Bundesbank über Fehlentwicklungen im Finanzsystem als Ursache der Finanzkrise

by Dirk Elsner on 25. Juli 2013

Über die Finanzkrise 2007 – 2010 (oder länger?) gibt es mittlerweile Unmengen Literatur. Auch mit Erklärungsansätzen kann man vermutlich schon die erste Bibliothek füllen. Die Bundesbank hat in einem Fachaufsatz über die “Makroprudenzielle Überwachung in Deutschland”  jetzt noch einmal wesentliche Punkte aus ihrer Sicht zusammengefasst.

“Die Finanzkrise nahm ihren Ursprung im Jahr 2007, als zahlreiche Finanzinstitute teils existenzbedrohende Verluste aus strukturierten Wertpapieren erlitten. Zum Vorschein kamen dabei vorausgegangene Fehlentwicklungen wie erodierende Standards bei der Vergabe von Immobilienkrediten in den USA oder fragwürdige Praktiken bei der Vergabe von Ratings. Zugleich zeigten sich Schwächen in den Geschäftsmodellen einiger Banken, die stark von kurzfristiger Refinanzierung abhingen und hohe Klumpenrisiken aufgebaut hatten. Die Verwerfungen weiteten sich nach dem Kollaps der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 zu einer Systemkrise aus. Vor dem Hintergrund eines rapiden Vertrauensverlustes der Banken untereinander trockneten wichtige Refinanzierungsmärkte für Banken aus. In der Folge sahen sich die Zentralbanken veranlasst, ihre Liquiditätsversorgung für das Bankensystem erheblich auszuweiten. Zugleich mussten Banken – auch in Deutschland – durch staatliche Unterstützung vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Offenkundig liegen wesentliche Ursachen für die Schärfe und die Persistenz der Finanzkrise in Fehlentwicklungen innerhalb des Finanzsystems selbst. Diese Erfahrung hat die Bedeutung systemischer Risiken für die Höhe der gesamt wirtschaftlichen Kosten mangelnder Finanzstabilität in Erinnerung gerufen. Denn das Finanzsystem wird nicht nur passiv durch Fehlentwicklungen von außen getroffen (sog. exogene Schocks), die etwa im Bereich der Realwirtschaft oder der Finanzpolitik ihren Ursprung haben. Vielmehr können Funktionsweisen und Strukturen des Finanzsystems selbst aktiv zum Aufbau von Stabilitätsrisiken sowie zur Ausbreitung und Verstärkung von Instabilitäten beitragen. Diese endogenen, aus dem Finanzsystem herrührenden Mechanismen, die krisenhafte Entwicklungen hervorrufen oder verstärken können, werden als systemische Risiken bezeichnet.”

Die hier dokumentierten Erkenntnisse sind nicht neu, aber noch einmal gut zusammen gefasst. Gleichwohl sollten Leser berücksichtigen, dass die Ursachenklärung hier an der Oberfläche schwimmt. Wer tiefer schürfen will, der wird fündig auf der Sonderseite im Blick Log zur Aufarbeitung der Finanzkrise

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