Griechische Anleihen vor Comeback?

by Dirk Elsner on 31. Mai 2013

Das Blick Log ist ja kein Anlageblog, hin und wieder schaue ich mir aber Meldungen zu Kapitalanlagen an, insbesondere, wenn sie im engen Zusammenhang zu anderen Themen dieses Blogs stehen. Da fielen mir in den letzten Tagen zwei Meldungen auf zum Comeback der Griechenlandanleihen. Das Handelsblatt stellte fest Griechenland-Anleihen sind wieder gefragt und die Wirtschaftswoche aus dem gleichen Verlag stellte vor zwei Woche das “Comeback für Griechenland-Anleihen”.

Ich hänge mich da einmal direkt dran und packe ein Fragezeichen dazu, denn ich habe einmal bei den Onlinebrokern und Webseiten meines Vertrauens geschaut, zu welchen Preisen denn da die Anleihen tatsächlich gehandelt werden, Gebühren und Provisionen interessieren mich dabei nicht, sondern nur Marktpreise bzw. Renditen.

Das Handelsblatt schrieb, die Renditekurve hätte sich am 21. Mai erstmals seit Juni 2010 normalisiert. Dies sei ein Signal, dass die Anleger mit zunehmendem Optimismus auf die Konjunktur des Landes schauen. Weiter war zu lesen, dass zehnjährige griechische Anleihen am Dienstag knapp über 8%rentierten, dem niedrigsten Wert seit dem Juni 2010. Der Tenor im Beitrag der Wirtschaftswoche ist ähnlich, wobei die Rendite dort etwas höher waren, weil der Text auch etwas älter ist. Nur am Rande sei bemerkt, dass “Experten” daraus wieder das interpretieren, was man aus den Kursen ablesen kann, nämlich, dass sich Griechenland auf dem Weg der Erholung befindet.

Die Suche nach griechischen Anleihen ist freilich seit dem Haircut im vergangenen Jahr nicht so ganz trivial. Es geistern nämlich noch ein paar Altanleihen herum. Sucht man im Anleihefinder von Cortal Consors Griechenlandanleihen, wird man schnell fündig.

Geld Brief Preis* Rendite
6.1% GREECE 2010-2015 21 53 26 84,04%
3.7% GREECE EMT-NOTES 2005-2015 19 60 40 51,29

Diese dort notierten Festzinsanleihen weisen allerdings so hohe Spannen (Fachjargon Spreads*) auf, dass hier ein Einstieg für Nichtprofis ausgesprochen unvorteilhaft enden kann. Außerdem kommen keine Umsätze zustande. Daneben gibt es eine ganze Reihe durch den EFSF garantierter Bonds (EFSF Notes), deren Rendite in der Tat zwischen 5,86% bis 7,24% notiert:

WKN

Zins Fälligkeit Rendite Kurs
A1G1UA 2,00% 24.02.2023 7,24 63,82
A1G1UB 2,00% 24.02.2024 7,76 61,02
A1G1UC 2,00% 24.02.2025 7,69 58,58
A1G1UD 2,00% 24.02.2026 7,5 57,11
A1G1UE 2,00% 24.02.2027 7,38 55,91
A1G1UF 2,00% 24.02.2028 7,3 54,57
A1G1UG 2,00% 24.02.2029 7,2 53,37
A1G1UH 2,00% 24.02.2030 7,11 52,75
A1G1UJ 2,00% 24.02.2031 7 52,1
A1G1UK 2,00% 24.02.2032 6,81 51,77
A1G1UL 2,00% 24.02.2033 6,69 51,27
A1G1UM 2,00% 24.02.2034 6,62 50,57
A1G1UN 2,00% 24.02.2035 6,56 50,06
A1G1UP 2,00% 24.02.2036 6,53 49,5
A1G1UQ 2,00% 24.02.2037 6,12 49
A1G1UR 2,00% 24.02.2038 6,3 48,37
A1G1US 2,00% 24.02.2039 6,19 48,43
A1G1UT 2,00% 24.02.2040 6,13 48,02
A1G1UU 2,00% 24.02.2041 5,99 48,27
A1G1UV 2,00% 24.02.2042 5,86 48,38
A1G1UW 0,00% 15.10.2042 1,102

Quelle: Börse Stuttgart (Details zum technischen Umtausch sind z.B. hier, hier oder hier zu finden).

Leider geben die beiden Artikel nicht an, welche Anleihen das Niveau von 8% erreichten. Sollten damit die durch den EFSF garantierten Anleihen gemeint sein, dann kann man aber nicht wirklich von einem Comeback Griechenlands sprechen, denn hinter den Anleihen steckt das Versprechen der Eurozone, die Rückzahlung zu garantieren. Wenn also nun “Entspannung bei griechischen Anleihen” geschrieben wird, dann ist damit eigentlich gemeint, dass ein Stück Vertrauen in die Eurozone zurückkehrt, was auch durch den neuen Finanzstabilitätsbericht nicht widerlegt wird. Die hohen Zinsen deuten allerdings immer noch ein gewissen Misstrauen der Investoren an. Sie schätzen das Risiko der nicht vollständigen Rückzahlung hier höher ein, als bei Staatsanleihen Deutschlands, Frankreichs oder Italien.

Allerdings konnte ich trotz intensiver Suche nicht alle Details der Garantie- bzw. Anleihebedingungen finden. Die dafür vorgesehene Webseite www.greekbonds.gr war leider am Dienstag Abend nicht erreichbar.

Wie auch immer. Wenn ich über solche Anleihen schreibe, dann stellt das in keinem Fall eine Anlageempfehlung dar. Wer hier investieren will, der sollte sich umfassend informieren. Das ist zugegeben nicht ganz einfach ist, weil gerade hier benötigte Detailinformationen (etwa über die Garantiebedingungen) auf den Webseiten der Börsen bzw. der Broker nicht zur Verfügung gestellt werden.

PS

Ein Leser hat mir nach Veröffentlichung dieses Beitrags freundlicherweise die Umtauschbedingungen im Detail zugesendet. Anhand der Dokumentenbezeichnung habe ich es dann auch online gefunden. Wer also die Details nachlesen will, der findet sie hier im Reg_S_Invitation_Memorandum“, bereit gestellt vom FT Blog Alphaville.


* Als Spread oder Geld-Brief-Spanne bezeichnet man Handel die Spanne zwischen Geld– und Briefkurs. Der Kauf eines Marktinstruments erfolgt zum höheren Briefkurs (Angebot im Markt) und der Verkauf zum niedrigeren Geldkurs (Nachfrage des Markts) (Quelle: Wikipedia, siehe auch Geldkurs bzw. Briefkurs).

Markus Rhein September 18, 2013 um 09:54 Uhr

Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Ich habe mich ebenfalls intensiv mit dieser Thematik, vor allem jedoch mit dem Anleihenmarkt, beschäftig. Dazu kann ich nur sagen, dass dieser in der Regel stark unterschätzt wird. Viele Menschen sind sich über die immense Bedeutung von Anleihen nicht bewusst. Im Hintergrund stellt der Anleihenmarkt die Hauptfinanzierungsquelle für Unternehmungen dar. Zeitgleich ist er der größte Markt der Geldanlage. Das Anlagevolumen welches im globalen Anleihenmarkt steckt, übertrifft das Welt-BIP bei weitem. Anleihen stellen sicherlich eine interessante Möglichkeit zur Geldanlage dar, man darf hierbei jedoch nicht auf die zwei Hauptrisiken vergessen. Dem Zinsrisiko, welches gerade in der aktuellen Zeit immer aktueller wird, sowie dem Emittentenrisiko. Dieses Risiko wird in der Regel vollkommen unterschätzt. Wenn man zukünftig vor einem Anleihenkauf vor allem auf dem Emittenten achtet und nicht von der Gier nach Verzinsung sich beeinflussen lässt, stellen auch sicherlich zukünftig eine gute Art zur Geldanlage dar.

Andreas Teufl Mai 31, 2013 um 23:35 Uhr

Ich habe damals kurz bevor der Schludenschnitt Griechenlands kam Anleihen gekauft und so das ganze aus erster Hand erfahren. Die EFSF Bonds die ich bekommen habe, warfen unter 1 % Rendite p.a. ab. Also kann ich mit an Sicherheit grenzender warscheinlichkeit ausschließen, dass die 8 % Papiere vom EFSF garantiert werden.

Der Kurs der restlichen Anleihen (die der EFSF nicht absichert) stieg in den letzten Monaten kontinuierlich auf die im Artikel erwähnten Werte an. Verkaufen werde ich die Anleihen allerdings nicht, da ich für 1 alte Griechenlandanleihe 20 neue bekommen habe und so 20 Mal Orderspeßen bezahlen müsste und sich so ein großteil des Gewinnes in Luft auflösen würde.
Also habe ich nun warscheinlich bis 2042 etwas Griechnland im Depot 😉

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