, um sinnvoll für die interne Unternehmenskommunikation eingesetzt werden zu können. Enterprise-Microblogging-Dienste wie swabr.com stellen eine Symbiose von einem Netzwerk wie Facebook und von Kurznachrichten wie Twitter dar. Allerdings hat jedes Unternehmen ein eigenes, geschlossenes, privates Netzwerk für seine Mitarbeiter mit verifizierter Email-Adresse.
swabr.com (abgeleitet von „Schwarzem Brett 2.0) kann daher als ein „Facebook für Unternehmen” oder ein „Twitter für Unternehmen” verstanden werden, weil es sowohl Elemente von Facebook (geschlossenes Netzwerk) als auch von Twitter (Kurznachrichten) in einer einzigen Kommunikation vereint. Der Dienst ermöglicht es, die Emails in der Gruppenkommunikation abzulösen und die Unternehmenskommunikation in ein Netzwerk zu übertragen. So können Unternehmen eine automatisierte und ständig wachsende Wissensbasis entstehen lassen und durchsuchbar machen.
Fazit: Enterprise 2.0 wird Standard
Der Wissensaustausch in Unternehmen ist ein komplexes Thema. In Zeiten von Web 2.0 aber deutlich einfacher zu realisieren als zuvor. Ein „Facebook für Unternehmen“ sollte also Firmen aber auch Organisationen und Hochschulen dabei helfen, schneller und effektiver zusammenzuarbeiten, es sollte einfach und intuitiv zu bedienen sein und in Echtzeit die interne Unternehmenskommunikation verbessern.
Mitarbeiter können sich mit einem Enterprise-Microblogging-Dienst untereinander besser vernetzen und das Wissen im Unternehmen gezielter nutzen. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die Angestellten tatsächlich dafür zu begeistern und zum Mitmachen zu motivieren. Dass Enterprise-2.0-Dienste zum Standard in Unternehmen wird, daran haben Experten längst keinen Zweifel mehr.
Über den Autor:
Lukas Pfeiffer ist Absolvent der Steinbeis School of Management and Innovation in Berlin. Gemeinsam mit seinem Team hat er das Internet-Startup swabr.com gegründet. Dieser Enterprise-Microblogging-Dienst ermöglicht es Mitarbeitern, noch produktiver zusammenzuarbeiten. Dass Echtzeit-Kommunikation funktioniert, zeigen Nutzer aus über 90 Ländern weltweit, die swabr.com bereits nutzen.
Comments on this entry are closed.