Bailout-Gefahr für US-Versicherungen: Sie sollen Mrd. $-Risiken "verschoben" und so ihre Bewertung aufgebläht haben

by Dirk Elsner on 13. Juni 2013

Das ist ja eine heiße Geschichte, die ich gestern Abend noch im Dealbook der New York Times las. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sollen US-Lebensversicherungen Milliarden an Risiken in weniger regulierte Bundesstaaten oder andere Länder “verschoben” haben. Dadurch haben sie für diese Risiken weniger Rücklagen gebildet, als eigentlich bei exakter Risikoeinschätzung notwendig gewesen wären. Das hat zwei Konsequenzen:

  1. In der Gegenwart sehen die Ergebnisse der Versicherungen zu gut aus.
  2. In der Zukunft, wenn die Risikoereignisse so eintreten, wie bei genauer Berechnung erwartet, kommt es zu hohen Verlusten.

In dem Artikel von Mary Williams Walsh ist sogar die Rede davon, dass diese Risiken so groß sein könnten, dass man einen Bailout (also eine Staatsrettung) einiger Versicherungen nicht ausschließen könne.

Basis ihres Artikels ist ein 24-seitiger Bericht des New York State Department of Financial Services unter dem Titel: Shining a Light on Shadow Insurance. In dem Bericht soll davon  die Rede sein, dass allein das Volumen der “geschönten” Bewertung im Staates New York 48 Mrd. US Dollar betrage. Im Klartext: Die Ergebnisse der Versicherer sind um diesen Betrag zu hoch ausgewiesen. Ob daraus dann tatsächlich ein Risiko in gleicher Höhe entsteht, wird aus dem Artikel nicht deutlich. Das kann aber nach meiner Auffassung ohnehin schlecht bewertet werden. Die Transaktionen sollen so undurchsichtig gewesen sein, dass die Untersuchungen fast ein Jahr dauerten.

Abgewickelt wurde die Operation als Rückversicherung, was freilich durchaus üblich und normalerweise sinnvoll in der Versicherungsbranche ist. Bei Rückversicherungen kommt es allerdings darauf an, dass die Risiken fair und korrekt kalkuliert sind und die neuen Risikonehmer unabhängig von den Originalversicherern sind. Pikant ist nun, dass die Rückversicherer z.T. in weniger streng regulierten US-Bundesstaaten oder sogar in anderen Ländern sitzen und selbst von den Originalversicherern gegründet wurden. Damit sind die Risiken zwar aus den Blick der der strengen New Yorker Aufsichtsbehörden verschwunden (Versicherungen werden in den USA auf Ebene der Bundesstaaten reguliert) aber nicht aus den Büchern. Der Wert aller rückversicherten Policen stieg von 2,82 Billionen US Dollar auf 5,46 Billionen US Dollar* (Billion = US Trillion).

Ich kann derzeit nicht einschätzen, ob die Lage wirklich so dramatisch ist, wie das der Bericht andeutet. Der sonst nach jeder düsteren Schlagzeile gierende US-Blog Zero Hedge hatte das Thema bis 22.30 MEZ noch gar nicht aufgegriffen. Allerdings konzentriert sich der Blog auch meist auf den Investmentbankingsektor. Die US-Börse schloss zwar gestern schwach, das hat aber nichts mit der Veröffentlichung, sondern mit der allgemein schlechten Marktstimmung zu tun.

Bekannt ist, dass sich insbesondere Lebensversicherungen ohnehin seit einiger Zeit “In der Zinsfalle” befinden, wie die ZEIT letztes Jahr schrieb. Der Artikel beschreibt das Dilemma recht gut, so dass ich mir das hier sparen kann. Bereits im letzten Jahr soll ein “Geheimpapier” vor einer Krise der Lebensversicherer gewarnt haben. Das hat zwar nichts mit dem oben geschilderten Fall zu tun, zeigt aber unter welchem Druck das Management der Branche steht. Und es wäre nicht das erste Mal, wenn Unternehmen Risiken herunter rechnen, um ihre Bilanzen hübsch zu machen.

Googelt man im Netz nach Krise der Lebensversicherung, dann wird die Krise der Lebensversicherung dort meist nur unter der Perspektive der Verbraucher, also der Versicherten beleuchtet, weil ihre Garantieverzinsungen in Gefahr sind. Um staatliche Rettungen für Versicherungen ging es eigentlich nur einmal, nämlich als in den USA der Versicherungsgigant AIG aufgefangen werden musste. AIG hatte sich aber bekanntlich nicht mit Lebensversicherungen übernommen, sondern mit Kreditversicherungen. In Europa profitieren Versicherungen nicht zuletzt von den europäischen Rettungsfonds für diverse Staaten. Hätte es noch mehr Schuldenschnitte wie für Griechenland gegeben, hätte es bereits in den vergangenen Monaten düsterer für manche Versicherung ausgesehen.

Wirtschafts Zeitung Juni 15, 2013 um 19:11 Uhr

Die klassische Lebensversicherung gibt es bei uns in Österreich schon garnicht mehr. Viele Familien haben eine Fondsgebundenen Lebensversicherungen als Tilgungsträger für ihre endfälligen Immobilien Kredite genommen, jetzt müssen 99% der Familien in Euro um switschen und das kostet viel Geld. Dazu kommt noch das die Lebensversicherung nicht einmal die versprochenen Rendite von 4,2 % erreicht hat. Da muss anständig nachgebessert werden, ansonsten werden viele ihr Eigenheim verlieren. Da muss Mann sich wieder einmal bei der EU bedanken das es soweit gekommen ist.

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